Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
blickte überrascht auf. »Danke für die Einladung.«
Menolly zuckte nur mit den Schultern. »Ich werde ja nicht hier sein«, sagte sie, schenkte ihm aber ein bei ihr so seltenes Lächeln. Dann war sie zur Tür hinaus, ehe wir noch »Gute Nacht« oder »Pass auf dich auf« sagen konnten.
Sie hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als uns ein Geräusch aus der Küche sagte, dass Iris aufgestanden war. Sie steckte den Kopf ins Wohnzimmer. »Wie ich sehe, habt ihr es endlich nach Hause geschafft. Ich habe mein Bad beendet und wollte gerade ins Bett gehen, aber da ihr jetzt hier seid, wärme ich euch schnell das Abendessen auf, ehe ich ins Bett gehe.«
»Das können wir doch machen, Iris –«, begann Camille, aber Iris winkte ab.
»Unsinn. Ihr wisst, dass mir das nichts ausmacht. Außerdem seht ihr alle so aus, als könntet ihr eine heiße Dusche vertragen. Geht und macht euch frisch, und bis ihr fertig seid, steht das Essen auf dem Tisch.« Sie blickte sich um. »Ist Menolly schon gegangen?«
»Ja«, sagte ich. »Sie musste zur Arbeit.«
Iris nickte und verschwand wieder in der Küche. Ich sah Camille und Morio an und schaute dann an mir herunter. Wir sahen aus, als hätten wir ein Schlammbad genommen.
»Okay, sie hat recht. Wir sind total verdreckt, bis auf Chase. Gehen wir duschen und treffen uns dann in der Küche. Chase, wie wäre es, wenn du Iris Gesellschaft leistest, bis wir wieder unten sind?« Ich dachte daran, ihn mit unter die Dusche zu nehmen, aber um ehrlich zu sein, war ich viel zu müde für irgendetwas außer heißem Wasser und Seife.
Camille und Morio gingen nach oben. Zweifellos würden sie gleich zusammen unter der Dusche stehen. »Beeilt euch, ihr beiden«, sagte ich, als ich auf der Treppe um die Ecke bog und eine Etage höher stieg.
Meine kleine Wohnung lag im zweiten Stock unseres alten viktorianischen Hauses. Sie war nicht so groß wie Camilles, aber sie gehörte mir allein, und ich liebte sie. Drei Zimmer und ein Bad. Ein Zimmer hatte ich als Schlafzimmer eingerichtet, das zweite als Fitness- und Wohnzimmer. Das dritte war ein Katzenspielplatz, den ich genoss, wenn mir danach war – oder wenn ich nicht anders konnte, als mich zu verwandeln. Ich hatte das Zimmer mit den besten Katzenmöbeln gefüllt: Kratzbäume mit Höhlen und Podesten, Körbchen und Kuschelkissen. Wenn ich ein Nickerchen machen wollte, zog ich es manchmal sogar vor, mich in eine Katze zu verwandeln und mich in einem der Körbchen zusammenzurollen. Die waren bequemer als mein Bett.
Im Bad waren Badezusätze und andere Kosmetika aufgereiht. Ich putzte mich nicht so heraus wie Camille, aber ich liebte Schaumbäder, duftende Puder und Cremes. Ich zog mich aus, warf meine Klamotten in den Wäscheschacht und stieg in die Wanne. Für ein ausgiebiges Bad war keine Zeit, aber das heiße Wasser aus dem Duschkopf fühlte sich herrlich an. Ich schrubbte mir mit der Bürste den Rücken und ließ auch mein Hinterteil nicht aus, das die Bekanntschaft mit den Kletten immer noch nicht vergessen hatte. Die blutigen Schrammen waren mit Schorf bedeckt, und die Bürste war weich genug, um sie nicht wieder aufzureißen.
Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und schüttelte mein Haar zurecht. Dann schlüpfte ich in meinen Lieblingspyjama, einen Frottee-Bademantel und Pantoffeln und tapste hinunter in die Küche.
Iris und Chase saßen am Tisch. Chase hatte eine Tasse Tee vor sich stehen und Maggie auf dem Schoß, und Iris erzählte ihm Geschichten aus ihrem Leben mit der Familie Kuusi in Finnland. Chase mochte Iris. Das galt für die meisten Männer. Sie war lustig und klug, hübsch und freundlich, und sie hatte so eine Art, dass sich ein Gast sofort heimisch genug fühlte, um die Schuhe auszuziehen, die Füße hochzulegen und es sich richtig gemütlich zu machen.
Ich goss mir eine Tasse Tee ein, setzte mich zu ihnen und zog Maggie an mich. Die Gargoyle blickte überrascht drein, schlang dann die Ärmchen um meinen Hals, leckte mir über die Nase und legte den Kopf auf meine Schulter, so dass ihr flaumiges Fell mich am Kinn kitzelte.
Chase beugte sich zu mir herüber und gab mir einen langen, geruhsamen Kuss auf den Mund. Keine Forderung oder Verführung, nur eine Begrüßung. Ich erschauerte. Wie sollte ich ihm je die Sache mit Zachary erklären? Wollte ich mir das überhaupt antun?
Gelächter aus dem Flur sagte uns, dass Camille und Morio unterwegs waren. Camille trug ein dunkelrotes Nachthemd mit Frisiermantel und Morio
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