Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
Fäden hatten sich um eine der Elfenbeinperlen verwickelt, die in meine dünnen Zöpfe eingeflochten waren. Delilah eilte herbei, als ich versuchte, mich zu befreien.
»Langsam, du machst noch die Decke kaputt, wenn du nicht aufpasst.«
Während sie die Fäden entwirrte, glomm ein verspieltes Blitzen in ihren Augen auf. Sie starrte wie gebannt meine kupferroten Zöpfe und die Fransen an. O Scheiße, ich wusste, was das bedeutete.
»Lass mein Haar los und tritt langsam zurück«, sagte ich und packte hastig meinen Zopf, den sie in der Hand hielt. »Ich mache das schon.«
Sie zitterte kurz, atmete schwer, und streckte dann mit glasigen Augen erneut die Hand aus. Einen Moment und einen kleinen, strudelnden Farbenwirbel später hing ein goldenes Tigerkätzchen an meinen Zöpfen und grapschte mit einer Begeisterung um sich wie ein Kind in einem Süßwarenladen. »He! Du kleines M...« Ich versuchte, sie abzuschütteln, aber mein Zopf war immer noch in die Fäden verwickelt. Delilah packte mein Haar fester.
Camille eilte herbei und hob sie hoch, was ihr einen netten kleinen Kratzer am Arm eintrug. Ich beschloss, mir eben eine neue Tagesdecke zu kaufen, rupfte den Zopf mitsamt den Fransen ab und zerriss dabei den Stoff. Aber ich war frei. Ich drehte mich um und sah Camille, die Delilah über ihren Kopf hob, die Hände um die pelzige Mitte unserer Schwester geschlungen. Delilah miaute kläglich und wand sich mit aufgerissenen Augen und gespreizten Zehen, zwischen denen Haarbüschelchen hervorlugten.
»Bist du frei?«, fragte Camille.
Ich nickte, und sie warf Kätzchen auf mein Bett. Delilah schoss sofort los, quer durchs Zimmer und die Treppe hinauf auf der rasenden Suche nach - na ja, worauf immer Katzen es abgesehen haben mochten, wenn sie so etwas taten.
»Zum Teufel. So hatte ich die Nacht eigentlich nicht anfangen wollen«, sagte ich und betrachtete die ruinierte Tagesdecke.
»Aber es ist nicht so schlimm. Vielleicht kann Iris das flicken, wenn sie mal Zeit dazu hat.«
Camille löste die verhedderte Franse von meinem Haar und musterte mich von oben bis unten. »Hast du schon mal über eine andere Frisur nachgedacht? Dein Haar sah so hübsch aus, als du es lang und lockig getragen hast. «
»Was glaubst du, warum ich es so trage?«, erwiderte ich. »Denk mal darüber nach. Wenn ich kämpfe, kommt es mir nicht in die Quere. Wenn ich jage, ist es hinterher nicht mit Blut getränkt. Und ... na ja, ganz allgemein finde ich diese Frisur ziemlich cool. «
»Tja, dann mach die Zöpfe wenigstens ab und zu mal auf und wasch dir die Haare. Ich kann sie dir ja danach wieder flechten.« Sie warf die Franse in den Mülleimer. »Einfach nur den Kopf unter die Dusche zu halten und zu hoffen, dass das Shampoo irgendwie durch diese dichten Zöpfchen dringt, ist nicht gerade hygienisch.«
Ich starrte sie an, belustigt über diese bizarre Unterhaltung. »Ich bin tot , Camille. Glaubst du wirklich, dass es hygienisch ist, sich in allernächster Nähe zu mir aufzuhalten? «
»Ich weiß es nicht. Ist es das nicht?« Sie runzelte die Stirn. »Also, eigentlich denke ich überhaupt nicht mehr daran. Wenn jemand tot ist, bedeutet das für mich, dass er in der Erde verrottet oder nach einem Kampf in einer Blutlache am Boden liegt und nicht wieder aufsteht. Da du in keine dieser beiden Kategorien fällst, habe ich dich aus der Dead Zone aussortiert und irgendwo unter Geschöpfe der Nacht eingeordnet.«
Ich lachte laut. »Das ist das Abgefahrenste, was du heute gesagt hast.« Ich warf einen Blick zur Treppe. »Meinst du, Delilah kommt bald wieder runter? «
»Ich weiß es nicht. Kommt darauf an, ob irgendwas sie abgelenkt hat. «
»Ach, was soll's.« Ich bedeutete ihr, mir zu folgen. »Gehen wir nach oben. Also, du hast gesagt, der Mann, der Sabele verfolgt hat, hieß Harold ?« Ich hatte mich schon gefragt, ob Sabeles Freund vielleicht von der üblen Sorte gewesen war, aber der hieß Harish.
Camille folgte mir die Treppe hinauf und schaltete oben das Licht aus. Wir schoben uns hinter dem Bücherregal hervor, das den geheimen Eingang zu meinem Unterschlupf verbarg, in die Küche und entdeckten als Erstes Iris, die auf einem Schemel saß und sich mit frustrierter Miene über Maggie beugte.
»Bitte, Kleine, nun iss doch dein Abendessen ...« Sie blickte auf, als wir die Küche betraten. »Bin ich froh, dass du da bist. Vielleicht bringst du sie dazu, etwas zu essen. «
»Was hat sie denn?« Ich beugte mich über Maggie, und das
Weitere Kostenlose Bücher