Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
würde sie das nicht. Aber eines musst du verstehen, Chase, und hör gut zu, denn ich habe keine Lust, mich zu wiederholen: Die Elementarfürsten scheren sich nicht darum, was Menschen denken. Sie scheren sich nicht darum, was Feen denken. Die Elementarfürsten entstammen der innersten Essenz sowohl der Erde wie auch der Anderwelt, sie sind Gefäße purer, ursprünglichster Macht. Sie sind, wer sie sind, und weder eure noch unsere Regeln gelten für sie. Sie haben die Macht, jeden an ihren Willen zu binden, und niemand außer den Göttern selbst könnte demjenigen dann noch helfen.«
Chase war bleich und sah betroffen aus, als er sich langsam wieder auf seinen Platz sinken ließ. »Gütiger Gott, was wird jetzt mit dir geschehen?«
Ich sah Menolly an. »Ich weiß es nicht, aber was immer es auch sein mag, ich werde versuchen, es aufzuhalten. Ich glaube... Nein, fangen wir lieber am Anfang an. Wir haben herausgefunden, dass unsere Feinde wesentlich mehr sind als ein Haufen Werspinnen unter dem Daumen eines Degath-Kommandos.«
Camille machte schweigend zwei weitere Sandwiches. Eines gab sie mir, um sich dann mit dem anderen auf die Schreibtischkante zu setzen und die Füße baumeln zu lassen. Menolly schwebte aufwärts und setzte sich auf die Spitze der Leiter neben dem Baum. Ich warf einen Blick auf den glitzernden Baumschmuck, brachte es aber nicht fertig, mich ihm zu nähern. Iris’ Zauber funktionierte offenbar. Ich verputzte mein Abendessen, ohne einen einzigen Bissen zu schmecken, aus schierer Erschöpfung.
Mit einem Blick zu Camille sagte ich dann: »Fangen wir an. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch wachhalten kann.«
Sie nickte. »Ich habe gerade genau dasselbe gedacht.« Sie warf Trillian einen Blick zu und sagte dann: »So dringend ich auch erfahren möchte, was im Moment zu Hause los ist, sollten wir mit unserem Ausflug anfangen, damit Zachary bald fahren kann.«
Zu fünft schilderten wir Chase, Trillian und Iris, was geschehen war. Dass ich Zach geküsst hatte, erwähnte ich nicht, und dankenswerterweise auch sonst niemand, aber als ich von der Vision erzählte, die ich im Auto gehabt hatte, schnappte Camille nach Luft und sah Menolly an, die stumm nickte.
»Damit ist alles klar. Der Herbstkönig hat dich gebunden.«
»Würde mir freundlicherweise jemand erklären, was genau eine Todesmaid eigentlich ist?« Mein Sandwich war auf dem Weg in meinen Magen zu einem schweren Klumpen geworden. Ich nahm wohl besser noch ein paar Basentabletten, ehe ich ins Bett ging, sonst würde ich mit scheußlichen Magenschmerzen aufwachen.
»Es wird dir aber nicht gefallen«, sagte Camille.
»Danke für diesen nützlichen Hinweis – ach, wirklich? Es gefällt mir jetzt schon nicht, dabei weiß ich noch nicht mal, wovon wir hier eigentlich reden. Sag es mir einfach, damit ich anfangen kann, mich damit auseinanderzusetzen, in was für einem Schlamassel ich diesmal wieder gelandet bin.« Nervös wischte ich mir die Hände an der Serviette ab, zog die Beine unter mich und spürte, wie gewaltige Kopfschmerzen sich anschickten, die kleine Armee von Schmerzen und Wehwehchen zu verstärken, die bereits in meinem Körper aufmarschiert war.
Menolly ließ sich langsam zu Boden sinken, und ihr Gesicht wirkte undurchdringlich. Aber in ihren Augen glänzten blutige Tränen, und nun wusste ich endgültig, dass das, was mit mir passiert war, gar nicht gut sein konnte.
»Kätzchen, der Herbstkönig ist nicht nur irgendein Elementarfürst – er ist außerdem einer der Schnitter. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, während ihr heute Abend zwischen den Welten herumgereist seid. Der Herbstkönig sammelt Seelen in seinem Palast, und seine Dienerinnen werden als Todesmaiden bezeichnet. Sie sind so etwas Ähnliches wie Walküren. In der Nacht vor Samhain ernten sie die Seelen, die er vorher für den Tod ausgewählt und gezeichnet hat.«
Ich spürte, wie mir die Luft wegblieb und mein Herz zu rasen begann. Der Raum schimmerte, und ich begann mich zu verwandeln. »Dann werde ich also sterben?«
»Nein, daß meine ich damit nicht!« Sie eilte zu mir, kniete sich neben, ch und nahm meine Hände. »Bleib bei uns, Delilah, verwandle dich nicht – du hast mich falsch verstanden!«
Ich versuchte, mich auf ihre Worte zu konzentrieren und meine menschliche Gestalt zu behalten, aber die Katzenmagie war stark. Und diesmal war irgendetwas anders. Mein Körper fühlte sich eigenartig schwer an, als ich in einen Strudel
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