Schwestern des Mondes 08 - Katzenjagd-09.06.13
gesehen.«
»Könnte es sein, dass sie noch jemand anderen besucht hat und da aufgehalten wurde oder so?« Mein Interesse war geweckt, und ich nahm einen Notizblock vom Beistelltischchen neben mir und begann, mir Notizen zu machen.
Luke schüttelte den Kopf. »Nein. Sie kennt hier sonst niemanden, aber sie war ganz sicher, dass sie in diese Gegend gerufen worden war. Das ist das Wort, das sie gebraucht hat - gerufen. Ich mache mir vor allem Sorgen, weil sie schwanger ist. Eine Werwölfin im siebten Monat verschwindet nicht einfach. Sie sollte ein Nest bauen, die Wurfhöhle für die Welpen vorbereiten ... oder Kinder, wenn man so will.« Seine Stimme passte nicht zu seinem gelassenen Äußeren, ich konnte die Panik hören, die bis kurz unter die Oberfläche aufstieg.
»Wie heißt sie mit Nachnamen, und hast du ein Foto von ihr?«
Er nahm ein verblasstes Foto aus seiner Brieftasche und gab es mir. Als ich es nahm, fielen mir die starken, alten Schwielen an seinen Fingern und der Handfläche auf. Dieser Mann hatte schon hart gearbeitet, viel härter als jetzt in der Bar, und seine Haut war mit verblassten Narben bedeckt.
Ich betrachtete die junge Frau, die mir von dem Bild entgegenstarrte. Sie schien etwa fünfundzwanzig zu sein - das täuschte natürlich, da ÜWs für gewöhnlich sehr langlebig waren. Sie hatte Lukes Augen. Ungezähmt, und doch steckte eine Sehnsucht hinter der wilden Wachsamkeit. Langes, weizenblondes Haar fiel ihr über die Schultern, und ihre Haut hatte einen warmen, lebendigen Honigton. Sie war schön, strahlend und gefährlich.
»Sie heißt Amber, Amber Johansen. Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen.«
Irgendetwas ließ er unausgesprochen. Das verriet mir, dass Luke einen Verdacht hegte, was passiert sein könnte.
»Was glaubst du, was da los ist?« Ich fing seinen Blick auf, drehte meinen Glamour auf und befahl ihm, sich mir zu öffnen.
Er holte tief Luft, stieß sie langsam wieder aus und hielt meinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich glaube, ihre miese Ratte von Ehemann ist hinter ihr her. Am Telefon hat sie mir gesagt, dass ihr jemand hierher gefolgt ist, und ich schätze, er will sie dazu überreden, zum Rudel zurückzukehren. Sein Ego, das Ego des Rudels ... verträgt es nicht, wenn Frauen fortgehen. Rice ist ein brutaler Scheißkerl, und ich fürchte, wenn er sie aufspürt, bringt er sie um.« Und dann sank er langsam in sich zusammen. »Amber ist alles, was mir von meiner Familie geblieben ist.«
»Wir finden sie«, sagte ich und legte eine Hand auf seine. »Wir werden tun, was wir können, das verspreche ich dir.« Im Stillen betete ich allerdings darum, dass es nicht bereits zu spät war.
Kapitel 2
In diesem Augenblick ging die Haustür auf, und Menolly kam herein, einen Arm um Nerissa geschlungen, die offensichtlich sturzbetrunken war. Die beiden lachten, und die Fangzähne meiner Schwester waren ausgefahren, doch ein Blick auf Nerissa zeigte mir, dass Menolly nicht die Kontrolle verloren hatte. Sie deponierte Nerissa sacht in einem Sessel, küsste sie auf die Wange und drehte sich dann zu uns um.
»Was zum Teufel machst du denn hier? Ist in der Bar alles in Ordnung?« Sie starrte Luke mit diesem unheimlichen Blick an, bei dem sie nie blinzelte. Ich konnte es kaum erwarten, bis sie ihn mir zuwandte. Was dann aus ihrem Mund kommen würde, konnte ich mir gut vorstellen, und nichts davon wollte ich unbedingt hören.
Luke zuckte mit den Schultern. »Chrysandra ist für mich eingesprungen. Ich musste mit deiner Schwester reden ... und mit dir, falls du es auch hören möchtest.«
Er hatte ihr gegenüber manchmal eine ziemlich große Klappe, und sie stutzte ihn hin und wieder zurecht, aber sie kamen besser miteinander aus, als es bei Werwölfen und Vampiren meistens der Fall war. Luke war ein verdammt guter Barkeeper und meine Schwester eine verdammt gute Chefin.
»Was gibt's?« Menolly schmiegte sich in die Sofaecke und zog die Beine unter. Dann hielt sie inne, schnupperte und sah mich an. »Bist du das? Warum zum Teufel...« Sie starrte mich an und stieß dann ein ersticktes Lachen aus. »Ach du Scheiße, was ist denn mit deinem Haar passiert?«
Ich verzog das Gesicht. »Ach so ... das. Ich. Stinktier. Tomatensaft. Bleiche und Natronlauge. Ich habe mich in eine knallorangegelbe Schildpatt-Katze verwandelt, nur ohne die schwarzen Flecken, wie du ja siehst. Iris forscht gerade nach, ob es von Haarfarbe noch schlimmer werden würde.«
»Bin ich
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