Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
haben sie einen Haufen angepisster Geister am Hals. Können wir diese Angeber irgendwie aus dem Weg schaffen, solange wir die Sauerei beseitigen, die sie angerichtet haben?« Ich sprang aus dem Bett und schlüpfte hastig in eine Jeans und einen Rolli.
»Chase hat die Straßen absperren lassen, aber eine Gruppe Menschen sitzt mit einer Schar wütender Geister im Keller eines alten Gebäudes fest und kommt nicht heraus.«
Ich hielt inne. »Mist, ich bin mit Wade in der Bar verabredet. Ich muss schnell Bescheid sagen.« Ich rief Derrick an und bat ihn, Wade auszurichten, dass ich so bald wie möglich dort sein würde. »Okay, dann wollen wir mal sehen, was wir tun können.«
Auf dem Weg nach oben blickte Camille über die Schulter zu mir zurück. »Sei bloß vorsichtig. Die Stadt ist völlig durchgedreht, und als Vampir ist man im Moment nicht gern gesehen. Im Ernst, diese Sache hat jeden Spinner von Shoreline bis runter nach Renton auf den Plan gerufen. Nicht nur diejenigen, die dich in eine Staubwolke verwandeln wollen. Wir reden hier von wirklich kranken VBM. Aus irgendeinem Grund hat die Nachricht die extremsten Randgruppen aufgescheucht, Seattle ist heute ein einziges Irrenhaus. Vor dem Gerichtsgebäude findet eine Anti-ÜW-Demo statt, und eine neue Organisation, die sich ›Die Erde den Erdgeborenen‹ auf die Fahnen geschrieben hat, hält eine Art Mahnwache vor dem Superurban Café ab. Marion hat Wachen angeheuert, obwohl die Polizei diese Spinner bisher ganz gut im Griff hat.«
Großartig. Ganz großartig. Genau das hatten wir gebraucht. Deshalb erzählten wir der Öffentlichkeit nichts von Schattenschwinge und den Dämonen, die in die Erdwelt durchzubrechen versuchten. Wenn die Nachricht von einem Serienkiller-Vampir so etwas auslösen konnte, was würden die Leute erst tun, wenn sie von einer bevorstehenden Dämonen-Invasion erfuhren?
Alle warteten schon im Wohnzimmer auf uns. Bis auf Delilah. Ihre verordnete Schonzeit war noch nicht um. Zwar waren die gebrochenen Rippen beinahe verheilt, doch bis Ende des Jahres war ihr jegliche anstrengende Aktivität verboten. Aber Shade, ihr Geliebter, war genauso einsatzbereit wie Camilles drei Ehemänner und das Dämonische Duo, wie Iris Rozurial und Vanzir nannte.
»Sind die Wachen draußen postiert?«
Rozurial nickte. »Ja. Und deine Freundin ist hier, aber sie macht gerade ein Nickerchen. Nerissa und ich bleiben bei Delilah und Iris, bis ihr wiederkommt. Vanzir hat Geistern mehr entgegenzusetzen als ich.«
Also blieben nur Camille und ich, Smoky, Trillian, Morio, Vanzir und Shade. Camille und Morio stellten vermutlich unsere wirkungsvollste Waffe gegen Geister dar, wenn man die Todesmagie bedachte, die sie gemeinsam zustande brachten.
»Okay, dann los. Shade und Vanzir, ihr fahrt mit mir. Camille, wir treffen uns dort. Adresse?«
»Hab ich dir per SMS geschickt«, antwortete sie.
Also zogen wir hinaus in die Nacht, um eine Gruppe VBM zu retten, die nichts lieber getan hätten, als mich zu Staub zu zerblasen. Nur so eine kleine Ironie des Schicksals.
Die Straßen der Stadt flogen als verschwommene Lichterbahnen an uns vorbei, und die Räder meines Jaguars fraßen die Kilometer nur so auf. Wir wohnten draußen in Belles-Faire, brauchten aber nicht lange, um den Greenbelt Park District zu erreichen. Der Schnee sank sanft herab und dämpfte den Verkehrslärm, und meine Scheibenwischer winkten im Takt der Musik, die durch den Wagen donnerte. Camille fuhr vor mir und wich geschickt den Eisplatten aus, die wie Marmor auf den Straßen lagen.
Schließlich bog sie beim Daybreak Loop links ab, und ich folgte ihr. Noch einmal nach rechts, dann geradeaus, und wir waren im Greenbelt Park District. Camille fuhr langsamer und hielt offenbar Ausschau nach Straßenschildern. Nach weiteren fünf Minuten blinkte sie rechts, und ich fuhr ihr nach. Nun sahen wir ein Stück vor uns mehrere Streifenwagen, und ich fand einen Parkplatz direkt hinter Camille. Sie und ihre Männer stiegen aus dem Lexus, Vanzir, Shade und ich glitten aus meinem Jaguar und gesellten uns zu ihnen. Schweigend gingen wir alle gemeinsam in Chase’ Richtung.
Chase hatte die Straße in der Gegenrichtung gesperrt, und hinter der Absperrung drängte sich eine kleine Gruppe von Leuten, die kreischten und brüllten. Mehrere von ihnen hielten Camcorder in der Hand, einige andere hatten sich diverse Elektronik um den Hals gehängt, die ich auf den ersten Blick als Geisterjäger-Ausstattung erkannte. O ja,
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