Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Drachenfürsten.«
Ich musste etwas verwirrt dreingeschaut haben, denn sie seufzte laut. »Hat Smoky dir in den vergangenen Monaten denn gar nichts erklärt?« Sie reichte allen Tee und ließ sich dann mit ihrer Tasse in der Hand auf der Fußbank nieder.
»Ich bin nie auf die Idee gekommen, ihn danach zu fragen«, sagte ich.
»Drachen leben in einem strengen Kastensystem. Man kann nach unten wie nach oben heiraten, aber wenn du aus der niedrigeren Klasse stammst und dich hochheiratest, ist dein Status trotzdem geringer als der deines Gefährten. Je mehr Söhne und Töchter du allerdings nach oben verheiraten kannst, desto besser ist dein Stand im Rat. Das Ganze ist furchtbar kompliziert, aber sie haben ja auch Jahrtausende Zeit zum Nachdenken. Jedenfalls läuft es auf Folgendes hinaus: Smoky gehört zur allerobersten Kaste, den Kaiserdrachen. Er kann in seiner Gesellschaft gar nicht weiter aufsteigen. Aber sein Vater kann seinen Stand verbessern, wenn Smoky höher als einen Weißen Drachen heiratet, denn zu dieser Kaste gehört sein Vater.«
»Smoky gehört zum Kaisergeschlecht?« Wenn Silberdrachen den höchsten Rang in ihrer Gesellschaft hatten, war es nur logisch, was er gesagt hatte - dass er den Status seiner Mutter besaß, weil seine Eltern aus verschiedenen Kasten stammten.
»Ja, durch das Blut seiner Mutter. Kinder werden der Blutlinie des höherstehenden Elternteils zugerechnet. Smoky und alle seine Geschwister von derselben Mutter gehören zur höchsten, herrschenden Klasse. Sein Vater steht ein paar Sprossen weiter unten auf der Leiter. Die einzigen Drachen, die außerhalb des Kastensystems leben, sind die Schwarzen Drachen, und die haben wegen ihrer besonderen Fähigkeiten ihre ganz eigene Hierarchie.«
Ich versuchte, all diese Informationen einzuordnen.
»Ich hätte ihn schon längst danach fragen sollen, aber ich hätte nie gedacht, dass sie ein so kompliziertes Gesellschaftssystem haben.« Ich nippte an dem dampfenden Tee. Der Duft und die zarte Farbe der Liebblüten begannen sofort zu wirken und beruhigten mich. »Ich war wohl zu sehr mit den Dämonen beschäftigt, um an Drachen-Etikette zu denken.«
Iris schnaubte. »Glaub mir, Mädchen, das war noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Während meiner Zeit in den Nordlanden habe ich mehr über Drachen gelernt, als mir lieb war, vor allem über die Weißen. Die halten zusammen wie Pech und Schwefel, und es zahlt sich immer aus, zu wissen, mit wem man es zu tun bekommen könnte. Aber die Silbernen - wie Smokys Mutter - haben Ehrgefühl und stehen in der Regel zu ihrem Wort. Sie sind nicht so gefährlich, zumindest solange man sie nicht verärgert. Wenn ich so darüber nachdenke - sie leben zwar nicht in den Nordlanden, aber die Goldschwingen und Grünrücken sind ähnlich. Weiße Drachen, und die Indigos und die Roten, sind eine ganz andere Sache.«
»Es leben also nicht alle Drachen in den Nordlanden«, sagte Delilah, zog den Obstkorb zu sich heran und kramte darin herum. Iris war auf einem Gesundheits-Trip und versuchte, die katastrophalen Fastfood-Gewohnheiten meiner Schwester zu ändern, doch das würde nicht funktionieren. Und tatsächlich, Delilah rümpfte die Nase und schob das Obst von sich. »Wir haben wohl keine Kekse mehr?«
Iris seufzte tief. »Ich backe nachher welche. Mädchen ... ach, schon gut. Um deine Frage zu beantworten, nein: Rotrücken und Goldschwingen leben in den Südlanden, und die Indigos und Grünrücken - na ja, ich weiß nicht genau, woher sie stammen. Schwarze Drachen gibt es hauptsächlich auf der Astralebene.«
»Und Weiße Drachen sind gefährlich«, fügte ich hinzu und lächelte über Delilahs niedergeschlagene Miene, mit der sie den Obstkorb erneut gründlich durchsuchte und dann den Kopf schüttelte.
»Die Weißen Drachen sind am wankelmütigsten, so viel ist sicher, und am habgierigsten«, fuhr Iris fort. »Deshalb habe ich mir anfangs Zeit gelassen, Smokys Verhalten gründlich zu beobachten. Drachen von gemischtem Blut können mehr nach einem Elternteil kommen oder auch nach beiden, genau wie bei den Feen. Aber Smoky hat seine Aufrichtigkeit immer wieder bewiesen. Das Blut seiner Mutter kommt durch, auch wenn er eine schurkenhafte Art hat und ziemlich egozentrisch sein kann.«
»Er hat mir gesagt, er hätte eine Möglichkeit gefunden, wie ich ein Kind von ihm bekommen kann«, platzte ich heraus.
Morio und Delilah starrten mich an, als sei ich nicht ganz bei Trost.
Iris schluckte ihren Mund voll
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