Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
und mein Make-up überprüfte, zog Chase die Augenbrauen hoch und setzte sich neben mich auf die Bettkante.
Er hatte seine Bundfaltenhose sorgfältig wieder angezogen und knöpfte sich gerade das Hemd zu. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass er lieber Anzüge als Jeans trug, aber so war Chase eben – außen Armani, innen Muskelshirt.
Er schnaubte. »Ja, glaubst du denn, ich könnte Trillian trauen, wenn er allein hier ist? Ich weiß gar nicht, was mich geritten hat, dass ich ihm vorgeschlagen habe, hier einzuziehen. Ich muss verrückt gewesen sein.« Er rückte seine Krawatte zurecht und strich mit den Fingern das wellige Haar zurück.
Ich biss mir auf die Zunge. Ich hätte ihm schon sagen können, warum er Trillian bei sich hatte einziehen lassen, aber das hätte nur einen weiteren Keil zwischen die Männer getrieben – und im Augenblick brauchten wir sie beide. Und wenn Trillian herausfand, dass ich sein Geheimnis ausgeplaudert hatte, würde er Chase vermutlich mit dem größten Vergnügen erzählen, dass auch ich ihn behext hatte. Ich war mir sicher, dass Chase gar nicht glücklich wäre, wenn er erfahren müsste, wie wir ihn zum Narren gehalten hatten.
»Er wird bald eine Wohnung finden, ganz bestimmt. Ich glaube, er möchte Camille mal mitbringen dürfen – sie ab und zu woanders sehen als nur bei uns zu Hause.« Sobald die Worte heraus waren, wurde mir klar, dass ich genau das Falsche gesagt hatte, aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück.
Chase wurde blass. »Du meinst, er will sie hierher bringen, um mit ihr zu schlafen? Ich... Ich glaube, ich würde mich nicht besonders wohl dabei fühlen, wenn ich wüsste, dass Camille... ich meine, dass Trillian und Camille... «
Ich zog eine Augenbraue hoch. Genau das hatte ich mir gedacht. Chase fühlte sich immer noch zu meiner Schwester hingezogen. »Du kannst ruhig über sie sprechen, wenn du willst«, sagte ich langsam und merkte dabei, dass ich das ernst meinte. »Es macht mir nichts aus, dass du sie attraktiv findest. Aber ganz im Ernst, denk nicht mal daran, einen Dreier vorzuschlagen, denn das kommt überhaupt nicht in Frage.«
Chase starrte mich an, einen unergründlichen Ausdruck auf dem Gesicht. »Habe ich dich je gebeten, über eine Ménage-àtrois nachzudenken? Nein. Und würde ich dich je darum bitten? Nein. Immerhin«, sagte er und lächelte schief, »könntet ihr zwei mich vermutlich in der Luft zerreißen, wenn euch irgendwas nicht passt. Aber sag mal, was findet sie eigentlich an ihm? Er ist ein Widerling, wenn du mich fragst.«
Ich runzelte die Stirn und überlegte, wie ich das komplizierte Liebesleben meiner Schwester am besten erklären könnte. »Trillian ist ein Svartaner. Reicht das nicht? Die Sexualmoral von Feen und Svartanern ist bestenfalls verwickelt, schlimmstenfalls düster und grausam. Zwerge und Elfen sind in puncto Sex viel menschenähnlicher als wir.«
»Was macht Svartaner denn so besonders? Und gilt das nur für ihre Männer?« Chase führte mich in die Küche, holte zwei Flaschen Mineralwasser aus dem Kühlschrank, öffnete eine und reichte sie mir, ehe er die andere aufmachte. »Ich habe Camille einmal danach gefragt, aber sie hat mir gleich eine Abfuhr erteilt. Ich hatte den Eindruck, dass sie glaubte, ich wollte ihrem Mister Aalglatt Konkurrenz machen.«
Ich lehnte mich an den Küchentresen und nippte mein San Pellegrino. Die Bläschen kitzelten mich in der Nase, und ich musste niesen. »Es sind nicht nur die Männer. Alle Svartaner besitzen eine angeborene sexuelle Anziehungskraft, die ungeheuer stark ist. Wenn man tatsächlich mit einem von ihnen schläft, entsteht dadurch eine Verbindung, die schwerer wieder zu brechen ist als jeder Vertrag, den Menschen sich je ausdenken könnten. Camille gehört Trillian – sie sind aneinander gebunden, und diese magischen Kräfte sind so stark, dass vermutlich nichts außer dem Tod sie brechen könnte.«
»Du meinst, sie sind auf einer magischen Ebene miteinander verbunden, die zufällig auch sexuell ist?«, fragte Chase.
»Genau so ist es. Als sie ihm davongelaufen ist, hat die Trennung ihn wahnsinnig gemacht, und Camille wäre daran beinahe zerbrochen. Normalerweise sollte Trillian das Band aber ganz leicht zerreißen können, wenn er sie verlassen will.«
»Warum tut er es dann nicht? Liebt er sie?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Aber ich glaube, er kann sie nicht verlassen. Sie hat irgendetwas an sich – vielleicht hat die
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