Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
Dämonen, aber was immer hier ist, es ist böse. Richtig bösartig, wie ein Tumor in der Luft.«
Während sie sprach, krachte das gerahmte Poster an der Wand auf den Boden. Ich wirbelte herum und suchte nach jemandem oder etwas, doch da war nichts.
»Die Temperatur ist gerade stark gefallen«, bemerkte Morio.
Camille nickte mit klappernden Zähnen. Ihr nächster Atemzug bildete eine kleine Wolke vor ihrem Mund. »Um etwa zehn Grad, würde ich sagen. Geisteraktivität, kein Zweifel.«
Ich fühlte den Unterschied kaum – Kälte und Hitze machten mir nichts aus, deshalb wurde ich nur bei extremen Temperaturen aufmerksam. »Was soll das heißen? Meinst du …?«
»Übernatürlicher Effekt. Die Temperatur ist gerade um zehn Grad gesunken, in nicht mal einer Minute.« Morio hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, da flog ein staubiges Colaglas vom Regal hinter der Theke durch den Raum und zerschellte an der gegenüberliegenden Wand, wobei es Vanzir nur knapp verfehlte.
»Was zum Teufel …?« Vanzir fuhr herum. »Wer war das?«
»Vielleicht ein Poltergeist, aber ich schätze, die Geister hier sind viel gefährlicher als ein gewöhnlicher Spuk.« Morio blickte sich wachsam um. »Ich weiß nicht recht, wo wir anfangen sollen. Aber wir müssen die Menschen finden, die hier festsitzen. Wo ist der Keller? Was wetten wir, dass sie dahin gegangen sind?«
Ich blickte mich um und entdeckte einen Durchgang nach hinten. »Wahrscheinlich da drüben.«
Als wir auf die Tür zugingen, tippte mir jemand auf die Schulter. »Was ist?« Ich drehte mich um und erwartete, Smoky oder Trillian zu sehen, aber die waren zu weit hinter mir. »Wer hat mir gerade auf die Schulter getippt?«
Smokys Gesicht war ungewöhnlich blass. »Ich habe einen schwarzen Schatten gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Eben hatte ich noch deinen Rücken vor mir, und dann erschien ein Schatten und verschwand wieder, ehe ich ein Wort sagen konnte.«
»Nicht witzig«, knurrte ich leise. »An mir vergreift sich niemand, ob Mensch, Geist oder Vampir. Wir müssen etwas tun. Morio, Camille – können wir sie irgendwie davon abhalten, uns zu attackieren, während wir uns …«
Ein weiteres lautes Krachen hinter uns unterbrach mich. Wir drehten uns alle im selben Moment um, gerade rechtzeitig, um einen Stuhl durch die Luft auf uns zusegeln zu sehen. Smoky sprang mit einem Satz vor Trillian, dem die hölzerne Sitzfläche den Schädel hätte zertrümmern können, und riss die Arme hoch. Er schmetterte den Stuhl zu Boden, wo er in Stücke brach.
Trillian sah ihm in die Augen. »Danke, Bruder. Du hast mir eine hässliche Beule erspart.«
»Kein Problem«, erwiderte Smoky. »Camille wäre sicher sauer, wenn du verletzt wirst, obwohl ich es hätte verhindern können.« Er bemühte sich, das scherzhaft klingen zu lassen, doch zitterte seine Stimme hörbar.
Camille sah Morio an. »Wir brauchen irgendeinen Schutz. Ich schlage vor, wir weben ein bewegliches Pentagramm, um uns die Biester vom Leib zu halten.«
Morio nickte. »Gute Idee. Das kostet uns zwar weitere fünf Minuten Verzögerung, aber wir kommen auch nicht schneller voran, wenn wir dauernd innehalten müssen, um irgendeinen unsichtbaren Angreifer abzuwehren.«
»Was ist mit Shade?«, fragte ich und sah mich um.
»Der kommt schon«, antwortete Smoky. »Wahrscheinlich ist er irgendwo vor uns und kundschaftet die Lage aus.«
Camille und Morio bedeuteten uns, dicht zusammenzurücken, dann fassten sie sich bei den Händen und schlossen die Augen. »Sorgt dafür, dass wir keinen Schubs abbekommen, bis wir fertig sind«, wies Camille uns an.
Vanzir, Trillian, Smoky und ich bildeten einen Kreis um die beiden, nach außen gewandt, damit wir sehen konnten, was eventuell auf uns zukam. Morio und Camille begannen zu flüstern. Ich konnte nicht sehen, was sie taten, doch eine Energie verbreitete sich um sie, so stark, dass selbst ich sie spüren konnte. Ein zartviolettes Licht umkreiste uns wie Lichtspuren oder schnelle, schmale Neonblitze. Ich hatte die beiden schon oft genug zusammenarbeiten gesehen und wusste, dass dies eine der typischen Farben ihrer Todesmagie war.
»Wir weben den Kreis fest und strammdass ihn nichts durchdringen kannwas böse oder unerkanntbei Todesstrafe sei verbannt.« Ihre Stimmen verschmolzen miteinander, als sie in einen Frage-Antwort-Gesang übergingen. Camille führte, und Morio antwortete ihr.
»Geistergeschöpfe, lauschet mir …«»Herz der Nacht, tief im Dunkel
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