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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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prompt von der entsetzten Ehefrau entdeckt wurde!
    Als er den Artikel zum ersten Mal gelesen hatte, war sein einziger Gedanke gewesen, dass die arrogante Schlampe damit niemals hätte durchkommen dürfen. Aber stattdessen war sie mit ihrer Heldentat auch noch in die Zeitung gekommen und auf dem Foto von ihren Mitschülern gefeiert worden. Er hatte nur kurz nachgerechnet, wie viel Zeit seit dem Artikel vergangen war, und dann schien sich plötzlich alles wie ein Puzzlespiel zusammenzufügen: Diese Julia Schulman war ganz eindeutig die Tochter der Psychologin, zu der man ihn geschickt hatte, und sie war im richtigen Alter! Außerdemhatte sie es sich gewissermaßen selbst zuzuschreiben, wenn ihr jetzt endlich mal jemand ihre Grenzen aufzeigen würde. Sie hatte ihr Schicksal schon in dem Moment herausgefordert, in dem sie die nackte Leiche im Bett ihres Lehrers gespielt hatte.
    Jetzt blickte er noch einmal auf das Foto und fühlte sofort wieder den Ärger in sich aufsteigen, dass nicht alles so gelaufen war, wie er es geplant hatte. Tatsächlich war da auch die andere Schlampe, gleich neben dieser Julia, und beide waren ungefähr gleich groß und hatten lange blonde Haare, die in der Mitte gescheitelt waren. Außerdem war das Foto leicht unscharf, und das mochte auch die Verwechslung erklären, die ihm da passiert war. Erklären, aber nicht entschuldigen! Er war sich seiner Sache tatsächlich zu sicher gewesen. Es schien nun mal alles so einfach, dass es schon fast langweilig gewesen war – ohne irgendwelche Probleme hatte er über Facebook herausgefunden, dass sie inzwischen hier an der Uni studierte, und es hatte ihn nicht mehr als ein paar charmante Lügen gekostet, um sich im Sekretariat auch ihre Adresse zu besorgen.
    Aber vielleicht hatte es auch deshalb genau so kommen sollen, wie es geschehen war! Und damit blieb es dabei, dass die kleine Schlampe in der Hütte eben nichts weiter war als eine Herausforderung an seine Intelligenz, wie er die ganze Sache zu einem Ende bringen würde, das ihn befriedigte. Diese Julia würde in jedem Fall bekommen, was sie verdiente, und ebenso ihre Mutter!
    Er ging zurück auf die Liste mit dem Namen »Schulman« und scrollte sich weiter nach unten, bis ihn der Eintrag »Anna M. Schulman« stutzen ließ. Er hatte noch kaum den Link aufgerufen, als ihm die Psycho-Schlampe entgegenblickte– das Foto war fast zehn Jahre alt, wie er mit einem Blick auf das Datum des Artikels feststellte, und sie hatte die Haare anders und sah fast noch ein bisschen mädchenhaft aus, aber sie war es ganz eindeutig. Und die Bildunterschrift ließ den letzten Zweifel verschwinden: »Die Psychologin Anna M. Schulman trägt als Profilerin zur Überführung des Täters bei.«
    Er war plötzlich so nervös, dass er kaum noch die Maus bedienen konnte, um den dazugehörigen Artikel auf den Bildschirm zu bekommen.
    Es hatte damals in Bergen eine Reihe von Vergewaltigungen gegeben, die auf immer denselben Täter schließen ließen. Aber obwohl die Opfer teilweise sehr konkrete Angaben zu seinem Aussehen machen konnten, liefen alle Spuren ins Leere. Erst als die Kriminalpolizei dann die besagte Profilerin hinzuholte, konnte der Täter schließlich identifiziert und überführt werden.
    Außer dem Namen »Anna M. Schulman« und der kurzen Erwähnung, dass sie in Bergen als Psychologin arbeitete, gab es keine weiteren Angaben, dafür tauchte mehrmals der Name des Kommissars auf, der die Ermittlungen geleitet hatte: Jan-Ole Andersen, 46 Jahre, Hauptkommissar bei der Mordkommission. Und als er »Jan-Ole Andersen« als Suchbegriff eingab, wurde er endlich fündig. Tatsächlich hatte die Zeitung damals eine Homestory über den Kommissar gebracht, unter dem Titel »Der Bulle und die Psychologin« hatte ein Redakteur sein Bestes gegeben, um den Lesern einen Einblick in Jan-Oles Privatleben zu verschaffen. Das Foto zeigte einen kräftig gebauten Mann mit Schnauzbart und in einem T-Shirt, auf dem der Schriftzug der norwegischen Rockband »Dance With A Stranger« zu lesen war. Er hatteden Arm um die neben ihm eher schmächtig wirkende Psycho-Schlampe gelegt und grinste selbstbewusst in die Kamera. Im Hintergrund war deutlich das Haus im Strangehagen zu erkennen.
    Der Artikel ließ sich lang und breit darüber aus, wie Jan-Ole in einem Austauschprogramm mit der deutschen Polizei in Hamburg die damals gerade frisch gebackene Psychologin kennengelernt hatte, wie sie sich schon am ersten Abend Hals über Kopf ineinander

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