Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
den Spiegel und stöhnte laut. Mein wunderschönes goldblondes Haar hatte nun leuchtend rote Strähnen. Ich sah aus wie Ronald McDonald, nur getigert. Der Tomatensaft hatte die helleren Partien meines Haars gefärbt, so dass ich jetzt einen Flickenteppich aus Rosa-, Rost- und Orangetönen auf dem Kopf trug. Auch einzeln hätte mir keine dieser Farben gestanden.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
Iris spähte durch den Türspalt. »Es tut mir so leid, Delilah. Ich habe wirklich nicht geahnt, dass Tomatensaft so wirken würde. Und gegen den Gestank hat er auch nicht viel geholfen.«
»Ich stinke zum Himmel, und mein Haar sieht aus, als wären ein paar Farbbeutel darin eingeschlagen!«
Ich ließ mich auf den Rand der Badewanne sinken. Ich liebte mein Haar. Es war nie umwerfend frisiert, es war nichts ganz Besonderes, aber es war mein Haar. Jetzt sah ich aus wie ein miserables Lil'-Kim-Double.
»Na, stell dich erst mal unter die Dusche, vielleicht kannst du etwas von dem Gestank mit Seife abwaschen. Inzwischen sehe ich zu, ob ich mehr herausfinden kann. Mit so etwas musste ich mich noch nie befassen - niemand, den ich kannte, ist je von einem Stinktier erwischt worden.« Sie murmelte vor sich hin, während sie das Bad verließ.
Ich schnitt ihr eine Grimasse und musterte mich dann erneut im Spiegel. Der Kontrast zwischen meinen smaragdgrünen Augen und dem goldenen Haar hatte mir immer besonders gut gefallen, aber jetzt sah ich aus, als hätte ich halbherzig versucht, zum Punk zu werden. Übel, ganz übel. Mein Haar hatte Flecken in Knallrosa und Orange, und selbst wo es nicht so schlimm war, hatte mein natürlicher Farbton einen scheußlichen Messingstich. Außerdem hatte mein Haar nicht nur auf dem Kopf die Färbung einer Schildpatt-Katze angenommen, sondern am ganzen Körper. Die Augenbrauen, die Stoppeln an meinen Beinen, und ... o ja, man durfte mit Fug und Recht von einer dreifarbigen Muschi sprechen. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mir vorstellen, dass ich Camille geradezu anflehen würde, mir das mit der Bikinirasur zu zeigen.
»Verdammt. Noch etwas, worum ich mich kümmern muss.« Aber vorerst musste ich mich darauf konzentrieren, diesen Gestank loszuwerden.
»Kann losgehen«, sagte Iris, als sie mit einer Plastikschüssel, einer Flasche Wasserstoffperoxid-Lösung, einem Päckchen Natron und der Spülmittelflasche zurückkehrte. »Lass ein Bad ein.«
Stumm drehte ich das Wasser auf, trat zurück und sah zu, wie sie eine Tasse Natron in das blubbernd einlaufende Wasser kippte. Dann fügte sie einen guten Liter von dem Bleichmittel und etwa eine Vierteltasse Spülmittel hinzu. Ich starrte auf das trübe Badewasser und stieg erst behutsam in die Wanne, als sie mir einen kleinen Schubs versetzte.
Gegen ein schönes, frisches, nach Minze duftendes Schaumbad hätte ich rein gar nichts einzuwenden gehabt, aber das hier fühlte sich eher an, als wollte Iris mir die letzten sieben Jahre Haut vom Leib scheuern. Bis wir mich mitsamt den Haaren gründlich gewaschen hatten, war ich knallrosa vom energischen Schrubben mit dem Luffahandschuh. Während ich mich abduschte, konnte ich den Skunk-Gestank noch riechen, aber zumindest war er ein wenig gedämpft. Ein wenig.
»O je«, sagte sie, als sie zu mir aufblickte.
Wortlos riskierte ich einen Blick in den Spiegel. Jetzt war mein Haar nicht nur rosa, orange und messinggelb, ich hatte obendrein platinblonde Flecken von dem Bleichmittel. Oben wie unten.
»Verdammt«, wiederholte ich und schüttelte den Kopf. »Was machen wir jetzt mit meinem Haar?«
Iris biss sich auf die Lippe. Ich hatte sie noch nie so reuig und zerknirscht gesehen. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, wie Haarfarbe bei dir wirken würde, wegen deines Anteils Feenblut. Vor allem nach dem Bleichmittelbad. Lass mich mal nachsehen, was ich an Zaubern finden kann. Vielleicht können wir da magisch etwas machen.«
»Frag ja nicht Camille. Die kommt mir nicht an meinen Kopf«, brummte ich. »Ich weiß noch ganz genau, was passiert ist, als sie versucht hat, sich unsichtbar zu machen. Sie war eine Woche lang nackig und konnte nichts dagegen tun. Und sie hat es nicht einmal gemerkt, bis ihr jemand gesagt hat, dass ihre Kleider unsichtbar waren.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Ich wickelte mich in das Badetuch, und Iris öffnete. Es war Vanzir.
»Delilah - Luke ist da, aus der Bar. Er will dich sprechen.«
Luke? Luke war ein Werwolf und arbeitete im Wayfarer Bar & Grill, der
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