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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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einen Arm um ihre Taille; sie lehnte den Kopf an meine Schulter.
    »Ich wünschte, Mutter wäre noch am Leben...  und könnte hier sein, um das zu sehen«, sagte ich sehnsüchtig. »Der Baum ist wunderschön. Du kannst dir sicher vorstellen, wie gut er ihr gefallen würde.«
    »Ja, allerdings«, sagte Camille. »Vater ebenfalls. Wenn wir doch nur wüssten, wie es ihm geht. Ich mache mir solche Sorgen. Trillian ist in die Anderwelt gereist und will versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen. Er wird Tante Rythwar aufspüren und sich vergewissern, dass es ihr gutgeht; vielleicht hat sie ja Neuigkeiten für uns.«
    Mein Ärger verblasste. Trillian war schon in Ordnung, wenn man seine angeborenen Neigungen geflissentlich übersah. Er hatte uns mehr als einmal sehr geholfen, ja, er wäre sogar beinahe für uns gestorben. Und es sah ganz so aus, als würde er uns auch weiterhin beistehen.
    Das Licht vor den Wohnzimmerfenstern erstarb, und das Geräusch einer zufallenden Tür drang aus der Küche zu uns. Und tatsächlich, gleich darauf glitt Menolly herein. Sie brauchte nie länger als einen Augenblick, um hellwach zu werden, und einen weiteren, um sich anzuziehen. Ihr Wecker war immer auf die Minute so gestellt, dass er bei Sonnenuntergang klingelte. Sie trug eine schwarze Cargo-Hose und ein kobaltblaues, langärmeliges Top mit V-Ausschnitt. Sie sah absolut umwerfend aus.
    »Ihr wart ja fleißig«, sagte sie und schenkte uns ein Lächeln, das reichlich Zähne enthüllte. Ich schluckte gegen eine leichte Übelkeit an, denn ihre Fangzähne waren zum Teil ausgefahren.
    »Deine Spitzen schauen raus«, sagte ich.
    Sie blinzelte und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. »Ups, Entschuldigung. Ich habe heute richtig Hunger. Ich gehe sicher früh auf die Jagd.«
    Camille nickte, doch meine Aufmerksamkeit galt schon etwas anderem. Eines der Schmuckstücke am Baum war ein wunderschöner, elfenbeinfarbener Pfau mit einem langen, glitzernden Schwanz. Irgendetwas an den Federn ließ mich nach Luft schnappen. Meine Nase zuckte. O verflucht. Ich versuchte mich umzudrehen und Camille zu warnen, doch es war zu spät. Der Raum begann um mich herumzuwirbeln, und schwindelig stürzte ich in den wartenden Strudel. Ein Kreisel aus Chaos, ein Verbindungspunkt zwischen Körpern und Gestalten, entzog sich meiner Kontrolle, und ich fiel in mich selbst zusammen, durchquerte Wirklichkeiten und Dimensionen.
    Flash . Groß und blond und auf zwei Beinen, weder Mensch noch Fee, sondern eine seltsame Mischung, die zu einer dritten, ganz eigenen Rasse wurde. Hände schrumpften zu Tatzen zusammen, Fingernägel zu Krallen. Der Rücken wurde länger, Ohren verformten sich. Eine Woge sinnlichen Genusses breitete sich in mir aus, als ich den Kopf zurückwarf und mich der herrlichen Verwandlung hingab, die mich in einem Strom mit sich riss, gegen den ich ohnehin nicht ankam.
    Flash . Goldenes Fell auf vier Beinen, weder Katze noch echtes Werwesen, sondern eine Mischung aus Blutlinien und Magie, die sich zu Fleisch vereinen. Alles veränderte sich, der Raum wurde größer, ich kleiner. Farben verblassten, als ich in eine Welt fiel, in der die einzigen Konstanten verschiedene Grautöne waren. Die Luft war plötzlich erfüllt von Gerüchen. Camilles Parfüm, Iris’ Zimtkaugummi, die Tannennadeln, der Duft des Abendessens aus der Küche...  Alles roch so unglaublich stark, dass mir beinahe schwindelig davon wurde.
    Und dann blinzelte ich, und es war geschehen.
    Ich blickte auf meine Beine hinab, auf das goldene Fell, das sich in der leisesten Luftströmung bewegte. Ich war wieder zu Hause. Manchmal wünschte ich, ich müsste mich nie wieder zurückverwandeln. Das Leben war leichter, Entscheidungen viel einfacher, und die Welt schien ganz klar und leicht verständlich. Wandling , so hatten die Kinder mich früher in der Schule genannt. Wandling , hatten sie mich verhöhnt. Und mich Wandling hatten sie beneidet, weil sie wussten, wie sehr ich mein Alter Ego genoss und wie ungern ich jedes Mal wieder zurückkam.
    Dann übernahm der Instinkt die Kontrolle, und ich schüttelte die Erinnerungen ab. Das große Wohnzimmer versprach herrlich aufregende Spiele, und ich starrte auf die hellen, glänzenden Spielzeuge, die gerade außerhalb meiner Reichweite baumelten. Die Girlanden, die in Bögen an den Wänden hingen, waren ja so verführerisch. Und der Baum – oh, der Baum! Er war ein prachtvoller Berg, der mich lockte, ihn zu besteigen, und eine ganze Sammlung von

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