Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
euch zu benachrichtigen, falls irgendetwas geschieht, aber solange ich nicht vor eurer Tür stehe, geht einfach davon aus, dass er lebt und es ihm gutgeht. Lasst ihn tun, was er am besten kann.«
Darynal zögerte, streckte dann die Hand aus und hob Camilles Kinn an. Er beugte sich vor, bis seine Lippen beinahe die ihren berührten, und sah ihr tief in die Augen. Smoky straffte die Schultern.
»Trillian vergöttert dich. Er betet dich an. Er würde niemals einfach davonlaufen und dir Kummer bereiten, wenn der Ausgang dieses Krieges nicht so ungewiss wäre. Kannst du ihn seine Arbeit tun lassen, ohne dich einzumischen?«
Camille schluckte schwer und nickte dann. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blickte beinahe verängstigt drein. »Das passt mir nicht. Es widerstrebt mir, mit jeder Faser meines Wesens. Aber ich werde ihn in Ruhe lassen. Es ist nur... ich liebe ihn.«
Smoky beugte sich vor und zog entschlossen, aber sacht Darynals Hand von Camilles Kinn. »Genug jetzt. Wir haben verstanden. Wir lassen ihn seine Arbeit tun, und Morio und ich werden Camille schon beschäftigen, bis Trillian zurückkehren kann. Wir sollten jetzt gehen. Allein unsere Anwesenheit hier gefährdet seine Mission.«
Morio erhob sich. »Smoky hat recht. Danke, Darynal. Zumindest konntet Ihr unsere größte Sorge zerstreuen. Wir wissen mehr, als wir wissen dürften, aber seid unbesorgt - von uns wird niemand etwas erfahren. Und wir werden auch Königin Asteria nicht sagen, dass wir Bescheid wissen.«
Ich rückte näher zu Camille heran. Sie murmelte ein Dankeschön und drückte Darynal stil an sich. Er küsste sie auf die Stirn, beinahe wie ein großer Bruder, und warf mir dann einen Blick zu. »Ihr seid noch hungrig. Hier, trinkt doch aus, ehe Ihr geht«, sagte er und hielt mir meine Suppenschüssel hin.
Ich lächelte ihn an. »Ihr seid kein übler Kerl, das muss ich schon sagen.« Schnell kippte ich den Rest meiner Suppe hinunter, nahm dankbar eine dicke Scheibe Brot mit Butter an, und wir verließen das Haus.
Während wir leise zum Tor hinausschlüpften und so schnell wie möglich davoneilten, blieb Camille still. Ich wusste, dass sie diese Wendung erst gründlich überdenken musste und darüber reden würde, wenn sie so weit war. Also nickte ich Iris zu, und wir setzten uns ein Stück von Camille und den Jungs ab.
»Das ist ja eine schöne Bescherung. Camille hat sich an diese beiden gebunden, obwohl das überhaupt nicht nötig gewesen wäre«, sagte ich bekümmert. Die Hochzeit hatte mir widerstrebt, auf irgendeiner Ebene, an die ich bewusst nicht herankam, obwohl ich sowohl Smoky als auch Morio sehr mochte.
Iris seufzte tief. »Sie hätte es irgendwann sowieso getan. Das weißt du auch, wenn du tief in dein Herz hineinschaust. Was dir zu schaffen macht, mein hübsches Tigerkätzchen, ist die Veränderung. Du hattest deine Schwestern so lange ganz für dich, ihr steht euch sehr nahe, und du willst nicht, dass irgendjemand oder irgendetwas sich dazwischen drängt.
Anscheinend ist dir nicht klar, dass Familien sich vergrößern und erweitern können. Das ist die Katze in dir: Du hast dein Revier und willst, dass deine Leute auch deine Leute bleiben. Du musst die Angst überwinden, dass Camille dich verlassen könnte. Sie wird da bleiben, wo sie jetzt ist - an deiner Seite, Schätzchen. Das weißt du doch, du musst dir nur erlauben, es deutlich zu sehen.«
Ich starrte sie an und konnte nicht antworten, weil ich den Mund voll Butterbrot hatte. Während ich schweigend aufaß, fragte ich mich, ob sie recht hatte. Es hatte mir nicht gepasst, dass Trillian zurückgekehrt war. Aber lag das an Trillian selbst oder daran, dass meine Schwester ihn so bereitwillig wieder in ihr Leben aufgenommen hatte? Und Smoky... und Morio... wünschte ich mir vielleicht tatsächlich nur, dass die Dinge blieben, wie sie waren?
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, fügte Iris hinzu: »Das Leben kann nicht stil stehen, weißt du? Menschen und Beziehungen müssen sich entwickeln. Sieh dich nur an: Du trägst das Mal des Herbstkönigs, und erst jetzt beginnst du die gewaltigen Veränderungen zu begreifen, die dadurch in dein Leben treten werden. Verüble der Natur nicht ihren unablässigen Drang, voranzuschreiten. Das ist der Lauf der Welt. Selbst der Tod ist ein Übergang, ein Fortschritt. Du kannst die Zeit nicht anhalten, Delilah. Du kannst die Vergangenheit nicht in die Gegenwart herüberholen. Alles bewegt sich, alles verschiebt sich und
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