Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
die ganze Zeit über nur finster an. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass er weder unsere Hilfe noch unsere Anwesenheit hier sonderlich schätzte.
Camille wartete, bis Chase losgefahren war, dann legte sie den Gang ein, und wir rollten vom Platz. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, kritzelte ich eine Notiz und gab sie allen zu lesen.
Unterhaltet euch nur über belangloses Zeug, stand auf meinem Zettel. Ich glaube, das Auto könnte verwanzt sein. Ich durchsuche es morgen . Und so diskutierten wir während der gesamten Heimfahrt nichts anderes als das Menü für unser Feiertagsessen.
Als wir in unsere Einfahrt einbogen, sahen wir, dass Chase vor uns angekommen war. Er war wohl schon im Haus. Wir stiegen hastig aus dem Auto.
»Ihr guten Götter, das war nervenaufreibend«, sagte Camille, als sie müde die Stufen zur vorderen Veranda hochstieg, den Schild, den wir gefunden hatten, in der Hand. Sie ließ ihn vor der Tür fallen. »Dieses verdammte Ding bleibt draußen. Es gefällt mir nicht, wie es sich anfühlt, und ich will es nicht im Haus haben«, fügte sie hinzu. »Also, glaubst du wirklich, mein Auto könnte verwanzt sein?«
Ich nickte. »Ich wette zehn zu eins, dass uns jemand belauscht hat. Erinnere mich daran, bevor du morgen irgendwohin fährst – wir können das Auto mit dem Kristall absuchen, den Trenyth uns gebracht hat.«
»Gute Idee«, sagte sie. »Königin Asteria hat es echt drauf. Ohne ihre Hilfe würden wir völlig im Dunkeln tappen.«
Morio öffnete die Haustür und trat zurück, um uns vorzulassen. Menolly ging direkt in die Küche, während wir übrigen uns im Wohnzimmer auf die erstbeste Sitzgelegenheit fallen ließen und einander anstarrten. Chase schüttelte den Kopf.
»Diese Leiche... was ist dem Mann bloß zugestoßen?«, fragte er.
»Externe Verdauung«, meldete Morio sich zu Wort. Wir alle starrten ihn an.
»Externe Verdauung?«, wiederholte ich. »Igitt.«
»Woher weißt du das?«, fragte Chase.
Morio zupfte an seinem Kragen herum. »He, was kann ich dafür, dass ich im Fernstudium Biologie als Hauptfach hatte. Ich vermute, dass wir in seinem Körper Überreste irgendeines Verdauungsenzyms finden werden. Als der Jägermond-Clan ihn erwischt hat, haben sie ihn vermutlich mit einem lähmenden Neurotoxin vergiftet, das zugleich sein Körpergewebe zersetzt hat. Dann haben sie alles ausgesaugt, durch... na ja... wo auch immer sie ein Loch an seinem Körper gefunden – oder gemacht haben... «
»Oh, danke für die anschauliche Beschreibung. Vielen Dank.« Chase wurde grün im Gesicht. »Warum musstest du mir das erzählen? Ich werde Albträume davon haben. Das Leben war so viel einfacher, bevor ihr alle durch eure Portale gekommen seid. Ich hoffe, das ist euch klar!«
Ich lachte – mein erstes echtes Lachen an diesem Abend. »Chase, die Werspinnen waren schon lange hier, bevor wir aus der Anderwelt herübergekommen sind. Das gilt auch für das Puma-Rudel und Geschöpfe wie Morio. Gewöhn dich endlich an den Gedanken, dass ihr die ganze Zeit über reichlich Übernatürliche hier hattet. Ihr wusstet nur nichts von ihnen.«
»Ich wünschte, dabei wäre es geblieben«, brummte er, doch er erwiderte mein Lächeln. »Nein, das nehme ich zurück. Dann würde ich ja auch von dir nichts wissen.«
Menolly kam ins Wohnzimmer gesaust. Sie hatte sich saubere Jeans und einen hellblauen Pulli angezogen. Dazu trug sie Bleistiftabsätze, und ihre Zöpfe klapperten leise, als sie in ihre Lederjacke schlüpfte.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss zum Wayfarer. Unser Ausflug hat viel länger gedauert, als ich erwartet hatte. Denkt daran, morgen Abend ist mein AB-Meeting. Ich erwarte, dass mindestens eine von euch« – sie warf mir und Camille einen vielsagenden Blick zu – »mich dorthin begleitet. Ihr habt Wade versprochen, euch Mühe zu geben und mehr familiäre Unterstützung zusammenzutrommeln.«
»Ihr versucht doch nur, öffentliche Zuschüsse zu bekommen, um eure Organisation zu finanzieren, und die kriegt ihr nicht, wenn ihr keine lebenden Mitglieder vorweisen könnt«, erwiderte Camille. »Ja, ja, mindestens eine von uns kommt mit, und das sogar liebend gern.«
Menolly schnaubte. »Du kennst mich zu gut«, sagte sie. »Iris hat uns einen Zettel in der Küche hinterlassen. Sie hat Maggie schon gefüttert, und euer Abendessen steht im Kühlschrank – Rindfleischeintopf. Ich habe nachgesehen, es ist auch genug für Chase und Morio da«, fügte sie hinzu.
Chase
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