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Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Boden ankam, hatte ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. Rasch trat ich von der Leiter zur Seite, knipste meine Taschenlampe an und suchte meine unmittelbare Umgebung ab. Nichts zu sehen, außer einem Häufchen Rattenkot. Der Tunnel sah allerdings nicht aus wie ein Abwasserkanal, und mir ging auf, dass wir das Gebiet falsch eingeschätzt hatten. Der Boden war an manchen Stellen gepflastert und bestand ansonsten aus Holzbohlen.
    Sobald die anderen unten waren, sagte ich mit gedämpfter Stimme: »Das ist nicht die Kanalisation. Kein Wunder, dass die Leiter aus Eisen ist. Wo sind wir hier?«
    Chase schwenkte den Strahl seiner Taschenlampe hin und her. Der unterirdische Gang führte links und rechts ins Dunkel weiter, und direkt gegenüber der Leiter war eine Nische in der Tunnelwand. Darin standen gammelige Kartons, ein alter Holzstuhl und ein kleiner Tisch. Eine Wand der Nische nahmen Regalbretter ein.
    »Scheiße. Das darf doch nicht wahr sein.« Chase trat über die Reste einer eingestürzten Mauer hinweg in das Kabuff, das dahinter freigelegt worden war. »Ich weiß, wo wir sind.«
    »Wo?«
    »Der Gang hier gehört zum alten Tunnelsystem unter Seattle, das aufgegeben wurde, als es einzustürzen begann.«
    Als die Stadt Seattle ursprünglich entstanden war, hatte sie viel tiefer gelegen als heute. Nach einem verheerenden Brand 1889 hatte man sie auf den Trümmern, ein, zwei Stockwerke über der alten Straßenhöhe, wieder aufgebaut. Eine Zeitlang waren die Leute noch auf Leitern zwischen den ursprünglichen Gebäuden und den neueren Straßenabschnitten rauf- und runtergeklettert, aber schließlich hatte sich Seattle ganz auf die oberen Ebenen ausgebreitet. Obwohl das überbaute Straßennetz nicht mehr benutzt wurde, stellte es immer noch eine unterirdische Verbindung zwischen den alten Stadtteilen dar.
    »Ich dachte, die ›Seattle Underground‹-Tour wäre ein paar Straßen weiter zu Ende«, bemerkte ich.
    Chase schüttelte den Kopf. »Die Tour schon. Aber der Bereich, den man besichtigen kann, ist nur ein kleiner Teil der ursprünglichen unterirdischen Stadt. Früher gab es sogar einige Nachtclubs hier im Untergrund – nicht nur in dieser Gegend, sondern überall in den Tunneln. Einer nach dem anderen wurde geschlossen, weil das Gebiet statisch immer unsicherer wurde, und irgendwann waren dann die meisten unterirdischen Bereiche verlassen, vergessen und schwer zugänglich. Ich wusste gar nicht, dass die Tunnel bis in den Greenbelt Park District führen, aber eigentlich ist es nur logisch.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Diese Stadt wurde von Sekunde zu Sekunde gespenstischer. Szenen aus Der Nachtjäger schossen mir durch den Kopf. Delilah liebte Darrin McGavin, und ich hatte ihr beibringen müssen, dass er tot war.
    »Also, was ist das da für ein Loch? Die Kammer ist viel zu klein für einen Nachtclub.«
    »Manche Geschäfte hatten Keller, die in die Untergrund-Szene eingingen. Ich vermute, dass sie zu einem Laden gehört hat, der überbaut wurde. Wir sind hier eine Ebene tiefer als Seattle Underground. Sozusagen unterhalb der Keller. Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass die Tunnel so weit reichen, und so tief hinunter.«
    Ich blickte nach links und rechts. »Wohin sollen wir gehen?«
    »Wo liegt der Mittelpunkt des Greenbelt-Park-Viertels?«, fragte Camille, zog die Handschuhe aus und steckte sie in die Rocktasche. »Wenn wir davon ausgehen, dass der Mörder sich dort eingenistet hat, wäre das ein logischer Ausgangspunkt.«
    »Stimmt. Mal sehen …« Ich blickte mich um. »Wenn dieser Gang in Nord-Süd-Richtung verläuft, müssen wir nach Norden, also …« Ich wandte mich nach rechts und nickte. »Da lang. Gehen wir. Gleiche Marschordnung wie auf der Leiter. Camille und Morio, ihr sichert uns nach hinten ab.«
    Als wir ein Stück den Gang entlanggelaufen waren, begann Camille zu husten. »Die Luft ist furchtbar dumpfig.«
    »Schadet sie dir? Kannst du nicht mehr richtig atmen?« Ich brauchte mir deshalb keine Sorgen zu machen, die anderen aber schon.
    »Doch, wir kriegen schon noch Luft, aber es ist sehr modrig hier unten, das riecht man sofort. Achtet auf Viro-mortis-Gallerte. Die hätten hier ideale Lebensbedingungen.«
    Wie aufs Stichwort erfasste der Lichtstrahl meiner Taschenlampe etwas, das rechts von mir an der Wand klebte. Ich machte unwillkürlich einen Satz zurück, als wir einen Fleck aus indigoblauem Glibber erkannten, der sich parallel zu uns an der Mauer entlangbewegte. Das Wesen

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