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Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Augen schimmerten golden. Als sie aufstand, raschelte ihr Kleid, und die langen Stoffbahnen schwangen um ihre Füße. Sie trug eine goldene Tiara mit einem glitzernden Diamanten in der Mitte.
    Vater kniete vor ihr nieder, und ich knickste automatisch. Meine Knie bekamen heute reichlich Training. Morio verneigte sich tief, und Iris sank auf ein Knie nieder.
    »Erhebt euch«, sagte die Frau. Ihre Stimme floss melodisch und verlockend durch den Raum. »Sephreh, stellt mir Eure Gäste vor.«
    »Wie Euer Majestät wünschen.« Mein Vater richtete sich auf, doch sein Blick blieb auf Königin Tanaquar gerichtet. »Darf ich Euch Camille vorstellen, meine älteste Tochter? Dies sind Lady Iris und einer der Ehemänner meiner Tochter, Morio.«
    Wir warteten darauf, dass sie das Wort ergriff.
    Die Königin kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie ging einmal um mich herum und sah mir dann prüfend in die Augen. »Du bist also die Anführerin in unserem Krieg gegen Schattenschwinge«, sagte sie leichthin. »Zweifellos eine große und grausige Aufgabe für eine so junge Frau. Die obendrein halb menschlich ist.«
    Anführerin des Krieges? Das war mir neu, aber ich war geistesgegenwärtig genug, sie nicht zu korrigieren.
    Sie tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn und betrachtete mich nachdenklich. Sie war groß, größer als mein Vater, beinahe so hochgewachsen wie Smoky, und es war offensichtlich, dass sie zum Hochadel gehörte. Ihre Abstammung sprach aus jeder ihrer Bewegungen, jeder Geste, jeder Nuance ihres Blicks. Tanaquar verkörperte alles, was ihre Schwester hätte sein sollen. Hof und Krone von Y'Elestrial würden nun wieder eine echte Monarchie werden, keine Farce einer verrückten Diktatorin.
    »Dann sag mir, Camille, wie steht es um den Krieg?«
    Ich zuckte zusammen und wünschte, sie hätte mich irgendetwas anderes gefragt, nur nicht das.
    »Euer Majestät ... um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Wir tun unser Möglichstes, die Geistsiegel zu finden und sie Königin Asteria zu bringen. Das hat für uns höchste Priorität. Wir sind der neuen Dämonengeneralin auf der Spur, die Schattenschwinge in die Erdwelt geschmuggelt hat. Den Direktor des AND informieren wir regelmäßig über neue Erkenntnisse. Die neue Generalin ist als Stacia Knochenbrecherin bekannt. Sie ist eine Lamie.«
    Tanaquars Augen blitzten auf, und außerhalb der Mauern krachte ein Donnerschlag. Ich hatte das scheußliche Gefühl, dass da ein Zusammenhang bestand. Während Lethesanars Herrschaft hatten wir natürlich nicht viel über sie gehört, aber nun betrachtete ich die imposante Erscheinung, die vor mir stand, und spürte ganz deutlich, dass in unserer neuen Königin mehr steckte als nur königliches Blut.
    »Ihr habt nicht zufällig etwas über das sechste Geistsiegel erfahren?«, fragte ich spontan. Sobald die Worte über meine Lippen waren, fragte ich mich, ob ich mir zu viel herausgenommen hatte, doch sie lachte.
    »Ich werde versuchen, das sechste Geistsiegel für dich orten zu lassen. Bis dahin konzentriere dich auf die Knochenbrecherin. Ihr müsst sie finden und vernichten. Sie ist sehr viel gefährlicher, als du ahnst.« Sie senkte die Stimme. »Schattenschwinge hat sie selbst gezüchtet, zu einem einzigen Zweck: Vernichtung. In ihrem Herzen wirst du keine Schwäche für irgendetwas finden, keinerlei Mitgefühl. Wenn sie dich in die Fänge bekommt, wirst du einen grässlichen Tod erleiden. Im Vergleich zu ihr war Karvanak der kleine Strolch von nebenan.«
    Damit entließ sie uns. Wir verabschiedeten uns und folgten Vater wieder hinaus auf den Flur.
    Auf dem Weg zur Kutsche dachte ich über das nach, was die Königin gesagt hatte. Wenn die Knochenbrecherin tatsächlich so erbarmungslos war, mussten wir uns etwas einfallen lassen, wie wir sie aufspüren und auf der Stelle vernichten konnten. Fehler, wie wir sie bei Karvanak gemacht hatten, durften keinesfalls passieren. Er hatte uns töten wollen, es aber nicht geschafft. Stacia würde es sicher geschickter anstellen.
    Während die Kutsche die Straßen Y'Elestrials entlangrumpelte, lehnte ich mich nachdenklich auf der gepolsterten Bank zurück. Obwohl ich kaum auf die Zerstörung meiner Stadt achtete, war sie selbst im Schleier der Dunkelheit unübersehbar. Die Silhouetten von Ruinen ragten in den Nachthimmel auf. Manche Häuser waren ganz eingestürzt, nur noch ein höherer Haufen hinter dem Schutt, der von ihren gesprengten Fassaden übrig geblieben war.

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