Schwesternkuss - Roman
habe angerufen. Er wird noch behandelt. Genaueres erfahren wir, wenn wir hinkommen.« Grady lächelte. Auf der Ablage stand ein Teller Speck, eine Bratpfanne und ein Karton Eier. »Magst du Kaffee? Der Speck ist knusprig. Wie du ihn magst.«
»Wie nett von dir.« Alice liebte den Speck extrem knusprig. Es gab also zumindest eine Sache, die sie mit Bennie gemeinsam hatte.
»Mit den Eiern habe ich gewartet. Wie magst du sie?«
Alice hatte keine Ahnung, wie ihre Schwester die Eier oder den Kaffee mochte. Details wie diese konnten sie verraten. »Es tut mir leid, aber ich habe keinen Hunger.«
»Aber wir haben gestern nicht zu Abend gegessen.«
»Ich bin zu nervös. Warum fahren wir nicht gleich zu Bär?«
»Aber du bist doch der geborene Speck-Maniac.«
»Nicht heute Morgen. Ich hole meine Tasche.« Alice ging ins Wohnzimmer. Da läutete plötzlich das Telefon. »Nicht rangehen!« Alice hatte keinen Bedarf an einem weiteren Test. »Das hält nur auf.«
»Okay.«
Das Telefon läutete nicht mehr, aber ein Knacken war zu hören, wie man es von alten Anrufbeantwortern kannte. Ein solches Uraltgerät noch im Einsatz zu haben, das passte zu Bennie. Und schon begann mit großer Lautstärke eine Frauenstimme zu sprechen.
»Bennie?« Es war Mary DiNunzio. »Ich habe den Schriftsatz für die Einstweilige Verfügung gegen Alice fertig. Ich hoffe, du brauchst ihn nicht. Aber sicher ist sicher. Judy hat mir dabei geholfen. Ich maile ihn dir heute Abend. Bis morgen. Und pass auf dich auf.«
Oh, nein! Alice traute ihren Ohren nicht. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Grady wusste bisher nicht, dass sie in Bennies Leben zurückgekehrt war. Noch so ein paar Missgeschicke, und ihm könnten ernsthaft Zweifel an ihrer Identität kommen. Sie spielte also die Coole, öffnete die Haustür, als hätte sie den Anruf überhört, aber da stand Grady mit zusammengezogenen Augenbrauen und besorgtem Blick schon neben ihr.
»Meint sie mit Alice Alice Connelly?«, fragte er. »Eine Einstweilige Verfügung gegen sie? Was ist los?«
»Eigentlich nichts. Du kennst doch die DiNunzio. Sie übertreibt gerne.«
»Was ist passiert?«
»Alice hat ihren Job geschmissen. Das ist alles. Die Einstweilige Verfügung ist eine reine Sicherheitsmaßnahme.«
»Und warum hat sie ihren Job geschmissen?«
»Das erzähle ich dir im Wagen. Gehen wir.«
»Hat sie dich bedroht?«
»Nein. Wie gesagt, eine reine Sicherheitsmaßnahme.«
»Du bist so nett gewesen und hast damals ohne Honorar für ihren Freispruch gesorgt. Danach ist sie aus der Stadt verschwunden.«
»Müssen wir jetzt darüber reden?« Alice schloss die Haustür ab. Grady sah sie besorgt an. Sie eilte die Treppenstufen hinunter. »Komm endlich. Wir müssen gehen.«
»Du scheinst die Sache nicht ernst zu nehmen. Alice ist gefährlich.«
Schmeichler. »Sei nicht albern.«
»Du hast sie immer unterschätzt. Man darf ihr nicht vertrauen.«
Da liegst du ausnahmsweise richtig. »Ich habe kein volles Vertrauen in sie.«
»Bennie, warum hast mir gestern Abend nichts davon erzählt? Das ist nichts Belangloses.«
»Ich habe mir Sorgen um Bär gemacht. Und das tue ich immer noch. Fährst du?« Alice warf ihm die Autoschlüssel zu. Diese Fragerei war das Letzte, was sie jetzt brauchte. Warum hatte er sich auch gerade dieses Wochenende ausgesucht, um mit seiner alten Liebe wieder anzubandeln?
Und dabei hatte er sie noch nicht einmal gevögelt.
34
Ob Anthony und sie jemals ein Haus finden würden? Mary verlor allmählich die Hoffnung. Sie hatten einige in ihrer Preiskategorie besichtigt, aber keines war in Frage gekommen. Mal wegen der Außenansicht, mal wegen der Innenansicht, mal gefiel die sanitäre Einrichtung nicht. Aber heute schien es zu klappen. Da war dieses schöne Backsteinreihenhaus, zwei Stockwerke hoch, schwarze Fensterläden, dazu passende Blumenkästen, in denen weiße und rosafarbene Löwenmäulchen blühten.
»Guten Tag, mein Name ist Janine Robinson«, sagte die Immobilienmaklerin und öffnete die Haustür. Sie war schon älter, aber gut erhalten, im Gegensatz zu ihrem Hosenanzug aus Leinen, der zerknautscht war wie ein Akkordeon. Mary hatte ihre Leinen-Phase hinter sich. Mittlerweile wusste sie, dass dieser Stoff nur zum Bügeln taugte.
»Hallo«, sagte Anthony und stellte sie beide vor, was zu einer unvermeidlichen Frage von Janine führte.
»Wie lange sind Sie verheiratet?«
»Wir sind nicht verheiratet«, antwortete Mary, während Anthony mit verschränkten Händen
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