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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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sie (Ingrid) trotz ihrer Bemühungen von mir
schlecht behandelt wurde. Darüber, dass doch früher alles besser war, als
Schwiegertöchter noch Respekt vor der Weisheit ihrer Schwiegermütter hatten.
Und natürlich darüber, wie gefährlich Kaiserschnitte für die Entwicklung des
Babys und wie gut Kümmel für die Brustwarzen einer jungen Mutter waren. Als die
Hebamme es endlich schaffte, zu Wort zu kommen, blieb ihr nichts anderes übrig,
als zu sagen, als das sie nun los müsse, da die nächste Mutter schon auf sie
warte.
    Ich war mit meinem Latein am Ende und tat das Einzige was mir
einfiel, damit mein Kind endlich etwas zu Essen bekam. Ich gab Josephine die
Flasche und ich bekam im Gegenzug ein glücklich gurrendes Baby. Ich war so
erleichtert, dass es mich nicht weiter störte, dass mein flaschengenährtes Kind
nun laut Ingrid mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Depressionen,
Asthma, Allergien aller Art, verfrühte Demenz, Farbenblindheit und eine
unterentwickelte rechte Körperhälfte bekommen würde.

 
    Als Josephine zwei Wochen alt war, konnte ich eine Frage, die ich
seit Tagen vor mir herschob, nicht länger unbeantwortet lassen. Eigentlich
waren es zwei Fragen: Erstens, wie lange würde Ingrid noch bleiben? Zweitens,
wo war eigentlich Igerich ?
    Zu Frage eins gab es einiges zu sagen, da das Verhältnis zwischen
Ingrid und mir täglich etwas schlechter wurde. Dies lag, nachdem die Ernährung
des Neugeborenen geklärt war, hauptsächlich an der Wolldecke, die Ingrid für
ihr Enkelkind gestrickt hatte. Die Decke war mit der Wolle irgendwelcher Schafe
gestrickt, die in der Mongolei lebten und sich ausschließlich von den Halmen einer
seltenen mongolischen Blume ernährten, die mehrfach in Zusammenhang mit
Wunderheilungen genannt worden war.
    Natürlich war ich Ingrid ausgesprochen dankbar, dass mein
„flaschenverwahrlostes“ Kind dank der Decke von den oben genannten Krankheiten
verschont bleiben würde, aber es gab ein Problem. Die Wunderwolle war eher eine
Art Draht und so ähnelte die Decke auch mehr einem Brett und kratzte so
fürchterlich, dass mich eine Nachbarin kopfschüttelnd bei einem zufälligen
Treffen im Park fragte, ob wir neben dem Baby noch eine junge Katze bekommen
hätten, die mein neugeborenes Kind so verschandelt hätte. Ingrid ließ keine
Gelegenheit verstreichen, mein Kind in ihre heilende Decke einzuwickeln. Als
besonders gute Gelegenheit empfand sie es, wenn Josephine schlief.
    Eine Zeit, die ich, wie viele andere Mütter von Neugeborenen, nutzte,
selbst ein wenig zu schlafen. Kaum hatte ich Josephine in ihren Stubenwagen
neben meinem Bett gelegt und war erschöpft eingeschlummert, schlich Ingrid -
vorsichtig rechts und links schauend, ob ich vielleicht doch noch wach war - zu
ihr hin, nahm sie aus dem Wagen, wickelte sie in die Decke und schlich sich mit
ihr aus dem Raum.
    Selbstverständlich entging mir der Kinderdiebstahl nie. Schon
allein deswegen nicht, weil Josephine spätestens zehn Minuten später anfing zu
schreien, gepeinigt von ihrer kratzenden Decke und vollkommen überhitzt, da es
Sommer war und in unserer nicht klimatisierten Wohnung Temperaturen von über 30
Grad herrschten.
                „Ich
wollte dich nur ein wenig entlasten“ behauptete Ingrid dann stets mit einem
Lächeln auf den Lippen und gab mir mein brüllendes Kind zurück.
                “Bestimmt
hat sie Hunger. Das kannst du als Mutter jetzt am besten.“
    Sprach‘s und verschwand aufs Wohnzimmersofa, um fernzusehen während ich mit meinem
brüllenden, übermüdeten, überhitzten Kind auf dem Arm da stand und ihr
hinterher schreien wollte:
                „Wenn
das Kind schläft und ich schlafe ist es nicht wirklich eine Entlastung, wenn du
es wieder aufweckst!“
    Ich begann, den Stubenwagen zu schützen wie eine Vogelmutter ihr
Nest vor der Nachbarskatze. Leider bedeutete dies, dass ich überhaupt nicht
mehr schlafen konnte. Tagsüber, um mein Kind vor der Decke zu schützen und
nachts nicht, weil mein Baby weit davon entfernt war, durchzuschlafen. Bald sah
ich aus wie ein Zombie, fühlte mich wie ein Zombie und war kurz davor, mich wie
ein Zombie zu benehmen und Ingrid auf bestialische Weise zu ermorden. Zwei
Wochen nach Josephines Geburt kam ich zu dem Schluss, dass ein Massaker nur
durch Ingrids sofortige Abreise zu verhindern war. Ich sprach mit Rigoletto .
                „Wenn
deine Mutter morgen nicht nach Hause fährt, kann ich für

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