Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Tee herunter, stellte die Tasse ab und verschränkte die Arme. »Darüber muss ich unbedingt mehr erfahren.«
Ich merkte, dass sie alle auf mehr warteten, aber nachdem ich mein kleines Geheimnis ausgeplaudert hatte, wusste ich nicht mehr, was ich noch sagen sollte. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, was er in dieser Angelegenheit unternehmen wollte.
Als das Schweigen schon etwas unbehaglich wurde, flog die Tür auf, und Vanzir eilte herein, gefolgt von Roz. Beide sahen aus, als hätten sie seit Tagen nicht mehr geschlafen.
»He, Jungs, wo wart ihr denn?« Ich sprang auf, erleichtert, das Thema wechseln zu können. Im Moment bekam ich von der Unterhaltung über Smoky, Drachen, Väter, Verlobte und Kinder nur noch Kopfschmerzen, und das Dämonen-Duo lieferte mir eine willkommene Gelegenheit, das Thema loszuwerden - Abgang, Bühne links.
»Wo schon? Wir haben nach Hinweisen auf Stacia gesucht.« Vanzir ließ sich neben Delilah aufs Sofa fallen und lehnte sich mit gespreizten Beinen zurück. Warum mussten Männer eigentlich immer so tun, als hätten ihre Eier die Größe von Tennisbällen?
Aber er war niedlich, ein bisschen wie David Bowie als Jareth, der Koboldkönig. Sein kurzes Haar stand in Spitzen vom Kopf ab und war zu einem krassen Blond gebleicht, und seine Lederhose war so eng, dass jede Rundung der Kronjuwelen zu erkennen war.
Ich blinzelte. Vielleicht musste er doch mit so weit gespreizten Beinen sitzen. Wenn Vanzir eine Frau - oder einen Mann - ins Auge fasste, würde er jemanden sehr glücklich machen, das stand fest.
Roz trug seinen zur Waffenkammer ausgebauten Staubmantel. Der Feuer-und-Stahl-Exhibitionist, dachte ich, als er den schweren Mantel ablegte und vorsichtig über eine Sessellehne drapierte. Wenn man die - sowohl magische als auch technologische - Feuerkraft bedachte, die in dem Ding steckte, musste man dankbar dafür sein, dass er sich solche Mühe gab, ja nichts aus Versehen hochgehen zu lassen.
Er streckte sich in dem Sessel neben meinem aus, in einer Jeans so schwarz wie die Nacht und einem Mesh-Tanktop, das prachtvoll definierte Bauchmuskeln erkennen ließ. War ja klar, dass ein Incubus den Böser-Junge-Look perfekt draufhatte. Er merkte, dass ich ihn angaffte, zwinkerte mir genüsslich zu und blickte sich dann nervös um. »Wo ist Smoky?«
Ich grinste. »Warum? Hast du Angst, er könnte dich wieder zu Brei schlagen?«
Roz knurrte, doch ich würde ihn diese ruhmreiche Begebenheit nicht so schnell vergessen lassen. Ein paar Monate zuvor hatte Smoky Roz als Punchingball benutzt, woraufhin der Incubus zwei Wochen lang am ganzen Körper grün und blau gewesen war. Vor allem aber hatte sein Ego schwer gelitten, und er hatte die Lektion, seine Finger bei sich zu behalten, gründlich gelernt. Zumindest, was mich anging.
»Du stellst mir eine Falle, oder?« Er wandte mir diesen flehentlichen Hundeblick zu, und ich ließ mich erweichen.
»Keine Sorge. Smoky musste für eine Weile weg.« So plötzlich, wie mein Lächeln gekommen war, erlosch es wieder. »Sein Vater hat ihn hier abgeholt. Anscheinend hat Smoky sich um eine wichtige Sache gedrückt, als er hierherkam. Sein Vater ist ein absolutes Ekel, und man kann ihm nicht über den Weg trauen. Smoky hatte keine andere Wahl. Er musste mitgehen. Aber er kommt zurück, sobald er kann.«
»Die Eidechse hat Eltern? Eltern, die ihn herumkommandieren können?« Roz schauderte. »Bei denen möchte ich nicht auf der schwarzen Liste stehen.«
»Ich bin schon drauf«, brummte ich. »Also, was gibt's Neues über die Knochenbrecherin?«
»Nicht viel mehr, als wir schon wussten. Die Informationen, die wir haben, sind korrekt. Sie kann menschliche Gestalt annehmen, das heißt, sie könnte als sehr große, muskulöse VBM-Frau durchgehen. Das tut sie offenbar gerade, sie hält sich bedeckt, und wir können einfach keine Spur von ihr finden.«
Ich hatte das Gefühl, dass wir ihr, wenn wir sie irgendwann aufspürten, in ihrer natürlichen Gestalt begegnen würden. Und die taugte nun wahrlich für einen Horrorfilm. Geschichten aus der Gruft vielleicht. In ihrer natürlichen Gestalt hatte sie den Oberkörper und Kopf einer Frau - sehr menschlich -, aber ihr restlicher Körper glich einer sieben Meter langen Anakonda und besaß die gleiche Kraft, mit der sie ihre Opfer umschlang und zerquetschte.
Vanzir nahm eine Tasse Tee von Iris entgegen. Er balancierte die Untertasse auf einem Knie und trank vorsichtig einen dampfend heißen Schluck. »Carter hat
Weitere Kostenlose Bücher