Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
womit du es zu tun bekommst, aber du musst uns schwören, dass du niemandem davon erzählen wirst.«
Er blinzelte und warf mir einen Blick zu. Ich nickte. So wütend ich auch sein mochte, ich würde mein Ego eine Weile zügeln müssen. »Sie hat recht. Du darfst niemandem verraten, was wir dir gleich sagen werden.«
»Also schön«, sagte er zögerlich. »Ich verspreche es.«
»Das reicht nicht«, sagte ich. »Wir verlangen einen Bluteid. Wir können kein Risiko eingehen. Du hast ja keine Ahnung, wie viele Leben von deiner Verschwiegenheit abhängen könnten.«
Wieder dieses Blinzeln. »Gut, dann tun wir es.«
Ich zog mein silbernes Messer aus dem Stiefel. »Ich werde dir den Eid abnehmen«, sagte ich. Er sah mich fragend an, und ich fügte hinzu: »Wir sind beide Werwesen, auch wenn es bei mir ein Geburtsfehler ist.«
Er verzog das Gesicht, und ich hielt den Dolch hoch. Die Klinge schimmerte, als ich sie über seine Handfläche zog. Ich war nicht zimperlich, wenn es um Bluteide oder Verletzungen ging – nur wenn jemand versuchte, das Produkt aufzuschlabbern. Ein schmales Rinnsal bildete sich auf seiner Hand, und ich drückte sie kräftig, damit noch mehr Blut floss.
Zachary schnitt eine Grimasse, hielt aber still.
»Beim Blut aus deinen Adern, beim Blut deiner Ahnen, schwörst du, dein Versprechen zu halten, und willst du verflucht sein, wenn du uns belügst?«
»Ihr habt mein Wort«, sagte er langsam.
Bluteide waren verbindliche Vereinbarungen, besser als jeder Vertrag, zumindest unter den Feen und den Erdseitigen Übernatürlichen. Falls Zach sein Wort brechen sollte, wäre es unser gutes Recht, ihn zu jagen und zu töten, ohne Folgen befürchten zu müssen – außer natürlich, die Polizei mischte sich ein.
»Jetzt sagt mir, was hier läuft«, bat er.
»Denk daran, du hast Stillschweigen geschworen.« Ich seufzte tief. Mit Hilfe von Camille und Morio erklärte ich Zach, was in den U-Reichen vor sich ging und welche Bedeutung die Geistsiegel für die Erde und die Anderwelt hatten. Als wir fertig waren, saß er auf dem Boden, vollkommen sprachlos. In diesem Moment erschien Smoky wieder aus seinem Hügel und winkte uns, ihm zu folgen.
Er hatte sich umgezogen und trug nun weiße Jeans, die einen verdammt knackigen Hintern zur Geltung brachten, und einen hellgrauen Rollkragenpulli. Sein fast knöchellanges Haar war säuberlich geflochten. Ich starrte ihn an, und mir wurde plötzlich bewusst, wie umwerfend er tatsächlich aussah. Ehe ich merkte, was ich da tat, warf ich Camille einen neidvollen Blick zu. Holla – aus diesem Zug steigst du sofort wieder aus, dachte ich, ehe er mit dir davondampft .
»Gehen wir. Der Weg ist nach Einbruch der Dunkelheit zu gefährlich für euch«, sagte er. Camille und Morio eilten ihm nach.
Ich packte Zachs Hand, um ihn auf die Füße zu zerren, doch er wirbelte mich zu sich herum. Wortlos zog er mich an sich, und seine Lippen suchten die meinen.
Vor lauter Überraschung ließ ich mich von ihm küssen. Er schmeckte wie ein dunkler Portwein, weich und warm. Zach stieß ein kehliges Knurren aus und presste sich an mich. Die Hand in meinem Rücken packte mich fester, und mit der anderen rieb er über meinen Hintern. Als ich so richtig merkte, was wir da taten, stieß ich ihn von mir.
»Zach, nein... nicht hier. Nicht jetzt.«
Er riss mich zurück in seine Arme und drückte die Lippen an mein Ohr. »Du willst mich so sehr wie ich dich«, flüsterte er.
»Ich bin kein echtes Werwesen, also hörst du lieber sofort damit auf, ehe dein Clan dahinterkommt.« Ich schlug ihm auf die Finger. »Wir müssen Smoky einholen. Wir müssen hier weg.«
Zachary brummte zustimmend und ließ mich los, wenn auch widerstrebend. Unsicher, was ich sagen sollte, drehte ich mich um und rannte voraus, bis ich Camille und Morio eingeholt hatte. Ich konnte Zachs Schritte hinter mir hören.
»Delilah! Delilah?«, rief er, aber ich ignorierte ihn und eilte durch den Wald. Mein Körper wollte Zachary Lyonnesse. Aber seine Bemerkungen darüber, was das Rainier-Rudel von uns hielt, klangen mir noch in den Ohren – ein grausamer Angriff auf mein Selbstwertgefühl. Ich konnte nicht einfach darüber hinwegsehen. Noch nicht.
Als wir endlich aus dem Wald auf die Lichtung vor dem Haus traten, traf mich die Realität mit aller Macht, und ich schob jegliche Gedanken an Zach beiseite. Wir waren auf dem Heimweg, ja, aber würden wir es noch schaffen, Kyoka und den Jägermond-Clan daran zu hindern, das
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