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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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würde, den Cowboy-Gärtner zu treffen. Aber als sie durch die Toreinfahrt kam und er gerade dabei war, irgendwelcheneu gepflanzten Bodendecker zu bewässern, hatte sie nicht lange gezögert.
    »Hej! Ich habe vielleicht doch noch mal eine Bitte an dich. Ich weiß, dass ich neulich nicht gerade nett zu dir war, aber das musst du auch verstehen. Es ist nicht besonders witzig, wenn man erfährt, dass der Typ, mit dem man zusammen ist …«
    »Schon klar. Kenn ich gut, das Gefühl. Und? Hat er dich verarscht?«
    »Es scheint so, ja. Und ich bin echt sauer! Aber das würde ich ihm gerne selber ins Gesicht sagen. Das Problem ist nur, dass ich noch nicht mal weiß, wo er genau wohnt. Ich war nie bei ihm, und ich habe keine Adresse von ihm und nichts.«
    »Jetzt verarschst du mich aber! Hör mal, es ist doch klar, was du vorhast! Du könntest ihn ja auch anrufen und fragen, aber das willst du gar nicht. Du willst ihn erwischen, wenn er gerade mit der anderen Alten …« Er hatte eine eindeutige Handbewegung gemacht und Julia angegrinst. »Richtig?«
    »Ja, stimmt schon.«
    »Und jetzt willst du wissen, ob ich vielleicht irgendjemanden kenne, der einen kennt, der weiß, wo du zum Showdown antreten kannst. Wie im guten alten Wildwestfilm! Peng! Genau zwischen die Augen …«
    »Und? Kannst du mir helfen?«
    »Schon möglich. Ich hör mich mal um, kann eigentlich nicht so schwer sein. Ich hab da auch schon so eine Idee.«
    Als Julia ihm ihre Handynummer gab, bereute sie ihren Entschluss schon fast wieder. Aber tatsächlich hatte er sich noch am selben Abend bei ihr gemeldet.
    »Okay, Lady, ich hab da jemanden aufgetrieben für dich. Ist nicht unbedingt erste Wahl, die Kleine, aber sie kennt ihn. Sie will allerdings einen Schein für die Info sehen, ist ziemlich klamm, glaube ich, also ohne Kohle läuft da gar nichts. Ich hab ein Treffen für dich mit ihr ausgemacht, morgen gegen Mittag. Du sollst zum Musikpavillon kommen, an dem Denkmal von Grieg, da hängt sie sowieso immer rum. Frag einfach nur nach Angel, aber erschrick dich nicht, sie ist eine echt abgefuckte Punkerin!«
    »Du hast was gut bei mir.«
    »Das hoffe ich.«
    Natürlich hatte sie gelogen, als sie ihrer Mutter erzählt hatte, dass Erik oder irgendwelche anderen Kommilitonen bei ihr waren. Erik hatte kommen wollen, so viel stimmte zumindest, aber sie hatte ihn abgewimmelt. Stattdessen hatte sie den Abend damit verbracht, die immer wieder gleichen Fragen zu formulieren, die sie Mikke stellen wollte: Warum hast du mich belogen? Wer bist du eigentlich? Was willst du von mir? Hast du etwas mit Maries Verschwinden zu tun?
    Immer wieder hatte sie auch die verschiedensten Möglichkeiten durchgespielt, die sich aus seinen Antworten ergeben würden. Die schlimmste Antwort von allen war wie ein Albtraum gewesen, der sie mit einer Mischung aus Panik und ohnmächtiger Wut ruhelos durch die Wohnung laufen ließ, bis sie sich erschöpft auf ihrem Bett zusammenkauerte – aber antworten würde Mikke, dafür würde sie sorgen.
    Irgendwann am Vormittag dann hatte der testosterongesteuerte Nachbarsbengel vor ihrer Tür gestanden. Julia war kaum in der Lage gewesen, sich auf sein aufgeregtesGestotter zu konzentrieren, irgendetwas von einem Wagen, der auf der Straße stehen sollte und das Haus beobachtete.
    »Eindeutig Zivilbullen! Ich wollte es dir nur sagen, falls die wegen dir hier sind.«
    »Was soll der Blödsinn? Das macht doch überhaupt keinen Sinn! Wieso sollte …?«
    Doch, natürlich, war es ihr im nächsten Moment durch den Kopf geschossen, es hatte durchaus Sinn! Jan-Ole ließ sie bewachen. Er hatte sich mit ihren Antworten vom Tag zuvor nicht zufriedengegeben und hatte Angst um sie. Aber sie konnte keine Polizei gebrauchen, nicht ausgerechnet jetzt!
    »Kann ich mich auf dich verlassen?«, hatte sie improvisiert und die Zustimmung des Nachbarsjungen schon vorausgesetzt, bevor er überhaupt noch nicken konnte. »Gut, dann pass auf! Ich kann dir das jetzt nicht alles erklären, aber ich muss gleich noch mal weg, ohne dass die Typen irgendwas davon mitkriegen. Meinst du, du schaffst es, sie lange genug abzulenken, dass ich aus dem Haus komme und verschwinden kann?«
    »Aber klar doch. Locker!«
    »Wir treffen uns unten im Hof, in einer halben Stunde, okay?«
    »Mann, Mann, ich wusste, dass du cool bist!«
    Er erschien bewaffnet mit zwei Spraydosen. Die Kapuze seines Sweatshirts hatte er über den Kopf gezogen, außerdem hatte er sich auch noch ein Tuch vor Mund und Nase

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