Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
Fellknäuel.« Er strich mir über den Kopf. »Sieh nur, wie all die Sterne da oben tanzen ... ich bin schon mit ihnen gewandert, weißt du?« Seine Stimme wurde tiefer und nahm einen sinnlich weichen Klang an. Selbst in meiner Katzengestalt fand ich sie beruhigend und verführerisch.
»Ich habe im Nordlicht getanzt und bin durch die Ionysischen Lande gezogen. Auf der Suche nach Dredge bin ich jeder noch so kleinen Spur gefolgt, wohin der Wind mich auch geweht hat. Ich bin von den Nordlanden bis ins Südliche Ödland gereist, von Walhalla bis vor die Tore Hels, um diesen Dreckskerl zu finden. Ich habe in meinem Leben so viel Schönheit und Grauen gesehen, dass man meinen sollte, mich könnte nichts mehr erstaunen ... aber die Sterne ... sie sind immer noch der kostbarste Schatz. Makellos, strahlend und ewig außer Reichweite.«
Er rollte sich auf den Bauch, zupfte einen langen Grashalm ab und kitzelte mich damit an der Brust, als ich mich neben ihm ausstreckte. »Ich weiß, dass du Kummer wegen Chase hast. Aber, Delilah, du musst loslassen, wenn es das ist, was er braucht. Der Nektar des Lebens stürzt Menschen ins völlige Chaos, wenn sie nicht auf die Veränderung vorbereitet werden. Du hast ihm das Leben gerettet, aber er hat etwas verloren, das aufzugeben er noch nicht bereit war. Seine Sterblichkeit - im menschlichen Sinne - hat einen riesigen Anteil daran, was Menschen ... na ja ... menschlich macht. Wenn man nur so kurze Zeit zu leben hat, macht man das Beste daraus. Du musst dich jetzt zurückhalten und es Sharah überlassen, ihm zu helfen. Sie weiß, was zu tun ist.«
Ich wusste, dass das stimmte, ich wollte es nur nicht hören. Aber natürlich hatte er recht. Camille und Menolly sagten mir schon seit Tagen dasselbe, doch wenn das von ihnen kam, fühlte es sich eher an wie schwesterliche Einmischung statt wie ein kluger Rat. Ich maunzte leise.
»Ja, ich weiß, dass du das weißt, und ich weiß, dass es dir nicht gefällt, aber nimm dieses eine Mal meinen Rat an, ja? Ich weiß, wie es ist, wenn das eigene Leben in Stücke gesprengt und so drastisch verändert wird.«
Roz konnte das tatsächlich nachvollziehen, das wusste ich. Er hatte seine Familie an Dredge verloren, und er hatte seine Frau verloren, weil Zeus und Hera die beiden wie Schachfiguren für ihren Zwist benutzt hatten. Binnen eines Augenblicks war er von einer normalen Fee in einen Incubus verwandelt worden. Chases Leben war ebenso plötzlich auf den Kopf gestellt worden, wenn auch nicht ganz so grausam wie Rozurials.
Ein Wagen hielt vor dem Haus. Bruce und sein Fahrer und Iris. Sie stiegen aus, und ich sah, dass sie auch Vanzir mit nach Hause genommen hatten. War vermutlich besser so. Er war nicht gerade der vornehmste Gesellschafter, und ich hatte das Gefühl, dass er es sich lieber hier gemütlich machen würde, als bis in den frühen Morgen auf einer Party herumzuhängen, wo die meisten anderen Gäste ihn mieden.
Iris sauste ins Haus, und keine zehn Minuten später kam sie auf der hinteren Veranda wieder heraus. Sie trug eine gewachste Schürze über dem Kleid, das sie eigens zu den schmutzigsten Arbeiten anzog. Sie baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Tja, ich weiß nicht, wie du dich in diesen Schlamassel gebracht hast, aber jetzt machen wir dich erst mal sauber.« Sie beugte sich vor, nahm mich auf den Arm, und ihre Nase zuckte. »Du stinkst wie die Pest, Mädchen. Was hast du bloß zu diesem Skunk gesagt?«
Ich wollte protestieren - das war nicht meine Schuld, ich habe nichts gemacht! Aber ich wusste, dass Iris mich durchschauen würde. In Wahrheit war ich in das Territorium des Stinktiers eingedrungen und hatte es bedroht, indem ich es angesprungen hatte.
Iris hielt mich an eine Hüfte gedrückt und trug mich die Hintertreppe hinauf auf die umgebaute Veranda. Dort sah ich etwas so Schreckliches, dass ich mich wand und verzweifelt zu entkommen versuchte: einen Bottich voll mit eigentümlich dunklem Wasser.
Iris rang mit mir, verlor aber in ihren dicken Gummihandschuhen den Halt. Sobald ich mich ihr entwunden hatte, schoss ich zur offenen Küchentür.
»Komm zurück! Delilah, schaff deinen pelzigen Hintern wieder hierher, und zwar sofort!«
Ich galoppierte zur Treppe, doch bevor ich sie erreichen konnte, stand Vanzir vor mir und lachte spöttisch. Ehe ich mich versah, hatte er mich blitzschnell gepackt und hochgehoben.
»Hab ich dich, kleine Miezekatze.«
Ich zappelte wie wild, aber er ließ nicht
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