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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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Minuten später wieder an der Zufahrt zur Hütte gewesen.
    Er hatte das Moped genommen und war nach Bergen gefahren. Und wieder war es fast zu einfach gewesen, als würde irgendeine unbekannte Macht die Dinge für ihn regeln.
    Er hatte gerade das Moped abstellen wollen, als ihm der Junge mit den Spraydosen aufgefallen war. Dann waren auch schon die Zivilbullen aus ihrem Wagen gesprungen. Er hatte sie vorher nicht bemerkt, was ihn für einen Moment irritierte und fast daran zweifeln ließ, ob er die Sache wirklich noch im Griff hatte – aber dann kam auch schon Julia aus der Toreinfahrt.
    Er war ihr bis zum Musikpavillon gefolgt und hatte beobachtet, wie sie sich mit der Punkerin traf. Als die beiden in Richtung Bryggen unterwegs waren, hatte er gemerkt, wie er nervös wurde. Er musste Julia alleine erwischen, und er hatte das Gefühl, dass ihm die Zeit davonlief. Als sie dann auch noch zusammen in den Bus stiegen, war er fast wütend geworden. Er war dem Bus gefolgt, bis klar wurde, dass die beiden nach Gamle Bergen wollten, aber er hatte keine Ahnung gehabt, was sie eigentlich vorhatten.
    Im Museumsdorf hatte er sie kurz aus den Augen verloren, die schmalen Gassen wimmelten vor Touristen, er war einen Moment ziellos hin und her gelaufen, bis er plötzlich die Punkerin wiedersah. Alleine, ohne Julia. Er hatte nicht lange gezögert, sondern sie von hinten am Arm gepackt und in einen dunklen Gang gezerrt, weg von den Touristen.
    Sie war so überrascht gewesen, dass sie sich nicht gewehrt hatte.
    »Wo ist deine Freundin, mit der du eben hergekommen bist?«
    »Ich hab’s gewusst, dass sie irgendwie Dreck am Stecken hat! Bist du ein Bulle?«
    Er hätte fast gelacht, als er ihre Panik spürte. Und er hatte nur den Druck auf ihren Arm verstärken müssen, um sie zum Reden zu bringen.
    »Sie wollte wissen, wo so ein Typ wohnt, den sie kennt. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Aber ich habe nichts damit zu tun. Ich hab ihr nur das Haus gezeigt, dafür könnt ihr mich nicht drankriegen! Den Typen kenn ich auch nicht weiter, ich hab nur einmal mit ihm gepennt, als ich breit war, das ist alles. Ich kann dich hinbringen, aber dann lässt du mich laufen, okay?«
    Sie hatte ihn zu dem Kellereingang gebracht und war im gleichen Moment weggerannt, in dem er ihren Arm losließ.
    Natürlich hatte es ihm nicht gepasst, dass es jetzt neben der Punkerin noch einen weiteren Zeugen geben würde, wenn er sich Julia holte. Aber er hatte nicht mehr länger warten wollen, sein Gefühl, dass ihm keine Zeit mehr blieb, war stärker gewesen als alle Bedenken, die ihm durch den Kopf gingen.
    Und der Überraschungseffekt war ganz auf seiner Seite gewesen, wer immer der Typ war, den Julia besucht hatte, erhatte noch nicht mal versucht, sie zu beschützen. Und Julia war hinter ihm hergestolpert, ohne dass er mehr tun musste, als Marie zu erwähnen und zu behaupten, dass er wüsste, wo sie war.
    Die blöde Kuh war ihm gefolgt, als wäre sie in Trance. Und selbst als sie hinter ihm auf dem Moped hockte und ihn mit ihren Fragen nervte, glaubte sie immer noch daran, dass sie Marie retten könnte. Erst als sie schon auf der Halbinsel waren und er sie über den Trampelpfad zum Friedhof führte, war sie zickig geworden. Als hätte sie plötzlich gewusst, dass sie geradewegs in eine Falle lief! Es war spannend für ihn gewesen zu beobachten, wie sie verzweifelt überlegte, was sie tun sollte. Wie ihr trotzdem nichts anderes einfiel, als ihm weiter zu folgen. Wie sie dann fassungslos vor der Grube stand, obwohl sie längst begriffen haben musste, was sie sehen würde.
    Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie … Nein, was dann geschehen war, daran wollte er sich nicht erinnern. Nicht jetzt, er würde später noch genug Zeit haben, um darüber nachzudenken. Jetzt musste er sich ausschließlich auf den nächsten Schritt konzentrieren: das Ruderboot vertäuen, das Blut von den Bodenplanken abwaschen, den Krempel aus dem Schuppen beiseiteschaffen. Er hatte auf dem Weg über die Bucht kurz überlegt, alles auf einen Haufen zu werfen und anzuzünden, aber das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht war es besser, gleich den ganzen Schuppen abzufackeln. Irgendwo musste noch ein Kanister mit Benzin stehen, das sollte reichen, um das trockene Holz in wenigen Minuten in Flammen aufgehen zu lassen. Und wenn die Hütte durch einen Windstoß ebenfalls Feuer fangen und abbrennen würde, wäre das nur in Ordnung. Dann wäre alles,was ihn an die

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