Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
sieben Meter hohe Decke war noch so beeindruckend wie vorher, doch die herabhängenden Stoffbahnen, die ein Labyrinth aus vom Luftzug geblähten Wänden gebildet hatten, waren verschwunden.
Zwei Treppen führten zu beiden Seiten des Raums auf die obere Ebene, und in der Mitte des großen Foyers bot eine Art Balkon, an drei Seiten mit Geländern versehen, einen Blick auf den offenen Bereich darunter. Von dort führte eine weitere lange Treppe in die unterirdisch gelegenen Stockwerke.
Die Bar an der linken Wand war leer, ebenso die Tische und Sitznischen. Doch ein Blick in die Grotte auf der rechten Seite zeigte uns ein paar Bluthuren, die noch nicht entwischt waren. Wir würden uns in ihrer Nähe zusammenreißen müssen.
Romans Kinder fächerten sich in zwei halbkreisförmigen Reihen hinter uns auf, als wir Terrance entdeckten, der gerade die Treppe aus dem Kellergeschoss heraufkam, sein Gefolge im Schlepptau. Eine Gestalt erkannte ich von unserem letzten Angriff auf das Fangzabula – das Amazonen-Miststück war immer noch da, nur hatte die Bodybuilder-Vampirin ihre weiße Fransenhose abgelegt. Jetzt trug sie einen schwarzen Catsuit, und der Glitzer-Stretchstoff platzte fast über ihren Muskeln. Die Übrigen erkannte ich nicht.
Terrance war ein dunkelhäutiger Vampir mit schwarzen Locken, die ihm bis zu den Schultern reichten. Ein höhnisches Lächeln schien dauerhaft in sein Gesicht eingegraben.
»Gib auf. Zieh dich zurück, Terrance. Du kannst die Wahl nicht gewinnen, und das weißt du auch.« Roman trat vor. »Blodweyn schickt mich.«
»Es ist mir scheißegal, was deine Mama will. Ich erkenne die Autorität des Purpurnen Schleiers nicht an.« Terrance beäugte Roman wachsam. Er war nicht dumm – er wusste, wie alt und mächtig der Vampir war, der ihm gegenüberstand.
Roman fauchte leise. »Damit unterschreibst du dein eigenes Todesurteil.«
»Das wurde an dem Tag besiegelt, an dem du zu der Ansicht gelangt bist, dass ich eine Bedrohung darstelle. Jetzt musst du es nur noch vollstrecken.« Terrance griff an.
Er flog als verschwommener, blitzschneller Schemen auf Roman zu, und seine Schergen fächerten sich auf, um unsere Leute zu attackieren. Ich bekam es wieder mit der Amazone zu tun. Sie grinste, als sie mich ins Visier nahm, und ihre spitzen Fangzähne schillerten.
»An dich erinnere ich mich, D’Artigo. Du solltest mal darüber nachdenken, ob du dich wirklich in der richtigen Gesellschaft befindest, meinst du nicht? Immerhin hältst du dich doch für so moralisch. Dein Freund da hat mehr Menschen getötet als wir alle zusammen.« Sie bewegte sich geschmeidig von einem Fuß auf den anderen, und ihre Brüste hüpften leicht unter dem gespannten Lamé. Offenbar hatte sie sich kurz vor ihrem Tod Silikon implantieren lassen, denn die Schwerkraft stellte keine Gefahr für sie dar, und das würde auf ewig so bleiben.
Ich umkreiste sie und bekam aus den Augenwinkeln mit, dass Roman und Terrance miteinander kämpften.
»Ich erinnere mich auch an dich. Hast du endlich erkannt, dass Cowboy-Hosen dir einfach nicht stehen?«
Während wir uns mit Seitwärtsschritten langsam im Kreis bewegten, zwei vorsichtige Rhythmen, die sich einander anpassten, blendete ich alles andere aus. Kämpfe nur deinen eigenen Kampf, das hatte ich früh gelernt. Kämpfe deinen eigenen Kampf und konzentriere dich nur auf die unmittelbare Umgebung, damit du merkst, wenn noch jemand von der Seite oder von hinten angreift. Ein Kreischen schrillte hinter mir durch die Luft, doch ich drehte mich nicht um. Irgendjemand wurde wohl gerade zerfleischt.
Ich fuhr die Fangzähne aus und versuchte, die Kraft meiner Gegnerin einzuschätzen. Wenn ich mich recht erinnerte, waren wir beide uns ungefähr ebenbürtig, aber ich hatte erst kürzlich Romans Blut getrunken, das verschaffte mir einen Vorteil. Selbst jetzt noch konnte ich spüren, wie seine Essenz meinen Körper durchdrang, wie seine Energie meine eigene befeuerte, und darauf konzentrierte ich mich. Ich rief sie ganz nach vorn, lockte und ermunterte sie wie eine scheue Katze oder ein widerstrebendes Kind.
Meine Gegnerin zog die Augenbrauen hoch und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Du bist köstlich, Menolly. Ich kann es kaum erwarten, die Zähne in deine Haut zu schlagen und dich leer zu trinken.«
Dann sprang sie mich an, und der Kampf hatte begonnen. Ich duckte mich seitlich weg, wirbelte herum und verpasste ihr einen Tritt ins Kreuz, als sie an mir vorbeistolperte. Sie
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