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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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als sie einen Motor hörte, der mit ihr Schritt hielt.
  Sie drehte sich um. Es war Eriks Jeep. Erik fuhr, mit seiner Mutter als Beifahrerin und Rosamund auf dem Rücksitz.
  »Thea, bleib stehen. Bitte, warte.« Erik hielt den Jeep an und sprang heraus.
  Dann stand er vor ihr auf dem Bürgersteig. Thea erstarrte.
  »Hör mir zu«, sagte er mit leiser Stimme, wobei er sich von dem Jeep abwandte. »Es tut mir leid, dass sie mitgekommen sind - ich konnte sie nicht daran hindern. Mom fühlt sich schrecklich. Sie weint. Roz weint … Bitte, willst du nicht zurückkommen?«
  Er schien selbst den Tränen nah zu sein. Aber Thea fühlte sich einfach nur taub.
  »Es ist in Ordnung. Mir geht es gut«, sagte sie aufs Geratewohl. »Ich wollte niemanden aufregen.« Bitte lass mich einfach gehen.
  »Hör mal, wir hätten nicht lauschen sollen. Das weiß ich. Es war nur ... du bist so lieb mit Rosamund umgegangen. Ich habe noch nie erlebt, dass sie jemanden so sehr mochte. Und ... und ... ich weiß, dass du empfindlich bist, was deine Grandma betrifft. Deshalb hast du dich so aufgeregt, nicht wahr? Diese Geschichte ist etwas, das sie dir erzählt hat, habe ich recht?«
  Irgendwo in den Tiefen von Theas Geist leuchtete dumpf ein Licht auf. Zumindest dachte er, es sei eine Geschichte gewesen.
  »Wir haben auch Familiengeschichten«, fuhr Erik fort, mit einem Unterton der Verzweiflung in seiner Stimme. »Mein Grandpa hat uns immer erzählt, er sei ein Marsianer - ich schwöre bei Gott, dass das wahr ist. Und dann, als er mich vom Kindergarten abholte, wo ich allen Kindern erzählt hatte, er sei ein Marsianer, machten alle, als sie ihn sahen, immerzu Piep-Piep und lachten, und ich fühlte mich so elend. Und er war total verlegen und ...«
  Erik redete und redete. Theas Benommenheit war inzwischen so weit geschwunden, dass sie Mitleid mit ihm haben konnte. Aber dann ragte eine Gestalt auf, und sie verkrampfte sich wieder. Es war seine Mutter, und ihr seidiges Haar flog im Wind.
  »Hör mal, Thea«, sagte Eriks Mutter. Ihre Miene war unglücklich und ernst. »Alle kennen deine Grandma und wissen, wie alt sie ist und dass sie ein wenig ... seltsam ist. Aber wenn sie dir Angst macht - wenn sie dir irgendwelche unheimlichen Dinge erzählt...«
  »Mom«, rief Erik mit zusammengebissenen Zähnen.
  Sie redete mit der Hand. Ihre kleinen Brillengläser schienen beschlagen zu sein.
  »Du musst dir das nicht anhören, okay? Niemand muss mit so etwas fertig werden. Wenn du einen Ort brauchst, wo du bleiben kannst - wenn du irgendetwas brauchst - wenn wir das Jugendamt verständigen sollen ...«
  »Mom, bitte, ich flehe dich an. Halt den Mund.«
  Jugendamt, dachte Thea. Gütige Isis, es wird eine Art von Ermittlung geben. Die Harmans vor Gericht. Gran, die bezichtigt wird, senil zu sein - oder Teil irgendeines Kults. Und dann wird die Nachtwelt kommen, um dem Gesetz Genüge zu tun ...
  Ihr Entsetzen erreichte den Höhepunkt - und im nächsten Moment war sie erfüllt von tödlicher Ruhe.
  »Es ist schon gut«, sagte sie und richtete den Blick auf Erik. Sie sah ihn nicht wirklich an, sie tat nur so, als ob. »Deine Mom versucht nur zu helfen. Aber wirklich« - jetzt wandte sie das gleiche Gesicht seiner Mutter zu - »alles ist in Ordnung. Gran ist nicht merkwürdig oder so. Sie erzählt zwar tatsächlich Geschichten - aber sie macht niemandem Angst.«
  Genügt das? Kommt es dem, was immer sie glauben, nahe genug? Wird es ausreichen, damit sie mich in Ruhe lassen?
  Anscheinend ja. »Ich möchte nur nicht dafür verantwortlich sein, dass du und Erik - nun ...« Eriks Mom stieß nervös den Atem aus, und es war beinahe ein Lachen.
  »Dass wir uns trennen?« Auch Thea gab einen Laut von sich, der beinahe ein Lachen war. »Keine Sorge. Das würde ich niemals wollen.« Sie schenkte Erik ein Lächeln und senkte den Blick, weil sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. »Es tut mir leid, wenn ich - empfindlich war. Ich war einfach - verlegen, schätze ich. So wie du es von deinem Grandpa erzählt hast.«
  »Kommst du mit uns zurück? Oder erlaubst du uns, dich nach Hause zu bringen?« Eriks Stimme war sanft. Er wollte, dass sie mit ihm zurückkam.
  »Ich würde einfach gern nach Hause fahren, wenn es dir nichts ausmacht. Ich muss noch Hausaufgaben machen.« Sie hob den Blick und zwang sich erneut zu einem Lächeln.
  Erik nickte. Er wirkte nicht glücklich, aber er war auch nicht mehr so erregt wie zuvor.
  Auf

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