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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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wenn klar war, dass sich in Kürze etwas verändern würde.
    Er überlegte, wo der nächste Supermarkt war. Er hatte plötzlich Lust auf ein richtiges »Koldtbord«, die Henkersmahlzeit für die kleine Schlampe sollte schließlich auch etwasBesonderes sein. Er bedauerte es nur ein bisschen, dass er keine Küche zur Verfügung hatte. Aber eine Flasche Rotwein könnten sie sich zum Essen gönnen. Und er musste noch Kerzen besorgen!

MERETTE
    Gegen halb zwei hatte sie es endlich geschafft, den Betreuer ans Telefon zu kriegen. Allerdings hatte er gleich darauf hingewiesen, dass seine Zeit knapp bemessen war.
    »Ich hab einen Termin und noch keine Mittagspause gehabt, also mach es bitte kurz.«
    »Das wird nicht gehen, und am Telefon schon gar nicht.«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, dass ich dich persönlich sprechen will, und zwar heute noch. Wann hast du Schluss?«
    »He, warte mal! Wenn ich Feierabend habe, dann will ich bestimmt nicht …«
    »Wann?«
    »Um vier, aber wie gesagt …«
    »Gut. Ich bin ab vier bei dem Chinesen am Torget, das Restaurant im ersten Stock. Ich nehme an, du kennst es.«
    »Hallo, was wird das denn? Du kannst mich doch nicht einfach …«
    »Ich bitte dich wirklich zu kommen. Es ist wichtig.«
    Dann hatte sie aufgelegt, bevor er noch etwas erwidern konnte. Sie wusste, dass ihr Ton alles andere als freundlich gewesen war, aber sie hatte es satt, dass die Kollegen im Amt ständig versuchten, den Eindruck zu vermitteln, man würde sie stören. Und sein erster Satz hatte schon gereicht,um sie aggressiv werden zu lassen. Vor allem fragte sie sich nicht zum ersten Mal, wie es eigentlich jemandem gehen würde, der anrief, weil er ein ernstzunehmendes Problem hatte und Hilfe brauchte.
    Als sie das Chinarestaurant betrat, war sie sich nicht sicher, ob er wirklich kommen würde. Aber sie hatte sich seine Adresse besorgt, im Zweifelsfall würde sie nicht zögern, ihn zu Hause aufzusuchen.
    Das Restaurant war um diese Zeit noch so gut wie leer, ein paar jüngere Männer in grauen Anzügen und mit Aktenkoffern waren die einzigen Gäste. Die Küche hatte durchgehend geöffnet, wahrscheinlich in der Hoffnung, die Touristen vom Fischmarkt anlocken zu können – aber wer mit dem Kreuzfahrtschiff nach Bergen kam, wollte eher etwas »typisch Norwegisches« als ausgerechnet ein schlecht beleuchtetes Chinarestaurant mit kitschiger Deko und einer Speisekarte, wie er sie auch in jeder anderen Stadt Europas finden konnte.
    Auch Merette war bislang nur einmal hier gewesen, als sie sich mit Jan-Ole auf neutralem Boden hatte treffen wollen, um ihre Trennung zu besprechen. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, dass der Abend mehr oder weniger in einem Besäufnis geendet und sie sich am Tag darauf geschworen hatte, nie wieder ein Glas Reisschnaps anzurühren.
    Merette suchte sich einen Tisch, von dem aus sie freien Blick auf den Eingang hatte, und bestellte eine Portion Frühlingsrollen.
    Ohne es zu wollen, bekam sie einzelne Satzfetzen von dem Tisch am Fenster mit, an dem die anderen Gäste saßen.
    Mehrmals fiel der Name »Vorwerk«, die jungen Männer waren offensichtlich Staubsauger-Vertreter, einer von ihnen gab gerade lautstark eine Geschichte zum Besten, wie er eine Frau zum Kauf des neuesten Modells überredet hatte.
    »Ich bin hin und hab ihr den neuen Saugroboter vorgeführt, bis sie echt heiß war. Aber dann habe ich gesagt: Sie stehen auf das Ding und vollkommen zu Recht, aber ich will ja nicht, dass es Ärger gibt, ist ja auch nicht ganz billig. Wissen Sie was, ich komme noch mal wieder, wenn Ihr Mann da ist, und dann können Sie das gemeinsam entscheiden. Na ja, und dann bin ich abends wieder hin und hab den Typen voll erwischt! Ich meine, er hatte echt keine Chance, seine Alte war hin und weg von dem Teil, und er so zu ihr: Brauchen wir denn wirklich einen neuen Staubsauger? Und sie: Aber ja, der ist toll, und der macht das alles alleine! Und ich zu ihm: Sehen Sie sich an, was das Teil kann, dann wissen Sie, was Ihre Frau meint. Und er kriegt voll die dicken Augen, als der Robot loslegt, aber muss natürlich erst noch so tun, als ob er der ganz große Fachmann wäre, dabei habe ich ihn längst schon am Haken. Klar, dass er dann noch mal mit dem Preis kommt, aber ich so zögernd: Über ein paar Prozente lässt sich vielleicht noch reden, und dann: Passen Sie auf, ich mache Ihnen jetzt ein Angebot, weil Sie es sind, und ich sehe ja auch, dass Sie was davon verstehen, hier saugt und bläst nämlich der

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