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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.Z. Thomas
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Hals.
Wenn Puck da wäre, könnte er mit ihm sprechen. Aber da sind nur die Möbel im
Zimmer, die Couch, der kleine Bücherschrank, Vaters Schreibtisch, Brüders Bett
an der Wand, der eichene Eßtisch und die Stühle. Alles schweigt und steht tot
und fremd um ihn herum.
    Er gibt dem nächstbesten
Stuhlbein einen Tritt, erschrickt, als der Stuhl sich bewegt, und läuft hinaus.
Er will zu Tante Käthe. Doch auf dem Flur erinnert er sich, daß Tante Käthe
nicht zu Hause ist.
    Er könnte auf die Straße gehen
und mit Klaus und Peter spielen. Aber nein, die will er ja gar nicht! Der
einzige Mensch, den er sucht und der ihn jetzt verstehen würde, ist nicht da.
Der einzige Mensch, den er braucht, der ihn in die Arme nehmen würde und bei
dem er aufseufzen könnte und geborgen wäre vor allem Alleinsein in der Welt,
ist unerreichbar für ihn.
    „Mutti!“ sagt Brüder leise und
blickt auf die Korridortür.
    Aber die Mutter liegt in der
Klinik von Frau Professor Stork, und dahin geht er nicht wieder! Oder soll er
sich vielleicht noch einmal anhören, daß die Frau Professor sagt: ,Du hängst deiner Mutter noch immer am Rockzipfel, kannst
ihn nicht loslassen und tust so, als müßtest zu sterben, wenn sie nicht da
ist’?
    So eine Beleidigung läßt sich
Brüder nicht zweimal gefallen. Also muß er warten, bis seine Mutter zurückkommt.
    Die Stunden dehnen sich endlos.
Wenn Brüder wenigstens etwas ausgefressen hätte, dann würde es ihm leichter
fallen, in der ausgestorbenen Wohnung zu bleiben. Aber wofür hat er Strafe
verdient? Für den Frosch etwa? Nein, das sieht er nicht ein, das war nur
Zufall!
    Er geht um seinen Berg
Schnitten herum und kann nichts essen. Es ist ihm so jämmerlich zumute, daß er
am liebsten heulen würde. Aber das wäre ja zum Lachen, wenn ein Junge heulte.
Das tun nur Mädchen!
    Warum ist seine Mutter nicht
da? Wegen der neuen Schwester. An der liegt überhaupt alles! Daß sie ausziehen
müssen. Daß die Mutter Erholung braucht. Daß Guggi und Puck nicht da sind. Und
daß Brüder erfährt, wie schrecklich es ist, ganz allein auf der Welt zu sein.

    Dagegen muß Brüder etwas
unternehmen, denn er ist kein Freund von Trübsinn. Also macht er sich auf und
verläßt die Wohnung. Dumpf knallt die Korridortür hinter ihm zu. Aufgeregt
klirren die Schlüssel drinnen am Bund. Zu spät fällt Brüder ein, daß Tante Käthe gesagt hat, er solle sie abziehen, wenn er weggeht.
Brüder runzelt die Stirn. Auch wieder so ein Schabernack, den ihm seine neue
Schwester spielt! Dauernd krabbelt sie in seinen Gedanken herum und macht, daß
er an alles mögliche denkt, bloß nicht an die ‘Wohnungsschlüssel.
    So ein Blödsinn! Er wird von
jetzt an so tun, als ob diese neue Schwester gar nicht vorhanden wäre! Luft
wird sie für ihn sein, jawohl, Luft!
    Pfeifend stelzt er die Treppe
hinunter, drei Stufen abwärts, zwei wieder hinauf, drei abwärts, zwei hinauf,
bis Frau Zattersteg im Erdgeschoß die Tür aufreißt. „Nicht zum Aushalten ist
dieses Gepfeife! Willst du wohl den Schnabel halten, du Lausebengel!“ Brüder hält sofort den Schnabel. Er verschwindet nach hinten zur
Hoftür hinaus, denn da braucht er nicht an Frau Zattersteg vorbei.
    Kaum ist er draußen, pfeift er
weiter. Was er pfeift, weiß er selber nicht. Irgend etwas, was sich so anhört,
als ob ein Blasebalg ein Loch hätte, und manchmal auch so, als ritzte einer mit
einem Stein über eine Fensterscheibe, je nachdem, wie er die Töne trifft. Und
er trifft sie nicht oft.
    Als Guggi eine Weile vor der
Wohnungstür steht und hinein will, ist Brüder weit
fort. Guggi hat einen eigenen Wohnungsschlüssel. Da sie Schichtunterricht hat,
kommt sie zu den verschiedensten Tageszeiten heim und braucht dann nicht vor
der Tür zu warten, wenn niemand zu Hause ist. Heute bekommt sie den Schlüssel
nicht in das Schlüsselloch. Sie klingelt. Aber es öffnet niemand.
    Sie probiert eine ganze Weile
mit dem Schlüssel herum, und schließlich geht sie zu Tante Käthe.
    Tante Käthe rattert schon
wieder auf ihrer Schreibmaschine. Sie hat eilige Briefe zu schreiben. Aber weil
Guggi die Tür nicht aufbekommt, geht sie mit hinauf. Sie versuchen es zu zweit.
Die Tür bleibt zu.

    „Innen steckt der Schlüssel!“
stellt Tante Käthe fest.
    Ja, was nun?
    „Hol den Hausmeister!“ befiehlt
Tante Käthe.
    „Ausgerechnet!“ erbost sich
Guggi.
    Der Hausmeister kommt mit dem
Werkzeugkasten im vollen Bewußtsein seiner Wichtigkeit. Was würden die Mieter
im Neubaublock ohne

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