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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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lang fort gewesen war.
    Als ich mich umsah, erschien mir alles fremd. Sogar die Wände, die frisch verputzt und weiß getüncht waren. Sämtliches Mobiliar war neu, nur ein paar Kleinigkeiten hatten die Belagerung heil überstanden. Da war die Wanduhr, die Mutter zum Hochzeitstag bekommen hatte, und dort drüben die Wolldecke, die sie so liebevoll für unser Wohnzimmer gehäkelt hatte. Delilah hatte als kleines Kätzchen darauf gepinkelt, und Mutter hatte nur gelacht und sie selbst von Hand gewaschen. Dann hatte sie den halben Vormittag gebraucht, um die Decke genau richtig auszubreiten, damit sie beim Trocknen ihre Form behielt. Delilah war zu klein gewesen, um irgendetwas anderes zu tun als zu weinen, als ihr klar wurde, wie viel Arbeit sie Mutter gemacht hatte.
    Unter den neuen Möbeln und der frischen Farbe verbargen sich Kindheitserinnerungen. Die silberne Drachenschatulle, die Vater Mutter zum Geburtstag geschenkt hatte. Die Tonschale, die ich für sie getöpfert hatte, als ich gerade einmal drei Jahre alt war. Das gerahmte Gedicht, das Menolly für unsere Eltern verfasst hatte, kaum dass sie einen Stift halten konnte. Nostalgie überwältigte mich, und ich sehnte mich nach dieser einfacheren Zeit, als mein schlimmster Kummer der Spott unserer Schulkameraden gewesen war, Menolly noch in der Sonne gespielt hatte und Mutters Lächeln warm auf uns herabgestrahlt hatte.
    Ich lehnte mich an den Schaukelstuhl, um mich wieder in den Griff zu bekommen, und sog tief den Atem ein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Morio, trat neben mich und legte sacht die Hand in meinen Rücken.
    Ich nickte und lächelte gezwungen. »Ich war nur lange nicht mehr hier. So viel ist gleich geblieben, und so viel ist ... verändert.«
    Verändert waren nicht nur das Haus und die Einrichtung, sondern auch ich und meine Schwestern. Und vor allem - die Welt. Ich versuchte diese bedrückte Stimmung abzuschütteln, als wir ins Esszimmer gingen. Im Kamin knisterte ein Feuer, ich umarmte und küsste Leethe und Kayla. Beide sahen ein wenig erschöpft aus, und Kaylas Augen funkelten nicht mehr so strahlend wie vor dem Bürgerkrieg.
    Nach dem Abendessen - einem dicken Eintopf mit Wild und frischem Brot - zogen Iris und Morio sich taktvoll in ihre Gästezimmer zurück, damit Vater und ich uns unter vier Augen unterhalten konnten. Ich machte es mir auf dem kleinen, dick gepolsterten Sofa gemütlich und lehnte die Hand an seine Schulter. Er tätschelte sie sanft.
    »Jeden Tag frage ich mich, ob wir das alles lebend überstehen werden«, sagte ich. »Jede Nacht gehe ich müde und besorgt ins Bett und träume von Dämonen.«
    »Du bist meine Tochter«, entgegnete er. »Und wie ich kannst du deine Pflichten nie vergessen. Aber Camille, ich habe mir nie ein solches Leben für dich vorgestellt - dass du gegen Dämonen kämpfst und unter den Menschen lebst, dem Volk deiner Mutter. Ich hatte gehofft, ihr alle würdet heiraten und eigene Familien gründen. Natürlich hat Menollys ... Unfall ... alles geändert.«
    »Das war kein Unfall, Vater. Sie wurde vergewaltigt, gefoltert und getötet, und dann hat Dredge sie zum Vampir gemacht. Bringst du es noch immer nicht über dich, dir einzugestehen, was damals passiert ist?«
    Er seufzte. »Ich weiß, was passiert ist, mein Mädchen. Nur zu gut. Ich denke nicht gern daran. Aber Camille, ich habe vor allem Angst um dich. Todesmagie ist ein schweres Joch. Was sagt die Mondmutter zu deinen Studien?«
    »Ich glaube, sie gefallen ihr«, antwortete ich leise.
    Er schüttelte den Kopf. »So viel Tod. Delilah eine Todesmaid, meine Menolly eine Vampirin ... Ich war sehr stolz auf euch alle, als ihr beschlossen habt, in den Nachrichtendienst einzutreten, aber ich hätte nie gewollt, dass ihr euch solchen Gefahren und Kämpfen stellen müsst. Ich wünschte wirklich, ihr hättet einfach jung geheiratet und euch ein friedvolles Leben aufgebaut.«
    Ich lächelte ihn traurig an. »Und wie lange hätte dieser Frieden gehalten? Bis Schattenschwinge die Geistsiegel gefunden und die Welten in Stücke gerissen hätte? Dann wären wir inzwischen alle tot. Oder Schlimmeres. Stattdessen waren wir zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und deshalb haben die Erdwelt und Y’Eírialiastar noch eine Chance. Wenn wir unser Leben opfern müssen, um diese Chance zu nutzen, dann sei's drum. Wir alle sind dazu bereit.«
    Ich war so müde, dass mir alle Knochen wehtaten. Als ich aufstand, nahm Vater mich bei den Schultern. »Weißt du, wie

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