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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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helfen Sie ihm«, rief Grady der jungen Ärztin nach. Er drehte sich zu Alice, und jetzt im Licht konnte sie sehen, wie schön er war. Seine Augen hinter den Brillengläsern waren groß und hellgrau. Die Krähenfüße verliehen seinem Gesicht einen entspannten, fast intellektuellen Touch. Sein blondes Haar war dick und lockig. Er hatte eine schmale Nase, einen kräftigen Kiefer und den küssenswertesten Mund, den sie je bei einem Anwalt gesehen hatte.
    »Ich mache mir solche Sorgen.« Alice biss sich auf die Lippen. Tränen stiegen ihr – oh, Wunder! – in die Augen. »Ich will ihn nicht verlieren.«
    »Alles wird gut«, flüsterte Grady ihr zu und nahm sie in die Arme. »Ich bin so froh, hier zu sein.«
    »Ich auch«, sagte Alice und drückte ihn fest.
    Sex als Herzenstrost ist absolut nicht zu verachten.
    28
    Mary fühlte sich richtig gut. Kein Wunder nach der dritten Margarita. Den Rücken an die Wand gelehnt saß sie mit ausgestreckten Beinen auf dem Parkettboden. Sie war barfuß. Wo sie ihre Schuhe gelassen hatte, wusste sie nicht. Zwischen ihr und ihrer besten Freundin standen zwei schmutzige Papierteller, diverse Schachteln mit chinesischem Fertigmenü und ein Laptop.
    Judy schielte auf das Etikett der Tequilaflasche in ihrer Hand. »Mary, was heißt reposado übersetzt? Das ist Spanisch.«
    »Lecker. Da bin ich mir sicher.«
    Judy lächelte. »Du bist ein schlaues Mädchen.«
    »Und mit jedem Drink werde ich schlauer.«
    »Und deine Schriftsätze genialer.«
    »Auf uns.« Mary erhob ihr Glas. »Wir haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    »Wie immer. Und mit Chinese Food …«
    »Mit Chinese Food klappt’s noch besser.«
    »Unsere neue Geheimwaffe.«
    Ein Wohlgefühl floss durch Marys Adern. Sie hing gern mit Judy in ihrer Wohnung ab. An den Wänden stapelten sich die Gemälde, und auf den Regalen standen alte Kaffeedosen mit ausgewaschenen Pinseln und Holzschachteln mit Ölfarben. Dazu das weiße Himmelbett mit einem Baldachin aus Gaze. Alles passte irgendwie zusammen. Judy hatte so viele Talente. Mary würde immer Respekt vor ihr haben.
    Judy lächelte. »Aber nicht wieder sentimental werden. Was ist los mit dir? Fahren die Gefühle mit dir Achterbahn?«
    »Ja. Aber warum, weiß ich nicht.«
    »Hängt es mit deinem Einstieg in die Kanzlei zusammen?«
    »Schon. Aber nicht nur. Es ist auch Anthony und das Haus, das wir suchen. Alles zusammen.«
    Judy verzog die Stirn. »Ich habe gedacht, dass du dich auf das gemeinsame Haus freust. Anthony hat mir von einem in Bainbridge erzählt.«
    Mary spürte ein Stechen in der Brust. »Da muss man eine Menge Arbeit hineinstecken. Und dunkel ist es auch.«
    »Erzähl mir, was los ist.«
    »Mit ihm Häuser anzuschauen macht Spaß. Aber da gibt es ein Problem. Ich habe mehr Geld als er, kann also mehr für ein Haus ausgeben. Aber wie können wir dann gleichberechtigte Besitzer werden?« Mary verstummte kurz. »Und was, wenn wir einziehen? Führe ich mich dann wie seine Vermieterin auf, die jeden Monat seinen Anteil einfordert?«
    »Schwierige Fragen.« Judy runzelte die Stirn. »Wie willst du das Problem lösen?«
    »Wenn ich Teilhaberin werde, wird der Unterschied im Einkommen noch riesiger.« Je mehr Mary nachdachte, desto unbehaglicher fühlte sie sich. War sie dabei, Anthony in die Pfanne zu hauen? »Er schreibt sein Buch und lebt von seinen Ersparnissen.«
    »Habt ihr darüber geredet?«
    »Ein bisschen.«
    Judy zuckte mit den Achseln. Das Eis schmolz in ihrem Glas. »Ihr solltet noch mal darüber reden.«
    »Das wird ihm peinlich sein.«
    »Wieso?«
    »Er fühlt sich minderwertig. Ich verdiene mehr als er.«
    Judy musste beinahe lachen. »Ich denke, das weiß er.«
    »Warum ihm also das Ganze noch mal unter die Nase reiben?«
    »Woher weißt du, dass er sich schlecht fühlt?«
    »Ein Beispiel.« Mary holte tief Luft. »Wenn wir essen gehen, will er zahlen. Also fallen gewisse gute Lokale unter den Tisch. Manchmal lässt er auch zu, dass wir die Rechnung teilen. Aber das ist immer unangenehm. Ich gebe dem Kellner meine Kreditkarte, Anthony gibt mir seinen Anteil in bar. Der Kellner kommt zurück und gibt Anthony meine Kreditkarte.«
    »Augenblicke, wie wir sie lieben.« Judy verzog die Nase.
    »Großartig, oder? Und wenn wir gemeinsam in ein Haus ziehen und ich Teilhaberin werde, wird die Situation noch verquerer. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Unvorstellbar, drei Jahre sind wir zusammen, ohne das Problem gelöst zu haben.«
    Judy nahm einen Schluck von ihrem

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