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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sich in die Worte. »Du gehörst jetzt mir. Meine Zeit ist deine Zeit.«
    »Was? Was soll das heißen?« Ich versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus, und plötzlich starrte ich wieder in seine Augen, zwei schwarzrote Flammen. Ich verlor mich in diesem nie erlöschenden Feuer und ließ ihn meine Hand nehmen. Der scharfe Geruch frisch umgegrabener Erde stach mir in die Nase. Ich stand am Rand des Abgrunds, bereit, abzuspringen und ewig zu fallen. Als ich merkte, was mit mir geschah, wehrte ich mich und versuchte, mich loszureißen.
    Er strich mit der Hand über meine Stirn und hob dann mein Kinn an. Mit einem finsteren Lachen sagte er: »Dann geh, Wandling. Du wirst zu mir zurückkehren. Alle meine Auserwählten finden früher oder später den Weg nach Hause. Bis dahin halte Ausschau nach mir, wann immer du in den Spiegel blickst. Jedes Mal, wenn du Rauch und Nebel siehst, wirst du an den Geruch und die Berührung des Herbstes denken, denn ich bin dein Schicksal.«
    Und dann war er fort, und ich starrte auf mein Spiegelbild in der Puderdose. Er beobachtete mich – ich sah ihn hinter meiner linken Schulter. Ganz schwach, nur ein Geist aus meiner Erinnerung, aber er war tatsächlich da. Ich schrak zusammen und riss die Finger von dem Mal auf meiner Stirn zurück.
    Camille starrte mich an. »Was ist los? Delilah, geht es dir nicht gut?« Wir waren nicht umsonst Schwestern – sie wusste, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Erzähle ich dir später«, sagte ich, denn vor den anderen wollte ich nicht darüber reden. »Hört mal, ist euch irgendetwas aufgefallen, das von unserer Begegnung mit dem Herbstkönig herrühren könnte? Habt ihr...  Visionen, oder sonst irgendwas bemerkt?«
    Camille warf mir einen scharfen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Du hast recht. Über so etwas denken wir später nach, wenn wir sicher hinter unseren Hausbannen sitzen.«
    »Entschuldigt mal, würdet ihr bitte leise sein? Es schneit ziemlich heftig, der Verkehr ist furchtbar, und ich versuche mich hier zu konzentrieren«, sagte Morio und blickte finster in den Rückspiegel. Aber er sah nicht nach dem Verkehr hinter uns. Er starrte auf Smokys Hand, die sich um Camilles Schulter schmiegte. Es war also doch möglich, den scheinbar undurchdringlichen Fuchsdämon fürchterlich zu reizen.
    Als wir endlich zu Hause ankamen, platzten wir aus dem überfüllten Wagen wie Schaumgummischlangen aus diesen Scherzartikel-Dosen. Ich blickte mich im Vorgarten um und bemerkte, dass Iris fleißig gewesen war. Die vordere Veranda war mit einer blinkenden Lichterkette geschmückt, und an der Wand neben der Haustür hing ein gewaltiger Kranz. Die grünen Zweige, mit rotem Band und glitzernden goldenen Perlen geschmückt, dufteten köstlich, sogar aus dieser Entfernung.
    Als wir die Treppe hinaufstiegen, versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, was der Herbstkönig über den JägermondClan gesagt hatte.
    Vorbei an einer Stadt östlich von euch, wo das Wasser über die Felsen stürzt, in den Hügeln am Fuß des Berges...
    Die Stadt östlich unseres Wohnorts war vermutlich einer der vielen Pendler-Vororte, die sich am östlichen Ufer des Lake Washington ausbreiteten – eine gigantische Fläche urbaner Erweiterung, ein Städtchen, das ins nächste überging, genährt von Microsoft, Nintendo und Dutzenden anderer High-Tech- und Software-Unternehmen in dieser Gegend. Was den Wasserfall anging, war ich nicht so sicher. Wir hatten noch gar keine Zeit gehabt, all die Naturschönheiten zu erkunden, die mich froh sein ließen, dass man uns hierher geschickt hatte und nicht in irgendeine Wüste, wo Wasser und Wälder nur noch ferne Erinnerungen waren. Stirnrunzelnd beschloss ich, Chase anzurufen und ihn um Rat zu fragen.
    Als wir das Haus betraten, eilte Iris uns entgegen. Sie hatte Maggie bei sich, und ihre besorgte Miene hellte sich auf, sobald sie sah, dass wir alle in einem Stück heimgekehrt waren.
    »Den Göttern sei Dank, dass ihr wieder da seid. Wir haben uns solche Sorgen um euch gemacht.«
    »Wir?« Ich blickte mich um und bemerkte erst jetzt, dass Chases Wagen in der Einfahrt stand. »Chase ist hier?«
    »Ja, und er kann es kaum erwarten zu hören, dass es euch gutgeht. Er ist herübergekommen, sobald er Feierabend machen konnte. Ach, und Trillian ist wieder da. Es war ein interessanter Abend, das kann ich euch sagen.« Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände, und ich hatte das Gefühl, dass Chase und Trillian es ihr nicht leichtgemacht

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