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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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allein gehen. Und: Nein, wir haben die
Tiere noch nicht sprechen hören.“
    Rigoletto schien erleichtert, dass ich mich nicht über das Beibehalten der
Kinder-Traditionen lustig machte. Der Mann hatte keine Ahnung.

 
    Kurz darauf verließen Ingrid und Igerich mit ihrem Sohn das Haus und ich hatte eine weitere Stunde Zeit zum Grübeln. In
meinem Fall paarte sich meine ausufernde Fantasie mit dem Bedürfnis, alles zu
analysieren. Keine gute Mischung. Dummerweise analysierte ich so auch Dinge,
die nur meiner Fantasie entsprangen. Mit viel Mühe verbannte ich schließlich
den Gedanken an eine nackte Ingrid, die gemeinsam mit einem Rudel Hirsche um
einen an einen Marterpfahl gebundenen Igerich tanzte,
und konzentrierte mich auf die Fakten: Nachdem man im Wald versucht hatte, die
Tiere sprechen zu hören, feierte man den Heiligabend bei Hasenbeins bevorzugt
nackt, tanzend und mit Plätzchen, die jeden Stauballergiker sofort ins
Krankenhaus gebracht hätten. Fast musste ich kichern. Hätte mir jemand von
Familie Hasenbein erzählt, hätte ich vor Lachen auf der Erde gelegen. So lag
ich auf dem Bett im Gästezimmer eben jener Familie und fragte mich einmal mehr,
ob die Liebe zu meinem Hasen auch für seine Familie reichte.
    Aber was blieb mir anderes übrig? Wollte ich Rigoletto behalten, musste ich wohl auch mit seinen Eltern auskommen. Ich nahm mir ein
paar von meinen selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen und mit dem Geschmack von
Schokolade und Zimt fühlte ich eine Welle weihnachtlicher Großherzigkeit und
Liebe in mir aufsteigen. Die „Ist-doch-alles-nicht-so-schlimm-Liste“ wurde
gleich mit hochgespült. Was war schon so schlimm an ein paar trockenen
Plätzchen und Nacktfilmen aus den 80ern, auch wenn man die Hauptdarsteller
nicht nur kannte, sondern ihnen gleich mit ernsten Gesicht ein
Weihnachtsgeschenk überreichen musste? Es konnte wirklich schlimmer kommen. Zum
Bespiel könnte es ein Hasenbein-Brauch sein, sich erst dann, wenn alle
Beisammen waren, zu den Klängen von „Jingle Bells“ zu entkleiden und
anschließend nackt durchs Dorf zu laufen.
    Ich verbot meiner Fantasie weitere Ausflüge und beschloss, getragen
von Zitronat und Nelkenaroma, auf jeden Fall mein Kleid anzuziehen und meine
Mitmenschen zu lieben. Egal, was passierte.

Kapitel 10

 
    Schwarzseher werden es ahnen, es war natürlich nicht egal, was
passierte. Dabei fing der Heiligabend wunderbar an. Nachdem sie vergebens
versucht hatten, den sprechenden Tieren zu lauschen, kehrten Rigoletto und seine Eltern in bester Stimmung zurück.
                „Wir
ziehen uns nur schnell um, dann geht es los. Festtagskleidung!“, krähte Ingrid
noch in der Tür stehend und ihre Vorfreude auf das Weihnachtsfest war so schön
anzusehen, dass ich es ihr nicht mal übel nahm, dass Mandylein doch in der Zeit schon mal den Tisch fürs anschließende Abendessen decken
sollte.
    Während ich meiner Aufgabe nachkam, wartete ich natürlich gespannt,
was Ingrid und Igerich unter „Festtagskleidung“
verstanden. Nackt? Nackt mit Weihnachtsketten behangen? Lendenshorts, da ein
Gast anwesend war? Oder doch ganz normal?
    Ich war fast ein bisschen enttäuscht, als die beiden „ganz normal“
vor mir standen. Ingrid hatte ein weiteres Kleid, das wie immer weder Anfang
noch Ende hatte und für die Gelegenheit mit goldenen Sternen besetzt war,
ausgewählt. Igerich trug einen dunkelbraunen Anzug
mit gelb-grüner Krawatte, grauem Hemd und ein Glas Rotwein. Kurz darauf
erschien auch Rigoletto in seinem schwarzen Anzug. Er
sah blendend aus und für einen kurzen Moment vergaß ich, dass dieses Bild von
einem Mann tatsächlich von den beiden schrägen Gestalten neben mir abstammte.
                „Ich
sehe mal nach, ob das Christkind schon da war“, flötete Ingrid so aufgeregt als
würde von den drei Erwachsenen, die vor dem Wohnzimmer standen, jeder noch fest
an selbiges Christkind glauben und drückte ihren gewaltigen Körper durch einen
möglichst kleinen Spalt in der Tür, was bedeutete, dass die Tür kurzzeitig
sperrangelweit offen stand.
    Ich sah meinen Hasen an, mein Hase sah mich an. Ich schwöre, in
diesem Moment war ich überzeugt, dass alles gut würde.
                „Ihr
könnt kommen“, schrie Ingrid unnötig laut aus dem Wohnzimmer und wir betraten
den Raum.
    In dem Weihnachtsbaum, der gestern noch so festlich von kleinen
Lampen erleuchtet gewesen war, hingen nun Stofffetzen, zusammengeknüllte Papierkugeln,
kleine Bilder

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