Schwestern der Dunkelheit
hinzu, als Rosamunds Interesse sofort aufs Äußerste geweckt war. »Ich werde es dir nicht verraten. Das ist kein Thema für Kinder.«
»Was, was ? Wenn du es mir nicht erzählst, werde ich mir noch viel schlimmere Dinge vorstellen.«
Thea seufzte. »Es hatte etwas mit Babys zu tun, okay? Und mit Blut. Aber das ist nicht der Punkt, auf den es in dieser Geschichte ...«
»Sie haben Babys getötet?«
»Nicht Hellewise. Maya hat es getan. Und Hellewise versuchte, sie aufzuhalten, aber ...«
»Ich wette, sie hat das Blut getrunken.«
Thea brach ab und sah Rosamund hart an.
Menschliche Kinder waren unwissend, aber nicht dumm. »Okay, ja, sie hat das Blut getrunken. Zufrieden?«
Roz grinste, nickte, lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu.
»Also schön, Maya schaffte es und wurde unsterblich. Aber die Sache war, dass sie erst später erfuhr, welchen Preis sie dafür zahlen musste. Sie würde ewig leben - aber nur, wenn sie jeden Tag das Blut einer sterblichen Kreatur trank. Anderenfalls würde sie sterben.«
»Wie ein Vampir«, stellte Rosamund genüsslich fest.
Einen Moment lang war Thea schockiert, dann lachte sie über sich selbst. Natürlich wussten Menschen von Vampiren - so wie sie von Hexen wussten. Dumme Legenden voller falscher Informationen.
Aber das bedeutete, dassThea ihre eigene Geschichte erzählen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass man ihr Glauben schenkte.
»Tatsächlich genau wie ein Vampir«, sagte sie eindringlich, und hielt Rosamunds Blick fest. »Maya war der erste Vampir überhaupt. Und all ihre Kinder waren verflucht, ebenfalls Vampire zu sein.«
Roz schnaubte. »Vampire können keine Kinder bekommen.« Sie blickte zweifelnd drein. »Oder?«
»Diejenigen, die von Maya abstammen, können es«, sagte Thea. Sie würde einem Menschen gegenüber das Wort »Lamia« nicht aussprechen. »Nur die Menschen, die in Vampire verwandelt werden, indem man sie beißt, können keine Kinder bekommen. Maya hatte einen Vampirsohn namens Red Fern, und sie hat Leute gebissen. Das ist die Geschichte - Maya wollte, dass alle sie mochten. Also begann sie, Leute aus ihrem Stamm zu beißen. Und schließlich beschloss Hellewise, dem ein Ende zu machen.«
»Wie?«
»Nun, genau das war das Problem. Hellewises Stamm wollte gegen Maya und die anderen Vampire kämpfen. Aber Hellewise wusste, dass sie dann wahrscheinlich alle getötet werden würden. Beide Seiten. Also forderte Hellewise Maya allein zu einem Duell heraus. Zu einem Einzelkampf.«
Rosamund warf ihre Matratze auf den Boden. »Ich würde mich mit Mr Hendries duellieren - der ist der Treckführer der Jungs.« Sie sprang auf die Matratze und attackierte ein Kissen mit Händen und Füßen - und Zähnen. »Und ich würde gewinnen. Er ist nicht gerade in Bestform.«
»Nun, Hellewise wollte nicht kämpfen, aber sie musste. Sie hatte Angst, weil Maya als Vampir jetzt erheblich stärker war als sie.«
Einen Moment lang dachte Thea darüber nach und stellte sich diese alte Geschichte vor, wie sie es als Kind getan hatte. Sie sah Hellewise in ihrem weißen Lederhemd, wie sie in dem dunklen Wald stand und auf Maya wartete. Sie wusste, dass sie, selbst wenn sie den Kampf gewann, wahrscheinlich sterben würde - und trotzdem war sie mutig genug, sich zu stellen. Sie war bereit, alles für die Leute zu opfern, die sie liebte, für sie und für den Frieden.
Ich glaube nicht, dass ich jemals so mutig sein könnte. Ich meine, ich hoffe, dass ich es wäre, aber ich habe das schreckliche Gefühl, dass ich es nicht wäre.
Und dann geschah etwas Seltsames. In diesem Moment schien sie eine Stimme zu hören, nicht ihre gewohnte Gedankenstimme, sondern eine, die drängend und beinahe anklagend war. Und die eine Frage stellte, die Thea eigentlich eben gerade bereits beantwortet hatte.
Würdest du alles opfern?
Thea rutschte auf dem Bettrahmen hin und her. Normalerweise hörte sie keine Stimmen.
Ich nehme an, das ist es, was Hellewise überlegt haben muss, dachte sie unbehaglich.
»Also, was ist passiert? He! Thea! Was ist passiert?«
Rosamund vollführte auf der Matratze einen Kriegstanz.
»Oh. Nun, es war ein schrecklicher Kampf, aber Hellewise siegte. Sie vertrieb Maya. Und der Stamm wurde in Ruhe gelassen, und sie lebten alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage ... ähm, bis auf Hellewise. Sie starb an ihren Verletzungen.«
Rosamund hörte auf zu tanzen und starrte sie ungläubig an. »Und
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