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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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blieb Thea stehen und bedeutete Erik mit einem Nicken weiterzugehen.
  Er ging auf Blaise zu, die sich mit der langsamen Anmut einer Schlange aufrichtete.
  Thea steckte den Daumen in die Öffnung der Evian- Flasche und schüttelte sie leicht.
  »Thea meinte, du wolltest mit mir reden.« Eriks Stimme war höflich, aber nicht ermutigend. Nachdem er gesprochen hatte, drehte er sich zu Thea um.
  »Das ist richtig«, sagte Blaise mit einnehmender Stimme. Aber zu Theas Überraschung richtete sie das Wort an den Boden, als sei es ihr peinlich. »Aber jetzt ... nun, ich bin furchtbar verlegen. Ich weiß, was du wahrscheinlich von mir denkst - dass ich versuche, etwas wie dies zu sagen, während deine Freundin dasteht.«
  »Nun ...« Erik schaute noch einmal zu Thea hinüber. »Es ist okay«, fügte er mit leiserer Stimme hinzu. »Ich meine, es ist besser, du sagst, was immer du zu sagen hast, vor ihren Augen statt hinter ihrem Rücken.«
  »Ja. Ja, das ist wahr.« Blaise holte tief Luft, als wappnete sie sich, dann hob sie den Kopf, um Erik in die Augen zu schauen.
  Was um alles in der Welt tut sie da? Thea starrte ihre Cousine an. Was sollte diese Szene?
  »Erik ... ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll, aber ... du bedeutest mir etwas. Ich weiß, wie das klingt. Du denkst, ich hätte Dutzende von Jungs, und angesichts der Art, wie ich sie behandele, kann mir unmöglich etwas an einem einzigen von ihnen liegen. Ich mache dir auch keine Vorwürfe, wenn du jetzt einfach weggehen willst, ohne mir noch länger zuzuhören.« Blaise nestelte an dem Reißverschluss an ihrem Hals herum.
  »Na, hör mal, ich werde doch nicht einfach weggehen. Das würde ich dir nicht antun«, antwortete Erik, und seine Stimme war noch weicher. 
  »Danke. Du bist so nett - viel netter, als ich es verdiene.«
  Geistesabwesend, als sei es die beiläufigste aller Gesten, griff Blaise nach dem Reißverschluss und zog ihn herunter.
  Die Kette war entblößt.
   Schau sie nicht direkt an , sagte Thea sich. Stattdessen starrte sie auf die Rückseite von Eriks sandfarbenem Kopf- der sich plötzlich überhaupt nicht mehr bewegte.
  »Und weißt du, dies wird seltsam klingen, aber die meisten dieser Jungs mögen mich nicht wirklich.« Blaises Stimme war jetzt sanft - verführerisch, aber verletzbar. »Sie - wollen mich nur. Sie betrachten die Oberfläche und versuchen niemals, tiefer zu blicken. Und deshalb fühle ich mich manchmal ... so einsam.«
  In Theas Augenwinkeln bewegten sich goldene Sterne und Monde. Yemonjawurz und andere köstliche Düfte wehten in ihre Richtung. Beim ersten Mal hatte sie das gar nicht bemerkt; sie war zu tief in den Zauber der Kette verstrickt gewesen. Und eine schwache, hohe Resonanz hing jetzt in der Luft - zwei oder drei Töne, die beinahe über der Schwelle des Gehörs zu liegen schienen.
  Singende Kristalle. Natürlich. Blaise griff alle Sinne an und spann ein goldenes Netz, aus dem es kein Entrinnen gab ... und das Ganze war abgestimmt auf Eriks Blut.
  »Alles, was ich je wollte, ist ein Junge, dem ich wichtig genug bin, um unter meine Oberfläche zu blicken.« Blaises Stimme stockte jetzt ein wenig. »Und - nun, bevor ich wusste, dass Thea dich mag ... nun, ich dachte, du könntest dieser Junge sein. Erik, bitte, sag es mir - ist das vollkommen unmöglich? Soll ich die Hoffnung total aufgeben? Denn wenn du es sagst, werde ich es tun.«
  Erik stand jetzt auf seltsame Weise da, als sei er verkrüppelt. Thea konnte sehen, dass sein Atem schneller ging. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen - sie wusste, wie es aussehen würde. Wie das von Luke. Maßloses Erstaunen, das sich in Anbetung verwandelte.
  »Sag es mir einfach«, bat Blaise und hob in einer pathetischen Geste die Hand. »Und wenn du Nein sagst, werde ich für immer weggehen. Aber falls ... falls du denkst, dass du mich mögen könntest ... nur ein klein wenig ...« Sie schaute ihn mit leuchtenden, sehnsuchtsvollen Augen an.
  »Ich ...« Eriks Stimme war belegt und zögerlich. »Ich ... Blaise ...« Er schien keinen ganzen Satz zustande zu bringen.
  Kein Wunder. Er ist bereits verloren.
  Mit dieser Gewissheit, die Thea erschütterte, hörte sie auf, ihre Plastikflasche zu schütteln. Ihr kleines Elixier des Grauens hatte keine Chance gegen Blaises Magie. Erik war am Haken, und Blaise angelte ihn sich.
  Und es war nicht seine Schuld. Man konnte von niemandem erwarten, dass er sich dieser Art von Zauber widersetzte.

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