Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
einen knielangen Hausmantel aus blauem Samt über einer dunklen Pyjamahose. Sie ließen sich am Tisch nieder und gossen sich Tee ein, während Iris geschäftig herumwuselte, unser Abendessen aufwärmte und rasch noch frischen Keksteig rührte.
»Also, wir haben viel zu besprechen«, sagte Camille schließlich. »Morgen möchte ich mir diesen Schild näher ansehen. Ich wüsste gern, was der Jägermond-Clan damit vorhatte. Das Ding trieft vor dämonischer Energie.«
»Wir müssen noch so einiges herausfinden«, sagte Chase. »Ich habe Sharah angerufen, während ihr geduscht habt. Der Name des Opfers war Ben Jones. Wir haben Glück. Er hat keine nahen Angehörigen, die ihn vermissen würden. Er hat für eine Klempnerfirma gearbeitet, die müssen wir benachrichtigen, dass er nicht mehr kommen wird. Wie Morio schon vermutet hat, wurde seinem Körper sämtliche Flüssigkeit entzogen, doch offenbar wurde vorher das Herz entfernt. Herausgerissen, sollte man wohl sagen«, fügte Chase leise hinzu. »Das ist ein ziemlich grausiger Fall, Mädels. Glaubt ihr, dass der AND sich vielleicht doch einschalten wird? Ich weiß, dass die Pumas Erdwelt-Übernatürliche sind, aber... «
»Aber wir könnten sämtliche Hilfe brauchen, die wir kriegen können«, beendete ich den Satz. »Ich habe keine Ahnung, ob der AND einen Finger rühren wird, um uns zu helfen. Trillian kann uns sicher mehr sagen, wenn er von seinem Besuch drüben zurückkommt. Wann sollte er wieder hier sein, Camille?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, heute. Offenbar habe ich mich geirrt. Aber wenn man bedenkt, was Vater uns neulich gesagt hat, können wir wohl nicht darauf zählen, dass der Nachrichtendienst sich der Sache annehmen wird.«
»Aber warum hat es ein Degath-Kommando auf ein Rudel Werpumas abgesehen? Und warum benutzen sie den Jägermond-Clan, damit der die Drecksarbeit für sie erledigt? Schattenschwinge scheint mir eigentlich nicht der Typ zu sein, der im Hintergrund bleibt und wie ein Puppenspieler an den Fäden zieht.« Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und streichelte geistesabwesend Maggies Fell. »Ich glaube immer noch, dass der Herbstkönig unsere beste Chance ist, an mehr Informationen heranzukommen. Wir müssen so viel wie möglich über den Jägermond-Clan herausfinden, und er ist derjenige, der uns etwas über sie sagen kann.«
Camille starrte auf den Tisch hinab. »Es gefällt mir zwar nicht, aber ich glaube, du hast recht. Wenn die Dämonen in die Sache verwickelt sind, stecken wir da auch mit drin. Ich spreche morgen Abend mit Smoky, und du gehst mit Menolly zu diesem AB-Treffen. Smoky ist unsere beste Möglichkeit, dorthin zu kommen. Ich hoffe nur, dass er keinen Preis verlangt, den wir ernsthaft bereuen werden.«
Kapitel 9
Als ich aufwachte, schien bereits die Sonne. Verflucht, ich hatte verschlafen. Ich quälte mich aus dem Bett und war froh, dass heute Sonntag war und ich mich zumindest nicht beeilen musste, ins Büro zu kommen oder so. Da ich mir meine Zeit selbst einteilen konnte, war ich ohnehin viel freier als Camille, die sich um ihre Buchhandlung kümmern musste, wenn Iris ihr nicht aushalf, oder Menolly, die den Wayfarer leitete. Ich konnte mir meine Tage so einteilen, wie es mir gefiel. Natürlich verdiente ich auch viel weniger als meine Schwestern, aber das war mir nicht so wichtig.
Ich schob kurz den Kopf aus dem Fenster und stellte fest, dass der Tag trocken und kühl war, aber nicht eiskalt. Die Temperatur lag knapp über null Grad, und das bisschen Schnee, das hier in Seattle gefallen war, schmolz langsam zu Schneematsch dahin.
Ich dehnte und streckte mich, bog den Rücken durch, rollte die Schultern und stellte mich dann kurz unter die Dusche. Dann durchwühlte ich den Kleiderschrank und fand eine gemütliche schwarze Jogginghose und ein süßes T-Shirt mit dem Aufdruck Feen – Was sonst? vorne drauf, über einem Bild von Tinkerbell in Betty-Boop-Pose. Die arme kleine Glöckchen war ganz schön ins Hintertreffen geraten, seit wir durch die Portale gekommen waren und die Leute gesehen hatten, wie die Feen wirklich waren.
Ich fuhr mir mit der Bürste durchs Haar, wusch mir das Gesicht, putzte die Zähne und ging dann nach unten, wo mich köstlicher Frühstücksduft empfing. Iris und Camille stapelten Blaubeer-Pfannkuchen frisch aus der Pfanne auf dem Tisch, dazu Ahornsirup, Würstchen, einen Riesenberg Rührei und kaltes Apfelmus aus dem Kühlschrank mit frischer Schlagsahne. Iris hatte
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