Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
kann nichts mehr passieren. Komm herein und bring deine Freunde mit.«
Camille winkte uns, ihr zu folgen. Smoky sah alles andere als erfreut aus. Das war ich ehrlich gesagt auch nicht. Jeder Freund von Trillian war mir von vornherein suspekt.
Doch wir traten stumm durch das Tor und versammelten uns hinter den beiden an der Haustür. Darynal öffnete sie und trat beiseite, um uns einzulassen.
Sobald ich durch die Tür war, blickte ich mich nach irgendwelchen Hinweisen darauf um, dass dies eine Art Falle sein könnte. Vielleicht hatte der Argwohn meiner Schwestern allzu sehr auf mich abgefärbt, aber jemandem, den meine Schwester seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte, vertraute ich nicht so ohne weiteres. Vermutlich sogar viel länger, wenn Darynal Camille als Trillians Mädchen bezeichnete, es sei denn, die beiden Männer hatten sich in den vergangenen paar Monaten getroffen. Camille und Trillian hatten sich vor Jahren getrennt, und Trillian war erst vor ein paar Monaten Erdseits aufgetaucht - seitdem waren sie wieder zusammen.
In einer so langen Zeitspanne konnte zu viel geschehen. Allianzen konnten geschmiedet. .
und gebrochen werden.
Vom Eingang aus erkannte ich drei Räume. Eine Küche, ein Wohnzimmer und vermutlich das Schlafzimmer. Die Hütte war aus dicken Baumstämmen gebaut und hatte etwas Solides, eine Bodenständigkeit, die ich nie mit Trillian in Verbindung gebracht hätte.
An den Wänden aufgereihte Geweihe dienten als Haken, an denen diverse Taschen und Kleidungsstücke hingen. Praktische Trophäen, dachte ich. Ein verblichener Diwan mit Sessel stand an einem Ende des Wohnzimmers, ein grober Holztisch und ein Stuhl auf der anderen Seite. Neben dem Schreibtisch ragte ein Regal vol er Schriftrollen und Bücher auf. Anscheinend konnte Darynal also lesen.
Suppenduft drang aus der Küche herüber, und mir lief das Wasser im Munde zusammen.
Wir hatten seit Stunden nichts mehr gegessen. Ich schnupperte, und der Geruch von Karotten und warmer Fleischbrühe stieg mir in die Nase. Vielleicht war Darynal doch kein so übler Kerl. Immerhin, ein Mann, der Suppe kochen konnte, die derart himmlisch roch, konnte nicht durch und durch schlecht sein, oder?
»Das ist doch nicht etwa Rinderbrühe, die ich da rieche, oder?«, platzte ich heraus, weil mein Magen laut knurrte.
Camille warf mir einen Blick zu, der Bände über meinen Mangel an Manieren sprach, aber Darynal lächelte nur.
»Allerdings. Delilah, nicht wahr? Möchtet ihr alle mir nicht bei einem späten Mittagessen Gesellschaft leisten?« Er wies mit einem Nicken zur Küche.
»Woher kennt Ihr meinen Namen?«, fragte ich und erstarrte.
»Trillian hat mir alles über Euch erzählt«, antwortete er.
Er hatte wohl doch in den vergangenen Monaten mit Trillian gesprochen. »Ihr habt ihn also in letzter Zeit gesehen?«, fragte ich.
Darynal neigte den Kopf. »Er wohnt manchmal bei mir, wenn er nach Artanyya zurückkehrt.«
Artanyya ... die Bezeichnung der Svartaner für die Anderwelt.
»Er ist aber jetzt nicht hier, oder?« Camille blickte sich um, und eine wilde Hoffnung flackerte in ihrem Gesicht auf, dass wir vielleicht ein Riesenglück hatten - dass Trillian sich vielleicht wohlbehalten hier bei seinem besten Freund versteckte.
Doch Darynal zerschmetterte ihre Hoffnung mit einem raschen: »Nein, ich bedaure. Er ist im Augenblick nicht hier. Gleich gibt es Suppe und frisches Brot«, fügte er hinzu und verschwand in der Küche.
»Ich helfe ihm«, sagte Iris und folgte ihm.
Sobald die beiden das Zimmer verlassen hatten, stieß Smoky praktisch auf Camille herab, und seine Augen glühten beinahe. »Wer ist er? Was hast du mit ihm zu tun?«
»Das wollte ich sie gerade fragen«, meldete ich mich zu Wort. »Woher weißt du, dass wir ihm trauen können?«
Sie bedeutete uns beiden, stil zu sein.
»Trillian und Darynal sind blutgeschworene Brüder. Sie sind durch einen Pakt aneinander gebunden, den sie in ihrer Kindheit geschlossen haben. Und sie haben nicht nur einen Schwur geleistet. Sie haben sich vor den Göttern aneinander gebunden. Sollte Darynal Trillian irgendwie verraten, würde sein eigener Schwur ihn niederstrecken. Und umgekehrt. Trillian hat mir erzählt, dass sie den Pakt damals geschlossen haben für den Fall , dass jemals Zeiten wie diese kommen würden. So konnten sie sicher sein, dass es selbst in den dunkelsten Stunden jemanden geben würde, dem sie vol auf vertrauen können.«
Wenn das stimmte, musste Darynal uns höflich
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