Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
hilfesuchend zu Rigoletto ,
doch der saß nur stumm auf seinem Stuhl. Zum ersten Mal sah er ganz aus wie Igerichs Sohn. Da niemand sie aufhielt, nahm Ingrid ihre
Jacke, rauschte hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
„Mama?“
Ich sah meine Mutter besorgt an, die erschöpft neben mir auf dem
Krankenhausbett in sich zusammen sank.
„Der
habe ich es gegeben!“
Am Ende trug Ingrid doch noch den Sieg in der Auseinandersetzung
der Großmütter davon. Meine Mutter sonnte sich kurz in ihrem Triumpf, dann
wurde sie sich ihrer Unhöflichkeit bewusst. Den Rest ihres Besuches jammerte
sie vor sich hin, wie sie sich nur so habe gehen lassen können. Mein Vater
versuchte, sie so gut es ging zu trösten, ohne Erfolg. Schließlich schickten
meine Eltern ein 3-seitiges Entschuldigungsschreiben an Ingrid und schworen,
nie wieder in meine Nähe zu kommen, wenn Ingrid sich in einem Umkreis von 150
Kilometern befand.
„Diese
Frau hat das Schlechteste aus mir herausgeholt“, erzählte meine Mutter noch im
hohen Alter jedes Mal, wenn die Rede auf die Schwiegereltern ihrer Tochter kam.
Kapitel 29
Für mich begann nach einem weiteren Tag im Krankenhaus der Alltag
daheim mit Baby – und Schwiegermutter. Kein einfacher Alltag. Es wird für
mich immer ein wunder Punkt bleiben, warum ich auch nach der Entlassung aus dem
Krankenhaus nicht in der Lage war, Josephine zu stillen. Meine Theorie
diesbezüglich war einfach: Ich konnte mein Kind nicht stillen, weil sich Ingrid,
sobald Josephine gestillt werden sollte, neben mich setzte und mich nervös
machte. Zum einen, weil sie vollkommen ungeniert auf meinen ungekümmelten Busen gaffte und sie zum anderen dabei kluge Sprüche klopfte, wie: „du
erstickst das Kind, so bekommt es keine Luft“ oder „in vielen afrikanischen
Völkern hängen die Mütter ihre Babys von oben über die Schulter zum Stillen.“
Oder gutgemeinte Statistiken, wie „90 Prozent der Frauen haben nach dem Stillen
enorme Hängebrüste“, zum Besten gab.
Ingrids Theorie, warum es mit dem Stillen nicht klappte, war eine
andere: Ich nahm nicht genug Flüssigkeit und das falsche Essen zu mir, was sie im
Minutentakt wiederholte. Natürlich hatte Ingrid nichts mehr im Hotelzimmer
gehalten, nachdem ich mit Josephine daheim war und meine Eltern abgereist
waren. Sie hatte sich auf unserer Wohnzimmercouch einquartiert. Mit Rigolettos Segen, allerdings ohne meinen. Wohlweislich
hatte Rigolettochen mal wieder keine Rücksprache mit
mir gehalten. Als ich davon erfuhr, war ich sogar ganz froh, dass es mit dem
Stillen der kleinen Josephine nicht klappte, da ich Gift und Galle spuckte und
mir nicht sicher war, ob und wie viel davon in die Muttermilch übergehen
konnte.
Ingrids Anwesenheit in unserer Wohnung war ein bisschen wie ein
übler Geruch, den man einfach nicht loswird. Sie war überall. Wenn ich morgens
aus dem Schlafzimmer kam, stand Ingrid bereits mit einem Glas Wasser und einer
Banane vor meiner Tür und fragte:
„ Mandylein , hast du genug getrunken und gegessen?“
Ich durfte erst passieren, wenn ich das Glas geleert und die Banane
gegessen hatte.
So ging es den ganzen Tag weiter. Wenn ich in die Küche oder aus
ihr heraus wollte, wenn ich ins Wohnzimmer ging oder auf die Toilette, ich
musste erst ein Glas Wasser trinken und eine Banane essen. Schließlich platzte
mir der Kragen und ich herrschte Ingrid an, dass es kein Wunder sei, dass ich
mein Kind nicht stillen konnte, da ich gar keine Zeit dafür hätte, schließlich
verbrächte ich große Teile des Tages auf der Toilette. Irgendwo müsste das Wasser
schließlich hin. Außerdem hätte ich nun endlich Verstopfung, weil ich den
ganzen Tag Bananen essen musste.
„Wenn
du meinst“, sagte Ingrid kalt und ging mit ihrem Wasserglas demonstrativ in die
Küche und goss es in den Abfluss. Die Banane aß sie selbst und ich betete
inständig, dass sie nicht auf die Idee kam, dass sie Josephine vielleicht dank
einer Bananenkur selbst stillen könnte.
Josephine schrie unterdessen weiter. Gerne hätte ich mich mit der
Hebamme beraten, die eine gute Woche nach der Geburt zum Hausbesuch bei mir
erschien. Daraus wurde aber nichts, da Ingrid die gute Frau sofort auf das Sofa
zog und ihr ihr Herz bei einem Glas Wasser und einer
Banane ausschüttete. Darüber, dass ich nicht stillen konnte, weil ich nicht
vernünftig trank. Darüber, dass
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