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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Drink. »Mit Frank bin ich glücklich. Sein Geschäft läuft ebenfalls spitze.«
    »Alles ist gut, wenn der Mann mehr Geld nach Hause bringt als die Frau.«
    »Moment.« Judy zuckte zusammen. »Geld spielt bei mir keine große Rolle.«
    »Das weiß ich doch. Bei mir ist es ja auch nicht anders. Aber bei Männern, zumindest bei Anthony … Ihr Ego wächst mit der Dicke ihrer Brieftasche.«
    »Während wir Mädchen nur einen schönen Körper, schönes Haar und ein schönes Gesicht brauchen.« Judy lächelte. »Er schreibt ein Buch. Wenn es erscheint, verdient er Geld.«
    »Falls es erscheint. Und wenn er für die Biografie keinen Verleger findet? Oder sein Vorschuss ist winzig? Da wird es ihm schlechtgehen.«
    »Dann geht er wieder unterrichten.«
    »Ja, er will mit der Uni darüber reden.«
    »Siehst du. Es wird schon.«
    Mary wusste, dass es so einfach nicht war. Sie hatte Anthony während seines Sabbaticals in Philadelphia kennengelernt. Aber seine Stelle an einer Privatuni in New York hatte er nie mehr angetreten. Er war hiergeblieben, wegen ihr. Sie stand bei ihm in der Schuld.
    »Und du liebst ihn doch?«
    »Ja. Schon. Aber neulich abends …« Mary rieb sich die Stirn. Hätte sie doch keinen Tequila getrunken. Mit Alkohol war sie die absolute Spaßbremse.
    »Mary, es ist gut, dass du Anthony liebst – und auch in Zukunft lieben wirst.« Judy lächelte. »Also, sei glücklich. Verstanden?«
    »Okay. Das werde ich.« Mary sah auf ihre Uhr. »Zeit zu gehen.«
    Judy legte symbolisch den Kopf auf die Seite. »Du kannst gerne hierbleiben. Du schläfst im Bett, und ich nehme den Schlafsack.«
    »Lieber nicht. Ich muss mich entscheiden, ob ich mir mit Anthony morgen Häuser ansehe. Und ich muss ihm Bescheid sagen.«
    »Dann entscheide dich jetzt, und ruf ihn an.«
    Der Schriftsatz war fertig, sie hätte also Zeit. »Ich kann mich nicht entscheiden.«
    »Dann rede mit ihm darüber. Ruf ihn an, sofort.«
    »Du willst, dass ich betrunken meinen Freund anrufe?«
    29
    Bennie streckte die Arme schlaff von sich. Das Tier knurrte und kratzte weiter, aber ihr Körper war kurz davor zu kapitulieren. Sie lag da und japste nach ein bisschen Sauerstoff. Wo waren ihre Kräfte geblieben?
    Ihre Willenskraft war dabei zu erlahmen. Gleichmut und die Bereitschaft, das Unannehmbare anzunehmen, drohten sie wegzuspülen. Ihre Gedanken wanderten zu Bär und den drei Mädchen Mary, Judy und Anne in ihrer Kanzlei. Nein, sie wollte sie wiedersehen, wollte ihnen sagen, wie sehr sie sie liebte. Aber dazu war es zu spät. Sie konnte nicht mehr hämmern, kratzen oder schreien. All das war sinnlos gewesen, sie hatte umsonst gekämpft.
    Ihr Herz schlug schneller und heftiger, es trommelte wie wild gegen die Brust. Bennie wand sich in der Kiste vor Schmerzen. Sie versuchte, diese Bewegungen zu stoppen. Sie wollte mit dem bisschen Sauerstoff, das vielleicht noch da war, sparsam umgehen. Aber es gelang ihr nicht. Ihre Brust wölbte sich, ohne sich zu dehnen, ihre Lungen blieben leer.
    Sie begann zu husten. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte eine Axt ihn in der Mitte zerteilt. Ihr Herzschlag beschleunigte sich noch mehr. Jetzt wusste sie, wie sie sterben würde: im Dreck, im Dunkeln und vollgepisst. Fast jeder starb so. Warum sollte es ihr besser ergehen?
    Der Husten hörte auf. Oder hörte sie ihn nicht mehr? Vielleicht würde ihr Körper seine Innereien nach außen stülpen. Vielleicht würde er auch ganz einfach zerplatzen. Sie dachte wieder an ihre Mutter, und sie dachte an den, der weggegangen war. Der, der die Liebe ihres Lebens war. Das wusste sie jetzt zum ersten Mal mit hundertprozentiger Sicherheit.
    Aber ihr Herz würde bald zu schlagen aufhören.
    30
    Den Kopf an seine Schulter gelehnt, die Augen geschlossen, so saß Alice auf der Heimfahrt neben Grady. Der Scheiß-Köter war noch nicht gestorben. Der Tierarzt hatte ihnen gesagt, dass er am Morgen nach den Tests mehr wisse. Sie hoffte auf eine gute Nachricht. Natürlich würde sie dabei in Tränen ausbrechen. Sie müsste sich nur ein Leben ohne Sex vorstellen – und schon würden bei ihr die Tränen kullern.
    »Wir sind da«, sagte Grady mit sanfter Stimme und parkte den Wagen vor Bennies Haus. »Sicherlich bist du sauer. Weil ich die Blinker wieder nicht gesetzt habe.«
    Ups, zum zweiten Mal. »Heute drücke ich mal ein Auge zu.«
    »Weiter so.« Grady tätschelte ihr Knie. Sehr angenehm. Sie stieg aus dem Wagen, und schon stand er neben ihr, legte den Arm um ihre Schulter und führte sie

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