Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
glitzerte wie leuchtender Wackelpudding, hatte aber ansonsten gar nichts Hübsches an sich. Indigoblaue Viro-mortis-Gallerte war tödlich.
»Sie kann unsere Körperwärme wahrnehmen«, sagte Camille und rümpfte die Nase. »Fasst das bloß nicht an, sonst stecken wir in ernsthaften Schwierigkeiten.«
Vor einer Weile hatte Delilah grüne Viro-mortis-Gallerte an die Hand bekommen, und Smoky hatte den Glibber tiefgefrieren müssen, damit wir ihn von Delilahs Haut lösen konnten. Smoky hatten wir jetzt nicht bei uns, und die indigoblauen Arten waren wesentlich giftiger als die grünen. Diese Wesen funktionierten so ähnlich wie der Blob – sie umhüllten ihre Opfer, verleibten sie sich ein und wuchsen dabei. Bei lebendigem Leib von einem beweglichen Klumpen Rotz verdaut zu werden, stellte ich mir nicht gerade angenehm vor.
»Haltet Abstand dazu und passt gut auf, wo ihr hinfasst.«
Während wir weiter den Tunnel entlanggingen, leuchtete ich mit der Taschenlampe immer wieder die Wände an. Wenn es hier Viro-mortis-Gallerte gab, mussten wir wohl auch mit anderen widerlichen Biestern rechnen. Alles mögliche Geschmeiß konnte hier im Dunkeln lauern und nur auf das nächste unachtsame Geschöpf warten, das an ihm vorbeikam: Abendessen!
Rechts standen noch mehr Kisten in einem offenen Verschlag. Ich richtete den Lichtstrahl in die Nische und suchte sie ab, doch auch dies schien ein verlassener Keller zu sein. Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, und hier und da war Feuchtigkeit herabgesickert und hatte breite Bahnen von Moder – der normalen Sorte – und Schimmel hinterlassen.
»Die Stadt sollte wirklich mal jemanden hier runterschicken, der sich um diese Sauerei kümmert«, brummte ich.
»Und wer soll das bezahlen?«, erwiderte Chase. »Seattle kämpft auch so schon mit finanziellen Engpässen. Nein, ich habe den Eindruck, dass kaum jemand in der Stadt überhaupt von diesem Teil des unterirdischen Straßennetzes weiß. Die meisten Leute ahnen nicht mal, dass der Untergrund aus mehr besteht als dem, was den Touristen auf dieser kleinen Tour gezeigt wird.«
Leises Plätschern drang an mein Ohr. »Kanalisation?«, fragte ich. Die anderen lauschten, dann schüttelte Chase den Kopf.
»Nein, ein Abwasserkanal würde sich anders anhören. Vielleicht ein unterirdischer Fluss.« Er hielt inne. »Was ist das? Da drüben?«
Ich schwenkte den Strahl meiner Taschenlampe in die Richtung, in die er zeigte. Da war eine weitere kleine Kammer, aber in dieser war noch etwas zu sehen. Ein Spalt in der steinernen Tunnelwand weckte meine Neugier.
»Ich weiß nicht. Sehen wir es uns mal an.« Ich schlich hinüber zu dem Kabuff und bedeutete den anderen, sich leise zu bewegen. Der Spalt führte nicht in einen richtigen Gang, war aber immerhin so breit, dass wir einzeln durchpassen würden. Ich leuchtete in den pechschwarzen Gang dahinter, konnte aber rein gar nichts erkennen. »Wollen wir reinschauen? Passt bloß auf, dass ihr die Wände nicht berührt, also bitte: nicht stolpern, ja?«
Als ich den schmalen Gang betrat, hoffte ich, dass er nicht allzu lang sein würde. Ich hatte überhaupt keine Lust, mich in einem unterirdischen Labyrinth zu verlaufen. Camille bekam leicht Platzangst, und ich wusste, dass ihr das hier nicht leichtfiel.
Die Dunkelheit verschluckte uns, und das einzige Licht waren die gedämpft wirkenden Strahlen unserer Taschenlampen. Ich ließ jeweils den Fuß vor mir über den Boden gleiten, um lose Steinchen beiseitezufegen, damit die anderen nicht darauf abrutschten und sich den Knöchel verstauchten.
»Die Luft wird immer stickiger«, sagte Camille von ganz hinten. »Kannst du sehen, wie weit der Tunnel noch geht?«
Ich kniff im funzeligen Lichtschein die Augen zusammen und versuchte, irgendeine Entfernung abzuschätzen. »Ich weiß es nicht, aber … Moment mal …« Der Gang verschwand vor uns in eine scharfe Linkskurve. Ich spähte um die Ecke. Die Öffnung führte in einen großen Raum. »Du hast Glück.«
Ich betrat die aus Backstein gemauerte Kammer und sah mich als Erstes wachsam um. Die anderen kamen einer nach dem anderen aus dem Spalt hervor, während ich den Raum untersuchte. Er war gut vier Meter fünfzig hoch und schien so lang und breit zu sein wie unser Haus. In regelmäßigen Abständen klafften dunkle Öffnungen in den Wänden, und mir wurde klar, dass dies nur ein kleiner Knotenpunkt in einem riesigen Tunnelsystem sein musste.
»Verdammt, schaut euch das nur an. Wir könnten
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