Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
den Gedanken bei meiner Arbeit.
Wir waren gegen Mitte des Nachmittags fertig, und es wurde Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Während wir in die ungefähre Richtung des Pfades losgingen, brach ich uns wieder Bahn, mit dem Dolch als Macheten-Ersatz. Ich wusste nicht recht, ob ich froh war, von hier fortzukommen. Nicht, dass es mir im Finstrinwyrd gefallen hätte. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir seine schattigen Tiefen hinter uns ließen. Aber wenn wir uns erst aus dem Wald hinausgearbeitet hatten, würden wir in die Erdwelt zurückkehren. Und das brachte mein Herz in diesen Zwiespalt.
Ich wäre wirklich gern eine Weile in der Anderwelt geblieben. Irgendwo hingehen, wo es nett war, mich zurücklehnen und richtig entspannen. Aber die Gedanken an Menolly und Maggie, Chase und unser Zuhause in der Erdwelt drängten sich dazwischen, und ich erkannte, dass zu Hause in Seattle mir inzwischen beinahe ebenso viel bedeutete wie zu Hause in Y'Elestrial.
Unentschlossen schwankte ich hin und her: Anderwelt, Erdwelt; Anderwelt, Erdwelt...
Zur Hölle. Ich schnaubte laut. Wenn ich so gründlich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, was ich wirklich wollte. Wie üblich. Als Iris bei uns eingezogen war, hatte sie sich ständig darüber beklagt, dass ich in meiner Katzengestalt oft vor der Tür miaute, bis sie sie öffnete. Dann blieb ich mitten auf der Schwelle stehen, offenbar unentschieden, ob ich nun hinaus- oder hineinwollte. Deshalb hatte sie schließlich die Katzenklappe eingebaut.
Als wir aus dem Unterholz auf den Pfad hinausstolperten, blickte Camille sich stirnrunzelnd um. »He, das ist aber nicht die Stelle, wo wir den Pfad verlassen haben. Ich kann mich an diesen Punkt überhaupt nicht erinnern. Ich könnte wetten, wir sind ein Stück weiter den Pfad entlang gelandet - tiefer im Wald als die Stelle, von der wir zu dem Weiher abgebogen sind.«
Ich betrachtete die Bäume um uns herum. »Du hast recht. Was bedeutet, dass wir für den restlichen Rückweg noch länger brauchen werden. Ich hoffe, es ist nicht allzu viel weiter.«
Iris, die ein hervorragendes Gespür für Distanzen und Richtungen hatte, vergewisserte sich, dass wir tatsächlich in die richtige Richtung gingen, und wir liefen los. Die Sonne -
und Morios Uhr - sagten uns, dass es drei Uhr nachmittags war. Wenn wir nicht mehr als zwei, drei Kilometer vom Kurs abgekommen waren, würden wir den Streifen Grasland und das Portal gegen fünf erreichen und rechtzeitig zum Abendessen wieder zu Hause sein.
Als wir um eine Biegung im Pfad kamen, blieb Camille stehen und deutete nach rechts.
Dort, etwa zwanzig Meter weit im Wald an einem Trampelpfad, lag eine Hütte. Sie war von einem soliden Holzzaun umgeben, und statt der wuchernden Brombeeren gedieh darin ein Gemüse- und Kräutergarten. Große Kristalle schützten das Tor, einer auf jeder Seite, und sogar ich konnte die Magie spüren, die zwischen den rauchigen Quarzkristallen hin und her lief. Sie waren gut neunzig Zentimeter groß, ihre Spitzen zeigten gen Himmel, und jeder von ihnen musste mehrere hundert Pfund wiegen.
Eine Gestalt, die dicht am Zaun stand, starrte uns an. Ich griff nach meinem Dolch, doch Camille stieß plötzlich einen leisen Schrei aus und rannte auf den Mann zu.
»Was machst du denn? Bist du völlig ver…«, begann ich, doch sie winkte. Der Mann - ein Svartaner, so schien es zumindest - winkte zurück. Er sah auf gefährliche Weise gut aus, viel weniger zivilisiert als Trillian, doch der Schimmer seiner pechschwarzen Haut war anziehend, und seine Augen waren genauso hellblau wie Trillians. Er trug das Haar viel kürzer, es fiel ihm kaum bis in den Nacken, und er hatte einen dichten Oberlippen- und Kinnbart.
Sobald Camille losrannte, folgte Smoky ihr natürlich auf dem Fuße, und Morio ebenso.
Ich warf Iris einen Blick zu, zuckte mit den Schultern, und wir beeilten uns, die anderen einzuholen.
Camille plapperte wie ein Wasserfall. »Darynal! Du bist es wirklich, nicht zu fassen.« Zwei Meter vor dem Tor blieb sie abrupt stehen und betrachtete die Kristalle. »Hast du hier irgendwelche Banne installiert, von denen ich wissen sollte?«
Er grinste ihr gemächlich entgegen. »Wenn das nicht Trillians Mädchen ist. Camille -
lange her, du hinreißendes Weib. Aber es überrascht mich nicht, dich hier zu sehen.« Er beugte sich über den Zaunpfahl, schloss die Augen und fuhr mit der Hand über ein Zeichen, das vorn auf das Tor gemalt war. »So, jetzt
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