Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
schief.«
Ich starrte sie an, ungläubig trotz der Pein in ihren Augen. »Dein Verlobter ? Aber was ist passiert? Wie ist er ... Wie konnte das ... «
Sie stöhnte leise. »Er war Priester im Orden der Undutar, und ich hätte die nächste Hohepriesterin werden sollen. Wir wollten heiraten. Doch eines Nachts, etwa einen Monat vor der geplanten Hochzeit, bat er mich, in sein Gemach zu kommen. Natürlich ging ich zu ihm, und als ich dort ankam Iris' Augen füllten sich mit Tränen, und sie schlug die Hände vors Gesicht.
Ich kniete mich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Was ist geschehen? Bitte sag es mir.«
»Das ist ja das Problem! Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich habe die Tür geöffnet, und als ich wieder zu mir kam, lag ich gefesselt hinter Gittern. Sie behaupten, ich hätte ihn gefoltert und in dieses Schattenwesen verwandelt. Als sie mich fanden, hätte ich gebrabbelt wie eine Irre und ihnen gesagt, dass ich ihn hasste. Aber ich habe ihn geliebt! Und ich hätte das nie tun können - ihn aus seinem Körper reißen und seinen Geist in einen Schatten verbannen.«
Ich umarmte sie, zog sie an mich und hielt sie fest, während sie an meiner Schulter bebte. Ihr brach es das Herz, das spürte ich. »Du hast noch nie jemandem davon erzählt, nicht wahr?«
Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht. »Nein«, antwortete sie und starrte zu Boden. »Ich schäme mich zu sehr.«
Ich ließ ihr noch einen Moment Zeit und hob dann sacht ihr Gesicht an, so dass sie mich ansehen musste. »Iris, besitzt du überhaupt die Macht dazu, so etwas zu tun?«
Sie schniefte. »Ach, Mädchen. Ich hatte diese Macht, ja.«
»Was ist passiert, als du ihnen gesagt hast, dass du dich an nichts erinnern kannst?«
Iris tupfte sich die Augen, aber es flössen immer neue Tränen. »Ich habe meine Unschuld beteuert. Sie konnten nicht zweifelsfrei beweisen, dass ich das getan habe. Vikkommin - oder das Geschöpf, zu dem er geworden war - war in jener Nacht verschwunden, nachdem sie mich aus seinem Zimmer geschleppt hatten. Aber seither verfolgt er mich auf der Astralebene. Ich nehme an, er glaubt tatsächlich, dass ich ihm das angetan habe. Er lässt es mich keinen Augenblick vergessen. Er will mich töten und zu sich in die Schatten zerren. Vielleicht ist er wahnsinnig geworden. Ich weiß es nicht.«
»Heilige Scheiße. Bist du in Gefahr?«
»Nein«, sagte sie und senkte den Blick auf ihre Füße. »Im Augenblick nicht. Vikkommin kann mir nichts tun, außer ... ich kehre in die Nordlande zurück. Dort ist sein Körper gefangen wie in einer Falle.«
Ich wollte ja taktvoll sein, meinte aber dann, dass es Iris lieber wäre, wenn ich einfach ich selbst war - direkt und undiplomatisch. Jemand, der auf Anstand und Manieren pfiff. »Was haben die Ältesten des Tempels mit dir gemacht?«
Sie schloss die Augen und rang um Fassung. »Sie haben mich gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen. Ich kann nicht darüber sprechen, es - es war zu schrecklich. Wie deine Schwester Menolly habe auch ich körperliche und emotionale Narben. Meine sind nicht ganz so offensichtlich. Als ich mich weigerte, meine Schuld einzugestehen, nahmen sie mir meinen Titel und meine größten Kräfte und schickten mich unter einem Fluch nach Finnland zurück. Ich kann niemals ein Kind austragen, solange Vikkommin nicht gerächt ist. Das bedeutet: Entweder ich finde heraus, wer ihm das tatsächlich angetan hat, und übe Rache in seinem Namen, oder ich werde niemals Kinder bekommen, nie eine der geheiligten Mütter werden, nie wieder einen Fuß in den Tempel meiner Göttin setzen können.«
Die Finnen trieben einen ziemlichen Mutterkult, so viel wusste ich immerhin. Die Mütter ihrer Helden waren sogar oft wichtiger als die Helden selbst. Iris daran zu hindern, ein Kind zu bekommen, war eine grausame Strafe. Aus ihrem Tempel verbannt zu werden, war sogar noch schlimmer.
Vor Wut darüber, dass jemand überhaupt glauben konnte, sie hätte so etwas Furchtbares getan, ballte ich die Hände zu Fäusten. »Warum bist du mit hierhergekommen? Was hast du vor? Hat das irgendetwas mit Bruce zu tun?«
Sie nickte. »Bruce hat mich gebeten, seine Frau zu werden, und das möchte ich. Ich habe ihn sehr liebgewonnen, Camille. Er ist ein guter Mann und gut zu mir. Aber ich weiß, dass er sich Kinder wünscht. Er ist der Letzte seiner Linie. Er muss den Familiennamen weitergeben. Wenn ich mich nicht von diesem Fluch befreie,
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