Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
Geistsiegel zu finden? Wo auch immer das Ding stecken mochte.
Als wir Morios Subaru erreichten, wollte ich nur noch eine heiße Dusche, ein langes Nickerchen und eine Menge zu essen. Smoky entschied sich dafür, mit uns in die Stadt zu fahren.
Völlig entnervt von diesem Nachmittag, fragte ich: »Sollen wir dich beim Puma-Rudel absetzen, ehe wir nach Hause fahren? Läge am Weg.«
Zach seufzte laut. »Scheiße, ich will nach Hause, aber was, wenn wir in eine Falle laufen?«
»Hast du jemandem gesagt, wohin du gehst?« Camille schloss die Augen; ich wusste, dass sie darum betete, er möge den Mund gehalten haben.
Er seufzte wieder, diesmal langgezogen. »Ja, ich habe es Venus Mondkind gesagt. Sonst niemandem.«
»Dann haben wir vielleicht noch eine Chance«, sagte Morio. »Venus ist kein Verräter.«
»Er ist keiner der Neuankömmlinge, nicht wahr?«, fragte ich.
Zachary schüttelte den Kopf. »Nein, dann wäre er niemals unser Schamane, Aber es sind drei Neue zu uns gezogen, alle in den letzten sechs Wochen. Shannon und Dodge vom CascadeClan aus Oregon. Sie stammen ursprünglich aus dem RainierRudel und sind vor ein paar Jahren nach Süden gezogen, also wissen wir, dass die beiden in Ordnung sind. Und dann ist da noch... Tyler.«
Tyler? Irgendetwas klingelte bei mir, und es hörte sich gar nicht gut an. »Was hat er gesagt, wo er herkommt? Wer hat ihm Referenzen gegeben?«
»Er kam aus dem Süden, aus New Mexico. Er hat behauptet, er käme von den Desert Runners, und er hatte auch ein Empfehlungsschreiben. Aber... Ich bin nicht sicher, wer seine Referenzen überprüft hat. Ich werde mich umhören und versuchen, das herauszufinden«, sagte er. »Also, wollt ihr im Revier vorbeifahren? Oder mich mit zu euch nach Hause nehmen? Mein Pick-up steht noch bei euch.«
Camille schüttelte den Kopf. »Wir fahren zu uns nach Hause. Tyler soll keinen Verdacht schöpfen, nur für den Fall, dass er unser Mann ist. Außerdem müssen wir gemeinsam überlegen, was wir als Nächstes unternehmen sollen.«
Morio stimmte ihr zu und setzte sich hinters Lenkrad. Smoky öffnete die Fondtür und winkte Camille zu sich, die eben neben Morio einsteigen wollte.
»Steig mit mir hinten ein. Zachary kann vorn sitzen.« Seine Stimme klang herrisch, und sie warf ihm einen finsteren Blick zu, doch er beugte sich zu ihr vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie sofort gehorchte. Morio warf ihm im Rückspiegel einen Blick zu, aber Smoky lächelte nur selbstzufrieden, und es wurde kein Wort mehr darüber verloren.
Er legte einen Arm um Camilles Schulter, und sie ließ es sich gefallen. Ich sah ihr nicht an, ob sie interessiert oder genervt war. Wie ich sie kannte, vermutlich beides. Ich kam zu dem Schluss, dass man mit einem befehlshaberischen Drachen wohl am besten fertig wurde, indem man seine Arroganz ignorierte und sich auf naheliegende Dinge konzentrierte.
»Also gut, dann kann es ja losgehen«, sagte ich. »Ab nach Hause, Morio, und steig ordentlich aufs Gas.«
Morio ließ den Motor an, und wir begannen die zweistündige Fahrt nach Hause. Drei, falls viel Verkehr sein sollte. Niemand sprach. Es war, als sei jeder von uns in seiner eigenen Welt verloren.
Zach stand offenbar unter Schock, und dazu hatte er auch allen Grund. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste, wenn man erfuhr, dass jemand, dem man vertraute, der schlimmste Feind des eigenen Clans war, obendrein von den Toten auferstanden. Camille sah aus, als sei sie ziemlich erschöpft und bräuchte mal eine ordentliche Schultermassage. Und Morio hielt den Blick stur auf die Straße gerichtet, während er uns durch den Berufsverkehr steuerte. Und ich? Meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Brandmal auf meiner Stirn zurück und was es bedeuten mochte.
Ich fühlte mich anders, aber ich konnte nicht genau sagen, wie. Jetzt, da wir sicher im Auto saßen, kramte ich in meiner Handtasche herum, holte meinen Kompaktpuder hervor und klappte den Spiegel auf. Wie gelähmt starrte ich auf das Mal. Eine schwarze Sense, die an eine Mondsichel erinnerte, schimmerte mitten auf meiner Stirn; sie glänzte, als wäre ein LackTattoo in meine Haut eingeschmolzen. Vorsichtig hob ich die Hand und strich mit den Fingern über das Mal.
Ein Schauer kroch mir den Rücken hoch, und mir stockte der Atem, als ich wieder von der Energie des Herbstkönigs wie von seinem Umhang umhüllt wurde. Eine Stimme hallte durch meinen Hinterkopf, und ein leises Lachen mischte
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