Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
lauter. Es kam von dem Pfad, der zum Weiher führte, und ich glitt die Hintertreppe hinab und durch die Schatten in diese Richtung. Delilah folgte mir und verschmolz in ihrer Katzengestalt so gut mit den Schatten der Büsche, dass ich nur anhand ihrer Körperwärme erkennen konnte, wo sie war.
    Ich schlich mich durch den Garten und wünschte, meine Fähigkeit, mich in eine Fledermaus zu verwandeln, würde sich endlich entfalten. Aber die Gestaltwandlung hatte ich noch nicht gemeistert, sosehr ich mich auch bemühte. Sobald ich mich in Mausengel-Gestalt in die Luft erhoben hatte, war ich zu zögerlich und wurde von den Aufwinden und sonstigen Luftbewegungen davongeweht. Meine besonderen Kräfte waren dabei eher ein Hindernis.
    Als ich mich der Stelle näherte, wo der Pfad zwischen den Bäumen verschwand, wurde der Lärm auf einmal ganz deutlich. Blätterrascheln, Zähneknirschen. Eins mit den Bäumen, bewegte ich mich wie ein Schatten durch die Nacht und berührte dabei kaum den Boden.
    Der Lärm nahm zu; er wich nach rechts ab, vom Pfad weg in den Wald. Ich musterte abschätzend das Unterholz. Vampirin hin oder her, ich konnte immer noch Zweige zerbrechen, wenn ich unglücklich darauf trat. Ich sprang an einer der Tannen hoch und hielt mich am Stamm fest. Im Leben war ich Akrobatin gewesen - eine Spionin, die sich an Decken festkrallen und jeden noch so kleinen Halt in einer Mauer finden konnte, solange mein halb menschliches Erbe nicht alles durcheinanderbrachte, so dass ich plötzlich auf den Boden knallte. Meistens hatte es funktioniert. Das eine Mal, als ich wirklich dringend darauf angewiesen war, hatte es nicht funktioniert, weshalb ich jetzt ein Vampir war. Doch vampyr zu werden, hatte meine Fähigkeiten gesteigert.
    Ich glitt von Baumstamm zu Baumstamm weiter, lief leichtfüßig auf Asten entlang und sprang von einem Baum zum nächsten. Der Wald war sehr dicht, die Bäume wuchsen nah beieinander, und das machte es mir leicht, mich der Lärmquelle zu nähern, ohne den Waldboden zu berühren.
    Eine Lichtung vor mir versprach endlich einen Blick auf das, was die Banne durchbrochen hatte. Zumindest hoffte ich, dass ich dem richtigen Lärm auf der Spur war und nicht Speedo, den Bassett der Nachbarn, verfolgte. Doch während ich mich an eine der riesigen Zedern am Rand der kleinen Wiesenfläche klammerte, verrauchte meine Sorge. Was ich sah, war allerdings auch nichts, was ich mir erhofft hätte.
    Auf der Lichtung, über einen umgestürzten Baum gebeugt, stand ein gedrungener, kleiner Mann. Seine Haut war ledrig, hatte die Farbe von altem Schimmel und hing im Gesicht schlaff in Falten. Das Gesicht war außerdem mit Geschwüren und Fisteln bedeckt, die bei jeder Bewegung seines Kiefers zu platzen drohten. Er kaute an etwas, und als ich die Augen zusammenkniff, um meinen Blick zu fokussieren, erkannte ich, dass ein totes Opossum auf dem Baumstamm lag. Unser hässlicher Besucher zerrte mit scharfkantigen, gelben, teils abgebrochenen Zähnen an dem glitschigen, rohen Fleisch.
    Ein Ghul . Es drehte mir den Magen um. Wir hatten einen Ghul im Garten. Was bedeutete, dass irgendwo in der Nähe ein Nekromant stecken musste, der Tote beschwor. Nicht die Sorte Nachbar, die wir uns so wünschten.
    Ghule waren fiese Gegner. Wenn man sie nicht vollständig zerstörte, kämpften sie immer weiter, bis von ihnen buchstäblich nur noch Brei übrig war. Feuer war gut, aber mit Feuer hatte ich es nicht so. Ich konnte ihn binnen Sekunden niedermachen, aber bis wir eine Möglichkeit fanden, ihn dauerhaft außer Gefecht zu setzen, würde das, was von ihm übrig blieb, einfach immer weiter auf uns losgehen. Schlimmer noch, der Nekromant würde sein abscheuliches Geschöpf bis zu uns verfolgen können. Ich blickte unter mich. Delilah verbarg sich im Gebüsch unter mir und starrte den Ghul wie gebannt an. Sie blickte zu mir auf. Langsam glitt ich an dem Baum hinunter und achtete darauf, den Ghul ja nicht auf mich aufmerksam zu machen. »Delilah«, flüsterte ich so leise, dass ich nicht sicher war, ob sie mich gehört hatte, bis sie nickte. »Lauf zurück und sag Camille und Iris, dass wir einen Ghul hier draußen haben. Camille soll das Horn mitbringen - falls da noch Kraft drin-steckt. Wir müssen dieses Ekel vollständig verbrennen, wenn wir ihn am Boden haben. Ich bleibe hier und behalte ihn im Auge. Vielleicht kann ich ihn irgendwie festsetzen.«
    Wieder nickte sie und sauste dann in Richtung Haus davon. Ich wandte mich wieder dem Ghul

Weitere Kostenlose Bücher