Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
rechte... Bratpfanne.«
Iris strahlte. »Ach, man lernt, das zu benutzen, was gerade zur Hand ist. Ich habe schon mehr als ein Scharmützel mitgemacht. Damals in Finnland habe ich die Kinder der Familie beschützt. Ab und zu schleicht sich eben mal ein Schwarzer Mann ins Haus oder ein Gnom oder sonst irgendein Unhold, der Ärger machen will.« Sie seufzte sehnsüchtig. »Manchmal fehlen mir die alten Zeiten«, sagte sie. »Das waren gute Zeiten, wenn auch ein wenig hart, und ich hätte alles darum gegeben, die Familie weiterleben zu sehen, aber sie sind alle fort.«
Während sie der guten alten Zeit nachtrauerte, holte Camille ein Stück Seil, und wir fesselten den Kerl – Hände und Füße – an einen Stuhl. In Erinnerung an unseren Kampf mit Wisteria vor ein paar Monaten vergaßen wir auch nicht, ihn zu knebeln.
Camille durchwühlte seine Taschen und fand eine Brieftasche. »Nicht viel drin. Zehn Dollar... Moment, da ist sein Ausweis. Horace van Spynne. Van Spynne ... hieß so nicht der Kerl, mit dem Zach sich vor ein paar Jahren geprügelt hat?«
»Der Nachname stimmt, ja«, sagte ich. »Geph van Spynne. Vermutlich sind die beiden verwandt. Was machen wir jetzt mit ihm?«
»Sperren wir ihn erst mal in den Wandschrank.« Wir trugen ihn mitsamt dem Stuhl zum Wandschrank, stopften ihn hinein und verriegelten die Tür. Dieses kleine Kabuff entwickelte sich allmählich zum provisorischen Gefängnis. Wisteria hatte ebenfalls einige Zeit darin verbracht.
Stirnrunzelnd starrte Camille in den Garten. »Ich verstehe nicht, warum mein Energiestoß bei ihm überhaupt nicht gewirkt hat. Er ist einfach von ihm abgeprallt, als hätte er einen magischen Schild. Und wie zum Teufel ist er an meinen Bannen vorbeigekommen, ohne bei mir Alarm auszulösen? Ich bin sofort wieder da. Ich will nur nachsehen, ob sie noch da sind.«
Iris hob mit leisem Stöhnen die Bratpfanne auf. Sie war aus schwerem Edelstahl. Wir konnten unmöglich Gusseisen im Haus haben, deshalb verzichteten wir darauf, wo immer es möglich war. Die Bratpfanne war so groß, dass Iris darin hätte sitzen können. Unter diesem züchtigen Äußeren mussten sich mächtige Muskeln verbergen.
Ich lächelte sie an. »Ich bin so froh, dass du bei uns eingezogen bist. Aber bist du sicher, dass du immer noch hierbleiben willst? Manchmal wird es ganz schön brenzlig.«
»Wo sollte ich denn sonst hin?«, erwiderte sie. »Da der AND vorerst ausgeschaltet und meine Familie in Finnland längst ausgestorben ist, bin ich frei, zu tun, was mir passt. Und ich mag euch drei – ihr seid lustig, und ihr gebt mir das Gefühl, gebraucht zu werden.«
Ihre Worte riefen mir ins Gedächtnis, dass es überlebenswichtig für Hausgeister war, sich als vollwertige Mitglieder eines Haushalts fühlen zu können. Selbst heutzutage – wenn man freundlich zu ihnen war und sie wie ein Familienmitglied behandelte, würden sie einem treu ergeben sein bis zu dem Tag, an dem man starb.
»Glaub mir«, sagte ich. »Wir brauchen dich, sehr sogar. Und Maggie auch.«
»Das reicht mir.« Iris kicherte. »Was machen wir jetzt mit dem Achtbeiner?« Ihr Blick verfinsterte sich. »Delilah, du weißt, dass wir ihn nicht einfach gehen lassen können. Er würde auf der Stelle zum Jägermond-Clan laufen und ihnen alles erzählen. Wir dürfen ihnen nicht den Vorteil verschaffen, unsere Schwächen und Stärken zu kennen. Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen ihn eliminieren.«
Ja, sie war tüchtig, aber tödlich.
»Ich weiß. Der Gedanke, ihn umzubringen, gefällt mir nicht, aber ich gebe dir vollkommen recht. Sag mal, was glaubst du, warum Camilles Energiestoß bei ihm nicht gewirkt hat? Sie ist ziemlich gut darin geworden, bei diesem Zauber passieren ihr fast keine Unfälle mehr. Was war da los?«
Stirnrunzelnd spähte Iris durch den Türspalt in den Wandschrank. »Immer noch bewusstlos«, sagte sie und berührte ihn am Arm. Dann schloss sie die Tür wieder. »Er hat irgendeinen natürlichen Schutz gegen Mondmagie, glaube ich.«
Ich hielt seine Waffe hoch und den Pfeil, den er in die Wand geschossen hatte. »Dass er dieses Blasrohr dabeihatte, es aber nicht benutzt hat, bis wir ihn entdeckt haben, bedeutet wohl, dass er sich gerade erst hereingeschlichen hatte. Ansonsten wären wir alle tot, wenn dieses Gift so gefährlich ist, wie ich vermute.« In diesem Moment ging die Küchentür auf, und Camille trat ein, gefolgt von Morio. »Was habt ihr herausgefunden? Waren die Banne noch
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