Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
Elfen – noch mehr als bei den Feen – konnte das Aussehen sehr täuschen.
»Passt auf, falls sich hier noch mehr Spinnen verstecken«, warnte ich sie, als sie sich vor das Sofa knieten, auf dem Zach immer noch lag, bewusstlos und kaum mehr atmend.
»Elfen sind immun gegen Spinnengift«, entgegnete Sharah und lächelte mich müde an. »Er ist ein Werpuma, hast du gesagt?«
Ich nickte. »Vom Rainier-Puma-Rudel. Er wurde von einem Feldwinkelspinnling gebissen. Wir haben einen ihrer Spione, gut verschnürt im Besenschrank.«
Als ich zurücktrat, um ihnen Platz zu machen, schlang Chase den Arm um meine Taille. »Ich habe Neuigkeiten über die Goldenrod Road in Snoqualmie.«
»Warte einen Augenblick«, murmelte ich, denn ich wollte erst hören, wie es um Zach stand. Sharah und Mallen maßen gerade seinen Blutdruck, überprüften den Puls und hörten sein Herz ab. Gleich darauf sagte Sharah etwas zu Mallen, das ich nicht verstand, und er reichte ihr einen Beutel aus ihrem Arztkoffer. Sie bereitete eine Spritze vor und jagte sie Zach in den Arm. Sie wartete kurz und gab ihm noch eine Spritze, und als nach einer weiteren Minute immer noch keine Veränderung eintrat, warf sie Mallen kopfschüttelnd einen Blick zu und versuchte es mit einer dritten Spritze.
Ich dachte schon, der Jägermond-Clan hätte nun auch Zach auf dem Gewissen, als sein Arm zuckte. Er kam zu sich! Bevor jemand etwas sagen konnte, versteifte sich sein ganzer Körper, und er begann sich zu verkrampfen. Seine Augen rollten in den Höhlen zurück, er zuckte und zitterte, und weißer Schaum, durchsetzt mit roten Blutflecken, quoll aus seinem Mund und rann ihm seitlich übers Gesicht. Er schlug wild um sich, und ich sprang vor, um ihn festzuhalten.
»Geh mir aus dem Weg!«, schrie Sharah mich an, und ich erstarrte auf der Stelle. Sie wandte sich Mallen zu. »Glassophan – sofort!«
Mallen riss Zachs Hemd auf, während Sharah ein versiegeltes Beutelchen aufriss und eine zweite Spritze herauszog, bis oben hin gefüllt und mit einer furchtbar großen Nadel vorne dran. Sie reichte sie Mallen, der keine Zeit hatte, sanft vorzugehen, sondern die Nadel grob in Zacharys Brust rammte. Ich verzog das Gesicht, als Zach ein Gurgeln von sich gab. Mallen stemmte sich auf die Spritze und drückte das Serum in Zachs Körper; das schreckliche Zucken und Zittern ließ ein wenig nach, und dann, urplötzlich, erstarrte Zach und sank reglos zusammen.
»O Große Mutter, ist er tot?« Entsetzt starrte ich auf ihn hinab.
Sharah drückte ihr Stethoskop auf Zachs Brust, glitschig vor Blut, das aus der Einstichwunde der Spritze sickerte. Sie wartete, schüttelte dann den Kopf, und Erleichterung breitete sich über ihr Gesicht. »Er lebt und müsste in ein paar Minuten zu sich kommen. Ich bezweifle, dass irgendein Spinnengift etwas gegen Glassophan ausrichten könnte.«
»Was ist das?«, fragte ich und kniete mich neben sie, um in Zachs furchtbar blasses Gesicht zu blicken. Der Schaum vor seinem Mund war rosig verfärbt. »Hat er innere Blutungen?«
Sie nickte. »Das Spinnengift war extrem stark. Wenn wir nur ein wenig später gekommen wären, hätte es irgendein lebenswichtiges Organ zersetzt und ihn getötet. Glassophan ist ein Mittel, das sich unsere Technomagi haben einfallen lassen – es neutralisiert sogar Nervengifte.«
»Technomagi?« Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.
Sie lehnte sich zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Königin Asteria hat mehrere unserer Magi damit beauftragt, sich das technische Wissen der Erde anzueignen. Es ist ihnen gelungen, unsere Magie mit dieser Technologie zu verbinden, um den wenigen Elfen, die sich dazu entscheiden, durch die Portale zu gehen, besser helfen zu können. Wir nennen sie deshalb Technomagi.«
Sie mussten auch den Kristall erschaffen haben, mit dem wir die Wanze in Camilles Wagen aufgespürt hatten. Das war eine Information, die noch sehr nützlich werden könnte. Ich deutete auf Zach. »Was braucht ihr für ihn? Decken, Wasser? Du brauchst es nur zu sagen, und ich beschaffe es dir.«
Sie befühlte seine Stirn, und er nuschelte leise. »Sorge dafür, dass er es warm hat und genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Weck ihn jede Stunde auf und gib ihm ein Glas Wasser zu trinken. Vor allem aber braucht er Schlaf. Schlaf und Ruhe. Er ist nicht in der Verfassung, irgendwohin zu gehen«, fügte sie warnend hinzu. »Er darf sich nicht anstrengen, mindestens ein paar Tage lang, bis seine inneren Organe sich von
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