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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Daumens in der Schale herum, aber Öl und Wasser vermischten sich nicht. Das hatten sie noch nie getan.
    »Nun werde ich zu Gott beten, damit er dich von dem Bösen, das dich bedroht, befreit.« Noch immer rührte Fiorella unverdrossen in der Schale herum, die so zu einem Miniatur-Whirlpool wurde. »Ich werde jetzt ein Gebet sprechen, das nur ich kenne. Ich sage es auf Italienisch. Du wirst also nichts verstehen. Das sollst du auch nicht.«
    Mary unterdrückte ein Schmunzeln, als Fiorella auf Judys Stirn das Zeichen des Kreuzes machte. Dann begann die alte Dame zu beten, entdeckte dabei einen Fleck auf ihrem Kleid, sie suchte und fand eine Serviette, tauchte sie in ein Glas Wasser und tupfte mit ihr den Flecken trocken. Danach endete ihr Gebet abrupt.
    Mary gefiel das nicht. Was war von einer Wunderheilerin zu halten, die während des Betens mit ihren Designerklamotten rumspielte?
    »Meine Damen, ihr könnt die Augen öffnen. Judy, jetzt geht es dir bestimmt besser, oder?«
    »Ja!« Sie musste grinsen. »Vielen Dank!«
    Auch Mary rang sich zu einem Dankeschön durch und dachte bereits an das nächste Problem. Die matschigen Gnocchi auf dem Herd.
    11
    Bennie befürchtete, dass es mit dem Kratzen bald wieder losging. Dieses Geräusch trieb sie in den Wahnsinn. Ob das Alices Absicht war? Ihre Handflächen schmerzten vom Schlagen gegen den Deckel. Ihr Rock war feucht von Urin. In der Kiste stank es nach Schweiß.
    Irgendwie passte das Kratzen nicht zu Alice. Die hatte immer ein genaues, konkretes Ziel vor Augen, das sie auf einem genauen und konkreten Weg ansteuerte. Sie war eine exzellente Planerin.
    Gegen Ende ihres Prozesses hatte die Staatsanwaltschaft eine Überraschungszeugin aus dem Hut gezaubert. Eine Mitgefangene, die behauptete, Alice hätte ihr den Mord an dem Cop gestanden. Doch dann widerrief die Petze ihre Aussage. Bennie war sich sicher, dass Alice mit der Zeugin beides abgesprochen hatte: die Aussage und deren Widerruf am nächsten Tag – was wie erhofft kein gutes Licht auf die Zeugin der Anklage warf. Alice hatte die ganze Zeit mit einem Geheimplan auf ihren Freispruch hingearbeitet. Alles war von langer Hand von ihr vorbereitet gewesen.
    Ein neues Geräusch, ein Rumpeln, das von weit her zu kommen schien, riss Bennie aus ihren Gedanken. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch. Vielleicht stammte es von einem Lkw, der vorbeifuhr. Doch das Rumpeln hörte nicht auf.
    Dann begann auch das Kratzen wieder. Es war intensiver und lauter, was ihr noch mehr Angst einjagte. Wer kratzte? Woher kam das Rumpeln? Hatten die beiden Geräusche etwas miteinander zu tun?
    Und wieder begann sie zu klopfen und zu schreien, damit sie diese unerträglichen Töne nicht mehr hören musste und ihre Schmerzen vergaß.
    12
    Alice leerte ihre Stofftasche auf Bennies Bett aus. Packen von Fünf-, Zehn- und Zwanzigdollarscheinen, die von Gummibändern zusammengehalten wurden. Zehn Mille insgesamt. Kleingeld im Vergleich zu Bennies Millionen. Sechs Monate lang hatte sie Geld bei der Rechtshilfe veruntreut. Bevor sie die Fliege machte, ließ sie noch einmal ein paar Hunderter mitgehen. Der Rest war Profit vom Drogenhandel. Ob Bennie hier irgendwo Bargeld herumliegen hatte?
    Auf dem Toilettentisch stand eine Schmuckkassette, die Alice anzog wie eine Schatztruhe. Obenauf lag ein Pass, im ersten Fach dann ein paar Ohrringe und zwei goldene Armreifen. Alice ging alle Fächer durch, fand aber nur Silberschmuck – und das nicht einmal vom Feinsten. Am Boden der Kassette dann ein Bündel Geldnoten, achthundert Dollar.
    Na, wer sagt’s denn!
    Unter den baumwollenen BH s und Slips vom Discounter, die in den Schubladen des Toilettentisches aufbewahrt wurden, fand sie allerdings kein Geld. Da gab es nur Jeans, Sweater und Stapel von unsortierten dicken T-Shirts. Bennie verstaute das gefundene Geld in ihrer Stofftasche, zog den Reißverschluss zu und packte die Tasche unter das Bett. Dann ging sie zum Wandschrank und öffnete seine Jalousietüren. Da hingen ein blaues Kostüm, noch ein blaues Kostüm, ein Khakikostüm, noch ein Khakikostüm und zu guter Letzt noch ein Khakikostüm. An Schuhwerk enthielt der Schrank braune und schwarze Pumps und einen Berg Turnschuhe. Sie zog eine der Khakijacken über ihr schwarzes Oberteil und betrachtete sich im Spiegel von Bennies Badezimmer. Nein, die Kleidung war nicht das Problem.
    Sie machte ihre Haare nass und durchforstete einen Behälter mit grobzahnigen Kämmen, bis sie endlich

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