Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
dran. »Mann, wir müssen reden. Ich brauche eine Antwort von dir, und ich muss dich um einen großen Gefallen bitten.«
»Du hast Sassy getötet«, sagte er leise.
»Ich hatte keine andere Wahl.« Ich machte mir nicht die Mühe, danach zu fragen, wie er es erfahren hatte, aber ich schilderte ihm meinen Besuch bei ihr. »Sie ist abgestürzt, Wade. Komplett. Ich musste mein Versprechen einlösen.«
»Ja, das verstehe ich. Hör mal, sonst weiß noch niemand davon. Ich habe es nur erfahren, weil ihr Anwalt sich bei mir gemeldet hat. Sassy hat ihre Villa den Anonymen Bluttrinkern vererbt. Stell dir vor, was wir damit alles machen können – wir können ein Hotel eröffnen, und wir haben richtig viel Platz für unsere Treffen.«
»Du meinst wohl, ihr könnt. Ich gehöre nicht mehr dazu, schon vergessen?« Ich konnte nicht anders. Meine Stimme klang verbittert. Ich war immer noch stinksauer deswegen.
»Darüber wollte ich auch mit dir reden. Das war falsch von mir, Menolly. Es tut mir leid. Bitte komm zu uns zurück. Ich werde jegliche Ressentiments gegen dich in der Gruppe ausräumen. Und ich habe über das nachgedacht, was du mir gesagt hast. Ich werde meine Kandidatur zurückziehen – wenn du mir versprichst, dass Terrance die Wahl nicht gewinnen wird.«
»Das kann ich dir versprechen. Ro-, äh, meine … Quelle will Terrance auch nicht als Regenten.«
»Dann kannst du die Sache abhaken.« Wade zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Menolly, ich weiß, dass wir keine Chance haben, es noch einmal miteinander zu versuchen. Zu viel ist passiert. Aber ich vermisse unsere alte Freundschaft. Wenn ich dir verspreche, nie wieder solchen Mist zu bauen, würdest du mir als Freund noch eine Chance geben?«
Ich starrte das Telefon an und seufzte dann, nur damit er es hören konnte.
»Was immer du jetzt sagst, wird ziemlich ernst sein … du atmest nur, wenn es sein muss.« Er versuchte zu lachen, doch ich hörte die Unsicherheit in seiner Stimme.
»Wade, ich gebe so gut wie nie jemandem eine zweite Chance. Aber … du bekommst sie. Wenn du wieder Mist baust, war’s das, und zwar für immer. Ich habe dir das Leben gerettet, und du bist mir eine Menge schuldig. Normalerweise rechne ich so etwas nicht auf, aber diesmal geht es nicht anders. Ich muss diese Schulden sofort eintreiben.«
»Was brauchst du?«
»Erin braucht einen Mentor. Ich stecke mitten in … ach, das willst du gar nicht so genau wissen. Aber es ist extrem gefährlich. Erin braucht einen Unterschlupf, sie muss sowohl mit anderen Vampiren als auch mit Atmern umgehen lernen. Darum geht es ja bei den Anonymen Bluttrinkern. Gib mir dein Wort, dass du mir bei ihrer Sozialisierung helfen wirst. Ich habe ihr Arbeit gegeben, die sie gern tut, aber sie braucht mehr als das in ihrem Leben.«
Ich wartete. Wade schwieg einen Moment lang, dann lachte er. »Ist das alles? Ich dachte, du würdest einen meiner Finger verlangen oder so. Ja, natürlich helfe ich dir gern, Menolly. Du hast recht, genau darum geht es bei den Anonymen Bluttrinkern. Ich schaue heute Nacht mal in der Bar vorbei und unterhalte mich mit ihr, wenn dir das recht ist.«
»Danke, Wade. Ich rufe an und sage Bescheid, dass du kommst. Ich muss jetzt los. Wir haben einen Serienmörder dingfest zu machen.« Als ich auflegte, hatte ich das Gefühl, dass mir gleich zwei schwere Steine vom Herzen gefallen waren. Mit Wade so zerstritten zu sein, hatte mir zu schaffen gemacht, und ich hatte die AB mehr vermisst, als ich zugeben wollte.
Jetzt würde Erin andere von unserer Art treffen und lernen, wie sie im Umgang mit Lebenden die Kontrolle über sich behalten konnte. Ich dachte kurz an Roman und warf ihm in Gedanken eine Kusshand zu. Ohne ihn wären Wade und ich immer noch zerstritten, und Erin hätte kein wesentlich erfüllteres Leben als bei Sassy. Vielleicht würde sich doch alles zum Guten fügen.
Nach dem Abendessen blieben Trillian, Shade und Nerissa mit Delilah und Iris zu Hause. Camille und Morio fuhren in ihrem Wagen los, Vanzir und ich in meinem. Wir trafen Chase im Greenbelt Park District in einer menschenleeren Straße bei dem bezeichneten Gullydeckel. Es schneite nicht mehr, und die Straßen waren geräumt, aber hier und da von einer Eisschicht überzogen, so dass ich auf der Fahrt dorthin zweimal ins Schleudern geriet und beinahe die Kontrolle über das Auto verlor.
Vanzir hüstelte. »Süße, ich weiß ja, dass wir beide einen Unfall wahrscheinlich überleben würden, aber verdammt
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