Schwestern der Dunkelheit
hatte Mühe, Blaise aufzuspüren - erst zur Mittagszeit fanden sie und Dani die Hexen vom Zirkel der Mitternacht auf der Treppe im vorderen Innenhof.
»Bitte, zeig es uns«, sagte Selene gerade, als Thea und Dani sich der Gruppe näherten. »Nur ein einziger schneller Blick. Bitte!«
»Ich will vorher einen Probelauf machen«, entgegnete Blaise, die sehr selbstzufrieden aussah. Sie nahm einen Schluck Eistee und ignorierte Thea und Dani.
»Wie geht es Gran?«, fragte Thea ohne Einleitung.
Blaise drehte sich um. »Besser - was sie nicht dir zu verdanken hat. Warum hast du heute Morgen nicht angerufen?«
»Ich habe verschlafen.« Nach schrecklichen Albträumen, in denen es um erwürgte Leute ging.
»Wir waren bis spät in die Nacht auf«, sagte Dani. »Es ist nicht Theas Schuld.«
»Eurer Grandma geht es wirklich gut«, meldete Vivienne sich freundlich zu Wort. »Sie muss sich nur ein Weilchen ausruhen - wahrscheinlich wird Mom sie noch für einige Tage bei uns behalten. Schlaf heilt, musst du wissen.«
Ein winziger Hauch der Erleichterung stieg in Thea auf wie eine Frühlingsbrise. Wenn es Gran besser ging, hatte sie eine Sorge weniger. »Danke, Viv. Sag bitte auch deiner Mom Danke.«
Blaise zog die Augenbrauen hoch und gab einen winzigen Laut von sich, etwa wie ein »Hmpf«. Dann tippte sie sich mit einem langen Fingernagel ans Kinn. »Ein Probelauf ...«, sagte sie noch einmal und schaute ins Leere.
Sie war ungewöhnlich gekleidet, in eine bronzefarbene Seidenjacke mit hohem Kragen, dessen Reißverschluss sie sich bis zum Kinn hochgezogen hatte. Thea wurde plötzlich flau im Magen.
»Was willst du ausprobieren?«, fragte Dani.
Blaise bedachte sie mit einem trägen Lächeln. »Bleibt in der Nähe, und ihr werdet es sehen.« Sie ließ den Blick über den Innenhof gleiten und fügte honigsüß hinzu: »Und da ist das perfekte Objekt. Selene, würdest du ihn bitten, herzukommen?«
Selene stand auf und bewegte sich mit fließender Anmut auf den Jungen zu, auf den Blaise gedeutet hatte.
Thea erkannte ihn. Es war Luke Price, der Junge, der einen eleganten roten Maserati fuhr und aussah wie ein Bösewicht aus einem Hollywoodfilm. Er war unrasiert und sein Haar verstrubbelt gestylt, wie es gerade angesagt war, hatte elektrisierende blaue Augen und wirkte in diesem Moment etwas überrascht, als er Selene zu Blaise folgte.
»Luke, wie läuft’s denn so?«, fragte Blaise freundlich.
Luke zuckte die Achseln. »Ganz okay. Was willst du?« Der Blick seiner elektrisierenden blauen Augen verweilte auf Blaise, aber er war es offensichtlich gewohnt, bei Mädchen den harten Kerl zu spielen.
Blaise lachte kurz, als hätte die Frage sie überrascht. »Nichts, was ich haben kann«, murmelte sie, und dann wirkte sie ein wenig erschrocken über sich selbst. »Ich will mit dir reden«, sagte sie glatt und erholte sich schnell wieder. »Und ...« Sie legte nachdenklich den Kopf schräg. »Vielleicht die Schlüssel zu deinem Wagen.«
Luke lachte laut auf. Er lehnte sich mit der Hüfte an die Betonmauer neben der Treppe und fischte mit zwei Fingern eine Zigarette aus seiner Brusttasche.
»Du bist verrückt«, sagte er undeutlich.
Dani hustete, als der Rauch in ihre Richtung wehte. Thea wirbelte mit einer Hand ihre Plastikwasserflasche herum.
Blaise verzog das Gesicht. »Mach das aus; es ist abscheulich«, sagte sie.
Luke blies ihr Rauch ins Gesicht. »Wenn du etwas zu sagen hast, sag es.« Er bedachte ihre bis zum Hals geschlossene Jacke mit einem abschätzigen Blick. »Anderenfalls hör auf, meine Zeit zu verschwenden.«
Blaise lächelte.
Sie berührte den Reißverschluss an ihrem Hals. »Willst du mal raten, was hier drunter ist?«
Luke ließ den Blick über die Seide der Jacke gleiten, vor allem über die Stelle, wo sie sich wölbte. »Vielleicht solltest du es mir besser zeigen.«
»Du willst, dass ich es dir zeige? Du bist dir ganz sicher?«
Thea rollte die Augen gen Himmel und spielte mit dem Daumen an der Öffnung ihrer Evian-Flasche herum.
Luke runzelte die Stirn und blies zwischen zusammengepressten Lippen Rauch aus. Seine elektrisierenden blauen Augen waren schmal. »Ich denke, du versprichst mehr, als ...«
Blaise nahm den Reißverschluss zwischen zwei Finger und zog ihn herunter.
Die Kette passte wie ein Halsband und lag sowohl auf der bleichen Haut ihrer Kehle als auch auf dem matten Schwarz ihrer schlichten Bluse. Und sie war genau so, wie
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