Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
das dürfte ein Spaß werden.
»Lasst uns rein …«
»Ich kann sie fühlen – sie brauchen Erlösung!«
»Pressefreiheit! Sie trampeln auf meinen verfassungsmäßigen Grundrechten herum!«
Ich betrachtete die Gruppe, während Chase zu uns herübereilte. »Machen die Ärger?«
»Das würden sie lassen, wenn sie nicht so eingebildet und leichtsinnig wären.« Er gab ein leises Knurren von sich und schüttelte den Kopf. Einen Moment lang leuchteten seine Augen in der Dunkelheit. Reflektierende Augen, wie bei einer Katze. Doch ihm schien das nicht bewusst zu sein, und ich beschloss, diese interessante Unterhaltung auf später zu verschieben, wenn wir die großen, bösen Geister ausgetrieben hatten.
»Wie ist die Lage?« Ich sah mir das Haus an, vor dem wir standen. Das schlichte, einstöckige Gebäude hätte einmal eine Bar oder ein kleines Restaurant sein können. »Sind die Geiseln da drin?«
Er nickte. »Ja, im Keller. Zumindest besagt das die letzte Nachricht von einer der Frauen, die da unten gefangen sind. Fünf Menschen insgesamt. Das Letzte, was wir erfahren haben, war, dass die Geister den Laden zerlegt haben – die ziehen da drin eine Poltergeist-Nummer ab, bis hin zu Attacken auf die Geisterjäger, die auch schon Verletzungen und Krallenspuren abbekommen haben. Wir reden hier nicht von Casper, dem freundlichen Geist. «
Ich warf Camille einen Blick zu. »Was meint ihr, du und Morio?«
Sie zuckte mit den Schultern und sah sich um. Morio war bereits in Trance gegangen, so dass man glauben könnte, er sei zugedröhnt bis zu den Ohren. Aber selbst ich wusste, dass er sich auf der Astralebene bewegte, um die Lage zu erkunden.
»Chase, kannst du uns sonst noch irgendetwas sagen? Weißt du, was hier früher war? Haben hier irgendwelche Morde stattgefunden? Das ist Erdwelt-Spukaktivität vom Feinsten, also muss hier etwas sehr Brutales passiert sein.«
»Ich lasse das gerade von Yugi überprüfen«, antwortete er, dann hielt er inne. »Moment.« Er presste sich eine Hand ans Ohr, und ich begriff, dass er ein Bluetooth-Headset trug. »Das ist er gerade. Bin gleich zurück.«
Camille streckte die Hand aus und fuhr zusammen. »Ich spüre sie sogar von hier draußen. Niemand kann mir erzählen, hier sei nichts Schreckliches passiert.«
Da erwachte Morio aus seiner Trance. »Die ganze Gegend ist der reinste Leuchtturm für die Schattenwelt. Die Energie fühlt sich an wie eine Wolke aus gasförmigem, grünem Schmerz. Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, dieses Viertel ist zum Sammelbecken unzufriedener Geister aus der ganzen Stadt geworden.«
»Mit denen können wir es nicht aufnehmen – nicht mit allen auf einmal.« Camille zeigte auf das Gebäude. »Wir müssen uns auf die da drin konzentrieren.«
»Hast du das Horn des Schwarzen Einhorns dabei?« Ich hatte sehr gehofft, dass sie ja sagen würde, aber wieder einmal sollte sich mein Wunsch nicht erfüllen.
»Nein, heute ist Neumond, und es muss sich erst vollständig wieder aufladen. Es hat lange gebraucht, sich von meiner Nacht mit der Wilden Jagd zu erholen.« Ein sehnsüchtiger Blick huschte über ihr Gesicht, und ich wusste, wo sie in ihrer Erinnerung war. Wenn man einen Unsterblichen opferte, selbst zu dem Zweck, dass er wiedergeboren wurde, selbst wenn er einen persönlich zu seinem Henker bestimmt hatte, vergaß man das nicht und machte einfach weiter, als sei nichts geschehen. Camille hatte von diesem Erlebnis seelische Narben zurückbehalten, obwohl sie sich damit den Umhang einer Hohepriesterin verdient hatte. »Du wirst dich mit Mond- und Todesmagie begnügen müssen.«
»Dann lieber die Todesmagie«, brummte ich. Camilles Mondmagie lief allzu oft aus dem Ruder. Allerdings fand ich, dass sie besser geworden war, seit sie mehr unter dem dunklen Mond arbeitete. Schon in ihrer Kindheit hatte man ihr die falsche Mondphase zugewiesen, weshalb ihre Kräfte manchmal eine Art Kurzschluss erlitten. Ihre halb menschliche Abstammung machte es gewiss nicht besser. Da waren wir noch nicht ganz sicher.
Ich gab den anderen einen Wink. »Reiht euch hinter mir ein. Shade, du kannst in den Schatten wandeln. Würdest du mal vorausgehen und einen Blick da reinwerfen?«
Er nickte einmal und schien direkt vor unseren Augen zu verschwinden. Na ja, eigentlich war es nicht so, als ob man ein Licht ausknipste, oder als könnte er sich unsichtbar machen – er verblasste eher, bis er durchscheinend geworden war. Dann machte es sozusagen leise puff, und weg war
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