Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
er.
»Ich wüsste gern mehr über Stradoner«, sagte Morio. »In keinem meiner Bücher werden sie auch nur erwähnt.«
»Du wirst nichts über sie finden.« Smoky schüttelte den Kopf. »Die Stradoner leben in den Schattenwelten, und sie tun sich mit den schwarzen Drachen zusammen – sie bilden feste Teams. Ich vermute, dass sich ein solches Paar irgendwann ineinander verliebt hat, und wumm, wurde Shade geboren. Aber dann müsste seine Mutter der Drache sein und sein Vater der Stradoner, denn sonst könnte er überhaupt keine materielle Gestalt annehmen.«
Wir drehten uns alle zu ihm um. »Warum sagst du uns das erst jetzt?« Camille gab ihm einen Klaps auf den Arm.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Es schien niemanden sonderlich zu interessieren.«
»Ich glaube, Delilah wird das brennend interessieren«, erwiderte ich.
»Ihr hat er es wahrscheinlich gesagt. Ich bin angenehm überrascht, dass er sich als so ehrenhaft erwiesen hat. Allerdings sind wir Drachen, wie ihr ja wisst, ein gerissener Haufen, deshalb rate ich euch, ihn noch eine Weile im Auge zu behalten. Übrigens hört er vermutlich jedes Wort, das wir sprechen.« Smoky schnaubte. »Ich schlage vor, dass wir jetzt da reingehen, wenn ihr diese Menschen retten wollt, solange sie noch an einem Stück sind.«
Ich hatte gehofft, dass wir auf Shade und seine Informationen würden warten können, aber Smoky hatte recht. Je länger wir warteten, desto gefährlicher wurde die Lage. »Okay, gehen wir rein. Shade findet uns schon.«
Ich wandte mich dem Gebäude zu und winkte Vanzir zu mir nach vorn. Morio und Camille kamen als Nächste, Trillian und Smoky bildeten die Nachhut. Wir wollten gerade hineingehen, als Chase herbeigerannt kam.
»Okay, ich hab was für euch. Das Haus war ein Imbiss, aber davor war darin eine kleine Kaschemme mit Kartentischen im Hinterzimmer. Ein richtiges Rattenloch, ein Gangstertreff. Das war in den vierziger Jahren. Der Wirt, ein gewisser Randy Smith, kam dahinter, dass seine Frau mit seinem Bruder durchbrennen wollte und die beiden es im Keller getrieben hatten, während er unterwegs war. Randy hat sich nichts anmerken lassen, sondern sich in die Bar geschlichen, als einer seiner Kumpel ihm ein Zeichen gab, dass die beiden dort waren. Er hat sie in flagranti erwischt und ist völlig ausgerastet. Hat die beiden gefesselt und geknebelt und die Bar an dem Abend etwas früher geschlossen. Dann ist er wieder runter in den Keller und hat seine Frau gezwungen zuzusehen, während er seinen Bruder totgeschlagen hat.«
Ich hatte das ungute Gefühl, dass die Geschichte damit noch nicht zu Ende war.
»Für seine Frau hatte er sich was ganz Besonderes ausgedacht. Er hat sie gefesselt liegen lassen, sie mit dem Blut seines Bruders beschmiert und dann einen Käfig voller Ratten reingebracht und freigelassen. Sie sind über sie hergefallen und haben sie bei lebendigem Leib aufgefressen.« Er verzog das Gesicht. »Yugi hat Fotos von dem gesehen, was von ihr übrig war. Nicht schön.«
»Wir haben also mindestens zwei zornige Geister.« Ein Geist – Ärger. Zwei – ein Hornissennest.
»Nicht so schnell«, sagte Chase. »Ich bin noch nicht fertig. Der Kerl hat sich danach eine abgesägte Schrotflinte so zurechtgebastelt, dass er sich damit das Hirn rauspusten konnte. Die Leichen wurden erst drei Tage später gefunden. Die Bar wurde an ein älteres Ehepaar verkauft, die einen Imbiss daraus gemacht haben. Die beiden waren seit vierzig Jahren glücklich verheiratet.«
»Warum sagt mir mein Gefühl, dass die Geschichte noch schlimmer wird?«, fragte Camille.
»Weil es so ist.« Chase warf einen Blick in sein Notizbuch. »Kein Jahr später ist der Alte durchgedreht und hat seine Frau die Kellertreppe hinuntergestoßen. Sie ist mit dem Kopf aufgeprallt und war tot. Ihm war offenbar klar, was er getan hatte, denn er hat die Polizei angerufen, um sich selbst zu stellen. Bis die Polizei hier ankam, hatte er sich direkt über ihrem Leichnam erhängt.«
»Waren das jetzt alle Opfer?« Ich blickte ihm ins Gesicht.
Er schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf. »Nein. Der Imbiss wurde noch zweimal verkauft, und es gab fünf weitere unerklärliche Todesfälle. Keine Beziehungstaten mehr, aber merkwürdige Unfälle, bei denen immer irgendetwas nicht stimmte. Nie genug Beweise, um wegen Mordverdachts zu ermitteln. Der letzte Laden ging neunzehnhunderteinundachtzig pleite, und seitdem steht das Gebäude leer.«
Wir wechselten starre Blicke. Ein ganzer Mob
Weitere Kostenlose Bücher