Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
aber die Dämonen wissen es. Davon kannst du ausgehen.«
Ich fühlte mich, als hätte ich einen Schlag in die Magengrube bekommen. Das Degath-Kommando war also nicht unterwegs, um ein bisschen zu morden und zu plündern. Sie suchten nach dem zweiten Geistsiegel, und sie hatten einen hübschen Vorsprung. Ich wandte mich Camille zu. »Offenbar glauben sie, dass das Rainier-Rudel das Siegel noch hat, von Generation zu Generation unter Einarrs Nachkommen vererbt.«
»Wo du recht hast, hast du recht, aber ich wünschte, es wäre nicht so.« Sie sah den Herbstkönig an. »Und Kyokas Rückkehr war der Auslöser dafür, dass der Jägermond-Clan jetzt für die Dämonen arbeitet?«
Er nickte und blies eine weitere Eistafel in seine Hände, die er langsam las. Als er sprach, rollte seine Stimme wie zorniger Donner über die Lichtung. »Offenbar ist er nicht als einer von ihnen zurückgekehrt. Die Dämonen sind hinterlistig. Als Einarr Kyoka zerstörte, wurde seine Seele in die Tiefen gebannt, hinab in die Unterirdischen Reiche. Und dort blieb er, bis Schattenschwinge an die Macht gelangte. Und Schattenschwinge hat Kyoka einen neuen Körper und einen Auftrag gegeben: sein Volk zu einen und die Nachkommen Einarrs zu vernichten. Währenddessen schleichen sich die Dämonen ein und stehlen das Siegel. Kyoka ist in Gestalt eines Mannes zurückgekehrt. Und eines Werwesens, ja, aber er ist keine Werspinne.«
»Wusste ich es doch!« Ich sprang auf. »Die Werspinne, die Cromwell getötet und aufgehängt hat, wurde von einem Werpuma begleitet. Das muss Kyoka gewesen sein!« Ich wirbelte herum und packte Zachs Schultern. »Er versteckt sich direkt vor eurer Nase – mitten in eurer Siedlung, Zach. Er versucht herauszufinden, wo das Siegel ist, während er ein Mitglied des Rudels nach dem anderen umbringt.«
Zachary erbleichte. »Das bedeutet ja, dass einer der Neuankömmlinge tatsächlich ein Verräter ist. Ich muss zurück zum Revier. Was, wenn ich zu spät komme?«
Ich starrte ihn an, und mir wurde klar, dass sich seine Panik noch verzehnfachen würde, wenn er wüsste, was die Geistsiegel eigentlich waren. Im Augenblick hatte Zach noch keine Ahnung, wie schlimm es wirklich stand.
»Noch eine Frage«, sagte ich und wandte mich wieder dem Herbstkönig zu. »Wo finden wir den Jägermond-Clan? Wisst Ihr, wo sie ihr Nest haben?«
Er blinzelte langsam. »Vorbei an einer Stadt östlich eures Wohnorts, wo das Wasser über die Felsen stürzt, findest du einen Hügel am Fuß des Berges, der mit hohen Bäumen bewachsen ist. Suche nach einer goldenen Straße und folge ihr den Hügel hinauf. Dort wirst du ihr Nest finden.« Der Herbstkönig erhob sich, wandte sich wieder dem Flammenschleier zu und blickte noch einmal über die Schulter zurück.
»Es ist nicht zu spät. Noch nicht. Aber ihr müsst euch beeilen. Jetzt geht und vernichtet sie. Sie sind eine Perversion, nicht länger Teil meiner Welt, nicht länger meine Kinder.« Damit verschwand er in dem Pentagramm, und die Barriere schloss sich. Wir blieben zurück, allein mit unserer Panik.
Smoky fand als Erster die Sprache wieder. »Das zweite Geistsiegel?« Er sah Camille an.
Wir hatten uns bemüht, ihm die Sache mit den Geistsiegeln zu verheimlichen, aber als er uns zu einem Besuch bei der Elfenkönigin begleitet hatte, hatte er doch davon erfahren. Unsere Hoffnung, dass er sie einfach vergessen würde, erwies sich als vergeblich, denn Drachen haben ein sehr gutes, detailgetreues Erinnerungsvermögen, vor allem, wenn es um Schätze aller Art geht.
Ich fragte mich, ob er sich gegen uns wenden und versuchen würde, es selbst zu finden. Im Augenblick war er uns eine Hilfe, aber wir durften nie vergessen, dass Drachen in allererster Linie Söldner waren, denen es darum ging, Reichtümer anzuhäufen.
»Habt ihr ihn denn nicht gehört?« Zach sprang auf und zeigte auf den Pfad. »In unserem Revier lebt ein Verräter, und er könnte in diesem Augenblick wieder einen meiner Freunde ermorden! Ich muss sofort nach Hause.«
»Wartet einen Augenblick«, sagte Smoky. »Ich bin gleich wieder da. Versucht ja nicht, ohne mich durch den Wald zu gelangen.« Er verschwand durch eine Tür, die ich zuvor nicht bemerkt hatte, in der Seite seines Hügels.
Camille starrte zum Himmel auf und hob die Hand zum Gruß; die Mondmutter spähte zwischen den Wolken hindurch. Seufzend sah sie Zach an, dann mich. »Zach, wir sollten dir wohl erklären, was hier läuft«, sagte sie. »Du hast das Recht zu wissen,
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