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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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du vollkommen Recht, Ingrid. Daran hätte ich ja niemals gedacht. Wie dumm
von mir.“
    Meine Mutter nahm mir die Strampler wieder aus der Hand und warf sie mit viel Schwung in die Mülltonne.
                „Jetzt
haben wir allerdings ein Problem“, sprach sie zuckersüß an Ingrid gewandt
weiter.
                „Was
soll das arme Kind denn bloß anziehen? Oder hast du schon eine naturbelassene
Erstausstattung?“ Nun sah sie mich fragend an.
                „Nein“,
antwortete ich wahrheitsgemäß, obwohl Ingrid mir den Kauf einer solchen
mehrmals empfohlen hatte.
    Sofort verengte meine Schwiegermutter ihre Augen wieder zu
missbilligenden Schlitzen.
                „Mandy,
ich habe dir doch...“
    Weiter kam sie nicht. Meine Mutter tat das Unvorstellbare. Sie
unterbrach Ingrid.
                „Dann
müssen wir sofort handeln! Die beiden könnten schon heute entlassen werden und
dann? Entweder muss das Kind nackt oder in Chemie die ersten Schritte ins Leben
tun. Das geht nicht.“
                „Nein,
natürlich nicht.“ Ingrid war vollkommen aus dem Konzept gebracht.
                „Ich
schlage vor, Du gehst einkaufen. In Berlin gibt es bestimmt gute Läden mit
Naturkleidung für Säuglinge. Dir als Profi wird es ein Leichtes sein, einen zu
finden. Wir bleiben hier bei Mira, Rigoletto und
Josephine. Du hattest die drei schließlich schon den ganzen Tag. Und gestern
auch schon, dank deiner mütterlichen Vorahnung. Ach ja, und wenn du schon
unterwegs bist, kauf doch noch ein paar Naturpralinen ohne Zucker, Schokolade,
Geschmack oder sonst irgendwas, damit Mira wenigstens eine kleine Freude hat.“
    Mit diesen Worten schob meine Mutter die verdutze Ingrid aus dem
Krankenhauszimmer.
                „So“,
wandte sich meine Mutter nun Rigoletto zu. „Und du
siehst aus, als könntest du tatsächlich einen Kaffee gebrauchen.“
    Da Rigoletto freiwillig aufstand und das
Zimmer verließ, musste sie ihn nicht schieben, was sie auf jeden Fall getan
hätte, denn meine Mutter wollte mit mir allein sein.
                „Mira,
ich weiß, du bist gerade erst Mutter geworden und brauchst Ruhe, aber wenn
diese fette Knallerbse noch ein Wort zu mir sagt, dann vergesse ich meine
Höflichkeit und sage ihr gehörig die Meinung. Wer glaubt die denn, wer sie ist?
Oder nimmt sie Drogen?“
                „Leider
nein. Ingrid ist immer so.“
                „Und
warum lässt du dir das gefallen?“
                „Weil
du mir über Jahre hinweg eingetrichtert hast, dass Höflichkeit das Wichtigste
im Leben ist und dass man Respekt vor Älteren haben muss.“
    Es tat richtig gut, mal einer Mutter so richtig und ohne
Unterstützung der Hormone zu widersprechen, auch wenn es nur die eigene und
nicht Ingrid war.
                „So?
Ich bin also Schuld, dass du dich von der explodierten Qualle tyrannisieren und
zulässt, dass sie dein Kind wie eine ostdeutsche Tankstellenpächterin nennt?“
    Gott sei Dank kam Rigoletto in diesem
Moment mit einem Tablett voller Kaffeebecher und Brötchen ins Zimmer.
                „Ich
dachte, du hast bestimmt auch Hunger“, strahlte er meine Mutter an, als sei er
vor wenigen Minuten nicht Zeuge der unschönen Szene zwischen den
Neu-Großmüttern gewesen. Der Mann hatte wirklich das Zeug zum Diplomaten.

 
    Wir verbrachten einen friedlichen Vormittag mit Josephine, die
allerdings etwas unleidlich war, da sich das Stillen immer noch schwierig
gestaltete. Die Schuld daran lag bei mir. Jedes Mal wenn sich ihr kleiner Mund
meinem Busen näherte musste ich an Ingrid und den Brustkümmel denken und zuckte
zurück.
    Es war bereits Nachmittag als Ingrid beladen mit Einkaufstüten
wieder im Krankenhaus auftauchte. Sie wirkte erschöpft.
                „Durch
halb Berlin bin ich mit dem Taxi gefahren, bis ich endlich den richtigen Laden
hatte“, erklärte sie stolz.
    Ihre Ausbeute konnte sich sehen lassen. Was die Menge anging
zumindest. Mit der Anzahl der Strampler , Jäckchen und
Schlafanzügen, die sie gekauft hatte, hätte man problemlos Sechslinge
ausstatten können. Was die Optik betraf, wirkte es eher, als hätte Ingrid die
Kelly Family bei einem ihrer 70er-Jahre-Auftritte in der Fußgängerzone überfallen.
                „Ein
Vermögen hat das gekostet, aber für Chantalle ist mir
nichts zu teuer! Alles reine Natur! Und genug für

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